Moderator: Hits der 70er bis Heute
Sendung: Der AllgäuHIT-MIX
 
 
Symbolbild
(Bildquelle: Freie Wähler)
 
Allgäu
Donnerstag, 21. Mai 2020

Ulrike Müller stellt sich gegen Schutzgebiet Ausweitung

Die EU-Kommission hat gestern zentrale Elemente des Green Deal veröffentlicht. Im Rahmen ihrer Biodiversitätsstrategie quantifiziert die Kommission die Ausweitung landschaftlicher Schutzgebiete und kommuniziert Ziele unter anderem für Biolandbau und Forstwirtschaft.



Ulrike Müller hat sich wiederholt gegen die pauschale Ausweitung von Schutzgebieten positioniert und nennt praktische Beispiele, wie eine Bewirtschaftung mehr zur Nachhaltigkeit beitragen kann als eine Stilllegung. Sie lobt eine mögliche Klima-Vergütung für Land- und Forstwirte, bedauert jedoch, dass die multifunktionale Rolle der Wälder nicht ausreichend berücksichtigt wird. Biolandbau auf einem Anteil von 25 Prozent der Flächen geht für Müller an den Gesetzen von Angebot und Nachfrage vorbei, mit negativen Effekten sowohl für Konsumenten wie auch Produzenten.

Anpassung an den Klimawandel erfordert Management der Wälder

Die Biodiversitätsstrategie der EU-Kommission sieht eine Ausweitung der Schutzgebiete von aktuell 26 Prozent auf 30 Prozent der Landfläche bis 2030 vor. Schutzflächen, auf denen keinerlei Bewirtschaftung erlaubt sein soll, würden nach diesen Plänen von aktuell weniger als drei Prozent auf zehn Prozent ausgedehnt werden.

Am Beispiel des Waldes weist Ulrike Müller auf Probleme im Zusammenspiel zwischen Klimawandel, Schutzgebieten und Biodiversität hin. Ein Hauptproblem des Klimawandels ist Trockenheit, die wiederum Waldbrände und die Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten begünstigt. Müller dazu: “Die Ausweisung von strengen Schutzgebieten trägt nichts zur Lösung dieser Probleme bei. In einem Schutzgebiet können sich Krankheiten oder Schädlinge wie der Borkenkäfer ungehindert ausbreiten. Im Gegenteil: Wir müssen Wälder managen, um sie für die Zukunft widerstandfähig zu machen und die Anpassung an den Klimawandel zu fördern. Dies kommt dann auch dem Erhalt der Biodiversität zugute, denn diese kann nur in gesunden Wäldern florieren”, betont Müller.

Schon im April hatte Müller Klima-Vergütung für Land- und Forstwirte gefordert

Erfreut reagiert Müller auf die Ankündigung der Kommission, eine Vergütung der Land- und Forstwirte für ihre Klimadienstleistungen zu prüfen. Eine ähnliche Forderung hatte Müller zuletzt in diesem Frühjahr im Agrarausschuss des Europaparlaments aufgestellt.

In einem solchen Vergütungssystem sieht Müller eine Anerkennung der Tatsache, dass sich Bewirtschaftung und Natur- und Klimaschutz ergänzen. Klima- und Biodiversitätsmaßnahmen bedeuten oft einen Verlust anderer Einkommen und erbringen eine gesellschaftliche Leistung, die entsprechend als gemeinnützige Maßnahmen vergütet werden sollte.

Auch in diesem Zusammenhang wiederholt Müller ihre Forderung, dass Eigentümer und Nutzer in politische Entscheidungen stärker eingebunden werden müssen. “Der Forst ist das beste Beispiel für eine nachhaltige Bewirtschaftung: Hier denken und planen die Familien in Generationen und arbeiten am Werterhalt ihres Waldes über Jahrzehnte oder noch länger. Wer die praktische Umsetzung des Konzepts der Nachhaltigkeit studieren will, der sollte sich die Forstwirtschaft anschauen”, empfiehlt Müller.

Wälder sind mehr als CO2-Speicher: Potential bleibt ungenutzt

Müller beanstandet einen weiteren Punkt im Kontext von strikten Schutzgebieten ohne erlaubte Bewirtschaftung. Als Schutzgebiete genannt werden Urwälder, von denen es in Europa nur noch sehr wenige gibt, aber auch so genannte “old growth forests”, also Wälder mit altem Bestand. “Die Kommission ist bisher eine Definition von Alter schuldig geblieben. Wie alt ist alt?”, fragt Müller und warnt: “Für Forstwirte ist das eine große Unsicherheit. Eine künftige Definition kollidiert eventuell mit natürlichen und nachhaltigen Produktionszyklen, die sich regional und auch abhängig von den vorhandenen Arten unterscheiden. Eine one-size-fits-all-Lösung wird der Komplexität der forstwirtschaftlichen Ökosysteme auf keinen Fall gerecht.”

Abschließend kritisiert Müller, dass die Kommission im größeren Rahmen des Green Deal die Wälder hauptsächlich als CO2-Speicher betrachtet und ihre multifunktionale Rolle außer Acht lässt: “Damit lässt der Green Deal bisher eine Riesenchance ungenutzt. Die Wälder haben ein enormes Potential und könnten in viel größerem Umfang positiv zu einer nachhaltigen Zukunft beitragen. Sie spielen beispielsweise eine wichtige Rolle in der Bioökonomie und beim Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter. Dieses Potential schöpft die Strategie der Kommission nicht aus”, bedauert Müller.

25 Prozent Biolandbau: Teuer für Konsumenten und Produzenten

Bis zum Jahr 2030 sollen laut der Pläne der Kommission 25 Prozent der Ackerbauflächen biologisch bewirtschaftet werden. Derzeit liegt dieser Anteil weit unter zehn Prozent.

Ulrike Müller hält diese Pläne für verfehlt, weil sich Angebot und Nachfrage nicht ergänzen: “Eine feste Zielsetzung für biologisch zu bewirtschaftende Fläche macht keinen Sinn, wenn die Nachfrage nicht vorhanden ist. An anderer Stelle unterstreicht die Kommission die Bedeutung erschwinglicher Lebensmittel und weist darauf hin, dass es immer noch viele Europäer gibt, die sich keine gesunde Ernährung leisten können. Wenn wir aber den Anteil des Biolandbaus auf 25 Prozent anheben, dann werden Lebensmittel teurer.”

Auf der anderen Seite der Medaille steht der Preisverfall für die Produzenten, warnt Müller: “Übersteigt das Angebot die Nachfrage, fallen die Preise. Darunter würden dann die Landwirte leiden, die ihre höheren Produktionskosten nicht mehr mit entsprechend höheren Gewinnen ausgleichen könnten. Flächenziele ohne Berücksichtigung des tatsächlichen Verhältnisses von Angebot und Nachfrage schafft nur Verlierer.”

Müller verweist weiterhin darauf, dass damit die Landwirte in eine größere Abhängigkeit von Subventionen geraten, während doch die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik gerade in die entgegengesetzte Richtung zielt und erbrachte Leistung honorieren will.


Tags:
wälder schutz natur gebiet


© 2024 AllgäuHIT e.K. • Lindauer Str. 6 • 87439 Kempten (Allgäu) - Tel: 0831-20 69 74-0
Die Nutzung der Nachrichten von AllgäuHIT, auch in Auszügen, ist ausschließlich für den privaten Bereich freigegeben.
Eine Nutzung für den gewerblichen Bereich erfordert eine schriftliche Genehmigung der AllgäuHIT e.K.
MEINE REGIONALNACHRICHTEN
Meine Allgäu-Region wählen ...
 
Kleinwalsertal Kempten Oberallgäu Kaufbeuren Ostallgäu Memmingen Unterallgäu Bodensee
LIKE UNS BEI FACEBOOK
 
DIE LETZTEN 3 GESPIELTEN TITEL
 
Lemo
Tu es
 
Rea Garvey
Talk To Your Body
 
Pnau & Khalid
The Hard Way
AKTUELLE BILDERGALERIEN
 
AllgäuHIT-Bildergalerie
Bauernproteste im Oberallgäu
 
AllgäuHIT-Bildergalerie
Chlorgasunfall am Klinikum Sonthofen
 
AllgäuHIT-Bildergalerie
Auto prallt in Sonthofen in Hauswand
 
 
Radio einschalten Ihr Spot bei uns Glasklarer Empfang Datenschutz/Impressum