Richtungsweisendes Meisterrunden-Derby in Memmingen
Derbys haben immer ihren Reiz – doch wenn am Wochenende die Memminger Indians und der EV Lindau in der Meisterrunde der Bayerischen Eishockey-Liga die Schläger kreuzen, wird besonderer Pfeffer drin sein: In beiden Spielen kann eine Vorentscheidung ums wichtige Heimrecht im Play-off-Viertelfinale fallen.
Los geht es um Freitag um 20 Uhr am stimmungsvollen Memminger Hühnerberg. Hier könnte zuschauermäßig vielleicht sogar an der 2.000er Marke gekratzt werden. Auch beim Rückspiel am Sonntag in Lindau (17.30 Uhr) wird ein volles Haus erwartet.
Das Allgäu-Bodensee-Duell besitzt längst das Potenzial, in die Fußstapfen des legendären Derbys Memmingen gegen Sonthofen zu treten. In den vergangenen Jahren war stets Feuer in den Spielen Indians gegen Islanders. Nachdem sich auch die Gäste vom Bodensee zu einem BEL-Spitzenteam gemausert haben, treffen beide Vereine heuer erstmalig in der Meisterrunde aufeinander – und werden sich dort zwei packende Duelle liefern. Bei den Indians herrscht vor dem richtungsweisenden Wochenende jedenfalls eine große Portion Optimismus. Wurde das Hauptrunden-Hinspiel beim Debüt von Cheftrainer Erwin Halusa noch deutlich verloren, war man schon beim Rückspiel am Bodensee sehr nahe am Derbysieg. Der soll nun aber fällig sein – unter der Woche schworen Halusa und sein „Co“ Werner Tenschert die Mannschaft auf das wichtige Duell ein und arbeiteten daran, die Fehler aus dem Höchstadt-Spiel abzustellen. Aller Voraussicht nach dürften bis auf die Langzeitverletzten Martin Schweiger und Andi Neumann alle Mann an Bord sein. Brisant wird es aber nicht nur auf dem Eis, sondern auch auf den Rängen: Einmal mehr werden beide Fanlager zahlreich vertreten sein (auch die EVL-Fans kommen mit zwei Bussen) und für tolle Play-off-Atmosphäre am Hühnerberg sorgen.
Der Gast vom Bodensee ist in seiner inzwischen fünften BEL-Saison und hat sich endgültig in der Spitzengruppe etabliert. Der Verein um Macher Marc Hindelang kann auf ein professionelles Umfeld, eine gute Sponsorenlandschaft und auf treue Zuschauer bauen: Die Lindauer begrüßen in ihrer Eisarena im Schnitt um die 850 Zuschauer und liegen in der Besuchergunst gleich hinter den GEFRO-Indians. Auch auf der Trainerposition scheint nach vielen Wechseln nun der ideale Mann gefunden zu sein: Ex-DEL-Stürmer Sebastian Buchwieser hat inzwischen seine aktive Karriere beendet und coacht die Islanders sehr erfolgreich. Unter seiner Leitung wurden die Leistungen stabiler und sein Vertrag wurde vor kurzem bereits für die kommende Saison verlängert. Ihm steht ein richtig starker, erfahrener Kader zur Verfügung. Im Tor fängt wohl eines der besten Duos der Liga: Deutsch-Kanadier Varian Kirst und Josef Mayer brachten die Indians schon oft an den Rand der Verzweiflung. Inzwischen scheint sich Ex-DEL2-Goalie Mayer als Nummer eins durchgesetzt zu haben.
Die Abwehr um den slowakischen Kontingentspieler Lubos Sekula besteht fast nur aus routinierten und höherklassig erfahrenen Spielern. Martin Masak, Philipp Haug und Bernhard Leiprecht haben alle Ravensburger Vergangenheit. Der Angriff wird durch viele Spieler geprägt, die osteuropäische Wurzeln haben. Topscorer ist Zdenek Cech, der immer wieder polarisiert. Ein echter Coup gelang den EVL-Verantwortlichen Anfang Dezember, als man vom Insolvenz-Verein aus Jonsdorf Routinier Martin Sekera verpflichten konnte. Der inzwischen 43-jährige Deutsch-Tscheche besticht durch große Torgefährlichkeit und enorme Spielübersicht und wurde gleich zum Bayernliga-Spieler des Monats Dezember gewählt. Brandgefährlich sind auch Jiri Mikesz und Tobias Feilmeier. Mit Michal Mlynek war zuletzt ein weiterer Topspieler nach einem Rippenbruch außer Gefecht. Die Verletzung ist nun aber ausgeheilt und er wird am Derby-Wochenende sein lang ersehntes Comeback geben. Komplettiert wird der Angriff durch einige Spieler, die ebenfalls über Erfahrung aus Ravensburg verfügen. Im Derby gegen die Indians gehen die Islanders traditionell an ihre Schmerzgrenze und darüber hinaus, so dass es für die Memminger darauf ankommen wird, von der ersten Sekunde an dagegenzuhalten. Für echtes Top-Eishockey und wieder einmal klasse Stimmung am Hühnerberg dürfte also gesorgt sein.
Spielbeginn ist um 20 Uhr, Karten gibt es noch ausreichend an den Abendkassen der Memminger Eissporthalle. Wegen des erwarteten Andrangs wird dennoch empfohlen, rechtzeitig an den Hühnerberg zu kommen.
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