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Sendung: Der AllgäuHIT-MIX
 
 
Sonthofens Bürgermeister Christian Wilhelm
(Bildquelle: AllgäuHIT | Eva Veit)
 
Oberallgäu - Sonthofen
Dienstag, 15. November 2022

Bürgerversammlung in Sonthofen - Postzentrum und Bauprojekte

Rund 100 Sonthoferinnen und Sonthofer waren zur ersten Bürgerversammlung nach drei Jahren ins Haus Oberallgäu gekommen. Bürgermeister Christian Wilhelm stellte in seinem Jahresbericht die aktuellen Bauprojekte in der Kreisstadt ebenso vor wie die Finanzlage und die Projekte zur Stadtentwicklung. 

„Hohe Berge“ - so bezeichnete Sonthofens Bürgermeister Christian Wilhelm bei der Bürgerversammlung im Haus Oberallgäu am Montag die vielen Herausforderungen auch für die Stadt, die bei der letzten ordentlichen Bürgerversammlung im Jahr 2019 nicht abzusehen waren. Der Fachkräftemangel, der neben Pflege, Gastronomie und Handel auch die Stadtverwaltung betrifft. Die erhöhte Zahl der Flüchtlinge, die in diesem Jahr zum einen durch den Krieg in der Ukraine als auch wieder vermehrt aus afrikanischen Ländern nach Deutschland kommt. In Sonthofen sei die Bewältigung jedoch bislang gut gelungen, so der Bürgermeister, auch durch die hohe Hilfsbereitschaft aus der Bürgerschaft. Als dritte Herausforderung zählte Wilhelm die Corona-Pandemie auf, die immer noch eine Herausforderung darstelle und deren Nachwirkungen noch nicht absehbar seien. Und schließlich der Krieg in der Ukraine mit vielen Auswirkungen auch auf das tägliche Leben in Deutschland, neben den Flüchtlingen die gestiegenen Lebenshaltungskosten, Kreditkosten und natürlich Energiekosten.

Alles in allem leben wir aktuell in einer „instabilen Zeit“, so Bürgermeister Wilhelm. Die Stadtverwaltung wisse, was die aktuellen Herausforderungen für die Menschen in Sonthofen bedeuten, hob er hervor. Wichtig sei ihm, „offen und ehrlich anzusprechen, was wir uns noch leisten können und was nicht!“ Diese Offenheit sei wichtig, um das Vertrauen der Menschen wieder zu gewinnen.

Sonthofen bereitet sich vor

Die Angst um einen möglichen Blackout, knappe Wasser- und Energieversorgung treibt viele Menschen um. Die Stadt Sonthofen bereite sich so gut wie möglich auf ein Blackout-Szenario vor, erläuterte Wilhelm, beruhigt aber sogleich: „Es ist wichtig, sich vorzubereiten, aber Stand heute wird nichts dergleichen passieren!“

Die Stadtverwaltung prüfe aktuell, wie es die Stadt schafft, sich auf einen 72-stündigen Blackout mit allen Nebenwirkungen wie den Ausfall von Strom-, Gas- und Wasserversorgung vorzubereiten. Die größte Sorge, so der Bürgermeister, sei ein möglicher Zusammenbruch der Wasserversorgung. Aktuell könne die Stadt Sonthofen die Wasserversorgung bis zu 24 Stunden aufrecht erhalten.

Auch arbeite die Verwaltung daran, Räumlichkeiten zu schaffen, in denen Menschen sich zur Not aufwärmen können, falls die Gas- und damit für manche Menschen die Wärmeversorgung ausfalle. Wilhelm ist sich jedoch zudem sicher, dass in der Not die Bürgerinnen und Bürger Sonthofens zusammenhalten und „auch einfach mal ein Zimmer freimachen und einen anderen in Not aufnehmen!“

Eine weitere Frage sei, wie die Stadt im Notfall mit der Bürgerschaft kommuniziert. Hier setzt Wilhelm auch auf die Feuerwehr – mittels Funkgeräten solle hier die Kommunikation aufrecht erhalten werden können.

Sollte das Worst-Case-Szenario Blackout dennoch einmal eintreten, so laute die erste Regel „Ruhe bewahren!“, sagt der Bürgermeister. Einen gewissen Vorrat an haltbaren Lebensmitteln und Trinkwasser zu Hause zu haben schade zudem auch nicht.

Fachkräftemangel betrifft auch die Stadtverwaltung, so der Bürgermeister weiter in seinem Vortrag. In bestimmten Bereichen, wie beispielsweise der Kinderbetreuung, tue sich die Stadt derzeit schwer, die üblichen Dienstleistungen aufrecht zu erhalten – in diesem Falle, die gewohnten Betreuungszeiten in den städtischen Kindergärten anzubieten. Doch auch im Bereich Soziales, bei der Rentenberatung oder im Einwohnermeldeamt müssten die Bürgerinnen und Bürger länger als gewohnt auf Termine warten.

Postverteilungszentrum und Postdienstleistungen in Sonthofen

Ein großer Aufreger schon seit vergangenem Jahr sind die Schließung der Post am Bahnhof und der Umzug des Postverteilungszentrums nach Rieden. Wie Bürgermeister Wilhelm bei der Bürgerversammlung erläuterte, hat die Postdienstleistungen in den vergangenen Jahren die Postbank abgewickelt. Außerdem gibt es an zwei Standorten in Sonthofen weitere Poststellen. Nachdem die Postbank ihre Filiale in Sonthofen auflöst und die Unternehmenspolitik der DHL seit mehreren Jahren lautet, keine eigenen Postfilialen mehr zu eröffnen und alles in den Einzelhandel auszulagern, hatten auch die Unterschriften, die in Sonthofen gesammelt wurden, keinen Einfluss auf den möglichen Erhalt einer eigenständigen Post in Sonthofen. Als Lösung wurde nun im Bahnhofsgebäude eine Postdienststelle eingerichtet, die von der Bäckerei dort mitbetrieben wird. Wilhelm wies auch auf die Möglichkeit hin, an den Paketstationen Pakete abzugeben.

Auch das Postverteilungszentrum wird umziehen. Angedacht und eigentlich schon sicher ist ein neuer Standort in Sonthofen-Rieden im Gewerbegebiet. Hier befürchten die Anwohner eine starke Zunahme des (Schwer)verkehrs. Die Stadt befindet sich seit mehreren Monaten im Gespräch mit den Anwohnern und versucht, ihre Bedenken mit in die künftigen Planungen einzubauen. Bürgermeister Wilhelm betonte auf Nachfrage in der Bürgerversammlung, dass auch bei der Ansiedlung eines anderen Unternehmens auf einer solch großen Fläche viel Verkehr entstehen könnte.

Um das Postverteilungszentrum drehten sich auch viele Fragen in der anschließenden Fragerunde. In wenigen Wochen wird nochmals eine Bürgerinformation zu diesem Thema stattfinden.

Stadtentwicklung

Mit seinen zahlreichen Baustellen ist Sonthofen aktuell eine der größten Baustellen in Bayern. Rund eine halbe Milliarde Euro fließen von 2021 bis 2024 aus öffentlicher Hand in die Kreisstadt.

General-Oberst-Beck-Kaserne („Burg“): Die größte und langwierigste Baustelle in Sonthofen wurde im Laufe der Jahre immer teurer. Aktuell soll sie den Bund rund 270 Millionen Euro kosten. Auch die Fertigstellung zieht sich seit Jahren hin. Nun sollen die Umbauarbeiten auf der Burg letztendlich 2023 fertiggestellt sein, die Bundeswehr wird im Anschluss ein Jahr brauchen, um aus den in der Stadt befindlichen Kasernenarealen (Standortverwaltung, Jäger- und Grüntenkaserne) auf die Burg umzuziehen. Wilhelm rechnet dann im Laufe des Jahres 2024 mit Vertragsverhandlungen mit dem Bund darüber, zu welchen Konditionen die Stadt die Kasernenareale erwerben kann. Bereits 2013 hatte der Stadtrat die ISEK-Planungen für eine künftige Nutzung der Kasernenareale beschlossen. Die Planungen müssen jedoch nochmals überarbeitet werden.

Die Bauarbeiten am Goethe+-Quartier schreiten stetig voran. Im ersten Bauabschnitt, der aktuell gebaut wird, entstehen 66 neue Wohneinheiten. Die Wohnungen sollen ab Mitte nächsten Jahres bezugsfertig sein. Auch die Tiefgarage gehört zu diesem Bauabschnitt. Von 2024 bis 2026 werden im 2. Bauabschnitt 50 neue Wohnungen, ein Quartiersplatz und ein Quartiersgebäude entstehen. Dort sollen unter anderem eine KiTa, ein Begegnungsraum und ein Bäcker entstehen.

Die ergänzenden Bauten an der Goethestraße werden im 3. Bauabschnitt ab 2025 errichtet, dort sollen 44 Wohnungen entstehen. Die Planungen für den 4. Bauabschnitt, in dem unter anderem ein Parkhaus gebaut werden soll, laufen auch auf vollen Touren.

Neubau an der Flurstraße: Die Bauarbeiten am Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses an der Flurstraße schreiten schneller voran als gedacht. SWW und AKW errichten hier gemeinsam ein Gebäude, in dem neben großflächigen Gewerberäumen im Erdgeschoss 25 neue 2- und 3-Zimmerwohnungen in den oberen Stockwerken entstehen. Auch hier sollen die Wohnungen im Laufe des Jahres 2023 bezugsfertig sein.

Neubau Gasthof Hirsch: Als „Impulsgeber“ für die weitere Innenstadtentwicklung bezeichnete Wilhelm den Neubau am Gasthof Hirsch am Spitalplatz, der bis April 2023 fertig gestellt sein soll. Neben einem Wellnessbereich und einem neuen Frühstücksraum entstehen hier 29 neue Gästezimmer mit insgesamt 89 Betten.

Die Neugestaltung des Bahnhofareals beschäftigt die Stadt Sonthofen seit mehreren Jahren. Nach Fertigstellung des Busbahnhofs wurde in diesem Jahr auch der neu gestaltete Bahnhofsvorplatz neu eröffnet. Das Bahnhofsgebäude selbst ist, bis auf die kaputte Fensterschreibe an der Frontseite, auch so gut wie fertig. Hier haben inzwischen ein Bäcker, eine neue Postdienstleistungsfiliale und auch das Hostel eröffnet. Auch die öffentlichen Toiletten im Bahnhofsgebäude sind inzwischen wieder nutzbar. Ab 2024 wird auf dem Gelände der Post mit den Bauarbeiten für weitere Wohnungen begonnen.

Gute Nachrichten hatte der Bürgermeister für die beiden Bahnhöfe in Sonthofen und Altstädten: Ab 2026 soll hier nun schlussendlich mit dem barrierefreien Umbau begonnen werden.

Eine weitere Baustelle in Sonthofen ist der Umbau des ehemaligen Heimathauses zum modernen AlpenStadtMuseum. Am 26. Januar 2023 wird die große Eröffnung stattfinden. Im AlpenStadtMuseum wird es „viele Geschichten und Erlebnisse aus Sonthofen und der Region“ zu sehen geben, ebenso wie die Geschichte Sonthofens, so Wilhelm. Das AlpenStadtMuseum sei ein wichtiger Baustein, um die Innenstadt zu beleben.

 

Weitere Informationen zu den Themen Stadtfinanzen, Stadtentwicklung und Klimaneutralität folgen in einem weiteren Artikel.


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allgäu bürgerbeteiligung bürgerversammlung


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