Schüsse im Alex-Zug von Kaufbeuren nach Kempten
Nach den Schüssen in einem Zug von Kaufbeuren nach Kempten am Freitagnachmittag werden immer mehr Details bekannt. Bei einer Personenkontrolle durch zwei Beamte der Bundespolizei kam es zu einer Auseinandersetzung bei der auch von einer Schusswaffe Gebrauch gemacht wird. Ein mutmaßlicher Täter stirbt, ein anderer schwerverletzt. Auch zwei Bundespolizisten werden schwer verletzt. Wie die allesamt unversehrten Fahrgäste im voll besetzten Zug das Geschehen mitbekommen haben, schildert Augenzeuge Joachim Holzbauer aus dem westallgäuer Lindenberg bei Radio AllgäuHIT.
"Wir waren im ersten Abteil des letzten Waggons dieses Alex- Zuges um 13:19 Uhr von München nach Röthenbach. Kurz nach Kaufbeuren hörten wir einen riesen Lärm auf dem Gang. Dann sahen wir zwei so Typen mit kurzgeschnittenen Haaren, fast glatzköpfig, im Gang entlang rennen. Hinterher kam ein Polizist mit blutüberströmten Kopf. Wir haben uns dann im Abteil schon angesehen und uns gefragt, was da wohl los sei", so Holzbauer.
Kurz darauf griff ein zweiter Beamter in das Geschehen ein. Nach den Schilderungen des Augenzeugen schrie er: "Pistole weg, Waffe weg, Pistole Weg!" Und plötzlich habe es gekracht. Neben dem Abteil, in dem Holzbauer saß war eine Zwischentüre - Bei dieser war anschließend das gesamte Glas zersplittert. "Dann sind weitere zwei bis drei Schüsse gefallen und wir wurden immer kleiner in unserem Abteil", so Holzbauer.
Im weiteren Verlauf hätte der Zug, nach den Schilderungen von Joachim Holzbauer angehalten. Ein anderer Passagier rief: "Einer ist während der Fahrt aus dem Fenster gesprungen" - Die Folge: Große Hektik in diesem Teil des Zuges, schließlich müsste demnach der zweite Mann immer noch im Zug sein. Schließlich sollen die Polizeibeamten zurückgekehrt sein und die Fahrgäste angewiesen haben wieder in ihre Abteile zurückzukehren. Anschließend fuhr der Alex- Zug weiter und stoppte im Kemptener Hauptbahnhof. Dort durften sie die Waggons verlassen: "Alles lief ohne Panik ab, es war ganz ruhig. Nur ein paar Frauen waren etwas aufgeregt."
So richtig registriert hatte Joachim Holzbauer das Geschehene zunächst aber nicht, wie er schildert. In seinem Abteil hätten viele zuerst an einen Scherz geglaubt, selbst nach dem ersten Schuss. Erst als der zweite und der dritte gefallen seien, hätten sie es verstanden und seien in die Knie gegangen.
Verarbeitet hat der Lindenberg die Geschichte noch nicht. Zu frisch sind die Eindrücke. Bewusst geworden, wieviel Glück sie hatten, ist es ihm erst am Freitagabend, nachdem er ins Bett gegangen war: "Ich habe überlegt, was wohl passiert wäre, wenn der durch die Abteile geschossen hätte, statt auf dem Gang". Doch das will er sich lieber nicht vorstellen...
Inzwischen ist bekannt, dass der bei dem Sprung aus dem Fenster tödlich verletzte mutmaßliche Haupttäter 20 Jahre alt war und aus dem Raum Fürstenfeldbruck kommt. Der weitere Mann sei 44 Jahre alt und komme aus Augsburg, teilte die Polizei am Sonntagvormittag mit.
Der Radio-Programmbeitrag zum Nachhören:
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