Tourismusminister Guido Wolf in Leutkirch
Justizminister Guido Wolf (CDU), der in der Landesregierung auch den Tourismus verantwortet, hat sich am Wochenende selbst ein Bild über die Lage der (Gastronomie-) Betriebe im Württembergischen Allgäu gemacht. „Jetzt wird es Zeit, dass wir verlässliche Rahmenbedingungen mit Blick auf Pfingsten und den Sommer schaffen“, sagte der Minister. „Aber selbst wenn wir Mitte oder Ende Mai wieder öffnen könnten - an einem weiteren Überbrückungspaket für den Tourismus führt kein Weg vorbei, wenn wir keinen Strukturbruch riskieren wollen.“ Ein solches, 300 Millionen Euro schweres Paket liegt bereits auf dem Tisch - es muss nur noch verabschiedet werden.
Seine Unterstützung dafür und für den eher progressiven Kurs des Ministers sagte der CDU-Landtagsabgeordneter Raimund Haser zu, auf dessen Einladung am Wochenende in der Allgäuer Genussmanufaktur in Urlau eine Gesprächsrunde mit Minister Wolf, Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle, Frank Daemen, Geschäftsführer von Center Parcs Deutschland, Gastronom Tobias Schwägele und Jürgen Meier von der Isny Marketing GmbH.
In sicherem Abstand ging es in der Diskussion vor allem um den Wunsch der Betriebe nach einem baldigen Ende des durch die Corona-Verordnung verursachten Bewirtungs- und Beherbergungsverbots. “Gastronomen und Beherbergungsbetriebe können den Infektionsschutz einhalten“, versicherte Tobias Schwägele, Wirt und Miteigentümers des historischen Landgasthofes Hirsch in Urlau. „Insbesondere der Außenbereich wäre als erster Schritt sofort unter Einhaltung aller Infektionsschutzmaßnahmen machbar.“
Dem pflichtete auch OB Henle bei: „Der Leutkircher Gemeinderat ist beispielsweise auch dazu bereit, die Bewirtungsflächen in der Altstadt kostenfrei so zu vergrößern, dass bei großen Sicherheitsabständen dennoch viele Gäste bewirtet werden könnten.“ Henle erwähnte auch die weitreichenden Konsequenzen einer weiter andauernden Schließung für Brauereien, für den Einzelhandel und für alle touristischen Dienstleister. Dies verdeutlichte Frank Daemen am Beispiel des Ferienparks Park Allgäu. Für Center Parcs ist der Einnahmeausfall extrem schwer zu Schultern, allein für die monatliche Miete fällt ein Millionenbetrag an. Die fehlenden Gäste führen aber auch im Einzelhandel der umliegenden Städte zu gravierenden Rückgängen. Center Parcs hat hunderttausende Schutzmasken besorgt, hält mit effizienten Hygieneplänen alle verschärften gesetzlichen Vorgaben ein und kann für seine Mitarbeiter sichere Arbeitsplätze und seinen Gästen sofort wieder einen sicheren Urlaub in der Natur bieten.
Tobias Schwägele vom Gasthof Hirsch lobte die bislang von der Regierung beschlossenen Pakete als wichtig und richtig. Aber sie würden nicht ausreichen, „um die größte Insolvenzwelle in der Geschichte der Gastronomie in Baden-Württemberg zu verhindern“.
Der Landtagsabgeordnete Raimund Haser hat bereits vor Ostern für mutigere Öffnungsszenarien in Handel und Gastronomie gedrängt. „Das Thema Öffnungen und Lockerungen hat viel mit dem Menschenbild und mit dem Vertrauen in die Eigenverantwortlichkeit zu tun“, sagte Haser. „Wir haben heute eine ganz andere Sensibilität als vor acht Wochen. Die Menschen haben verstanden, was Abstand bedeutet. Und die Betriebe wissen, dass wir sie sofort wieder schließen, wenn sie sich nicht an die Vorgaben halten. Wir können uns mehr Mut erlauben, ohne Leben aufs Spiel zu setzen. Und wenn wir zu weit gegangen sind, dann müssen wir auch den Mut haben, bereits gewährte Freiheiten wieder zurückzunehmen.“ Vor diesem Hintergrund fordert er, genauso wie Minister Wolf, weitere Schritte beim Treffen mit der Kanzlerin am 6. Mai. „Wirte brauchen ja Vorlaufzeit“, so die beiden CDU-Politiker unisono. „Wenn wir also vorhaben, noch im Mai Betriebe zu öffnen und das Pfingstgeschäft zu ermöglichen, dann können wir mit einem Öffnungsszenario nicht bis Christi Himmelfahrt warten.“
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