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Eine Binkelweizenähre
(Bildquelle: K.Fleißner Lfl)
 
Allgäu
Freitag, 25. März 2022

Binkelweizen: Rückkehr einer historischen Weizensorte ins Allgäu?

Mit einem Forschungsprojekt zum Anbau des historischen Binkelweizens in den Alpen wollen Experten die alte Weizenart wieder im Alpenraum etablieren und so die Biodiversität in den Alpen erhalten wie auch die Ernährung sicher zu stellen. Auch wenn Binkelweizen relativ niedrige Erträge bringen, gedeihen sie auf kargen Böden, in großen Höhen und unter widrigen Bedingungen. In ihrem Korn weisen sie zusätzlich höhere Vitamingehalte auf als neue Zuchtsorten. In der Vergangenheit wurde der Binkel nicht nur als Brotgetreide, sondern vor allem auch für andere Zubereitungsformen kultiviert.

Denn als klassisches Brotgetreide eignet sich der Binkel nach heutigen Standards nur bedingt, wohl aber in der Mischung mit anderen Getreiden oder auch bei der Verwendung für besondere Produkte. Zum Beispiel ist er seit jeher eine beliebte Zutat für die Herstellung von Lebkuchen, was Recherchen für Mitte des 18. Jahrhunderts nachweisen. Im durch die EU geförderten EUREGIO Interreg-Projekt „Urgetreide Binkel – Chancen für die Rekultivierung einer historischen Getreideart des Voralpen- und Alpenraums“ haben Experten Möglichkeiten erarbeitet, diese besondere historische Weizenart wieder in den Anbau zu bringen. Das Projekt wurde zusammen mit der Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) als Lead Partner, dem UNESCO Biosphärenpark Salzburger Lungau, der Biosphärenregion Berchtesgadener Land und der Gendatenbank Tirol umgesetzt. Gemeinsames Ziel ist es, den Akteuren der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette die gut an den Alpenraum angepasste Weizenart wieder näher zu bringen und einen Beitrag zum Erhalt der alpinen Biodiversität zu leisten.

Beim echten Binkelweizen handelt es sich um eine historische Weizenart, die bis Mitte des letzten Jahrhunderts vornehmlich im Alpen- und Voralpenraum kultiviert wurde. Die auch als Zwergweizen bekannte Weizenart zeichnet sich durch eine kleine, kompakte Ähre aus, die sowohl begrannt als auch unbegrannt sein kann. Durch das charakteristische Aussehen seiner Ähre bekam der Binkel seinen Namen, das Wort bedeutet im Österreichischen so viel wie „kleines Säckchen“. Bis in die 1960er Jahre wurde das gut an die Witterungs- und Bodenbedingungen der Alpenregion angepasste Getreide noch in einigen Alpentälern angebaut, musste dann aber auch dort neueren Zuchtsorten weichen.

Im einjährigen EUREGIO InterReg Kleinprojekt zum Urgetreide Binkel sollten die Möglichkeiten und Voraussetzungen für eine Rekultivierung der Getreidesorte im UNESCO Biosphärenpark Salzburger Lungau und der Biosphärenregion Berchtesgadener Land untersucht werden. Die Ergebnisse des Projektes und viele Ideen, wie der Binkel durch besondere Produkte in der Region wieder Fuß fassen kann, wurden bei der Abschlussveranstaltung des Projekts am 17. März in Tamsweg im Lungau vorgestellt.

Im Projektzeitraum vom 1. Januar 2021 bis 30. April 2022 wurden unterschiedliche Binkel-Varietäten an der LfL in Ruhstorf und beim Amt der Tiroler Landesregierung in Imst in Versuchen angebaut und ihre agronomischen Eigenschaften und Erntedaten erfasst. Nach der Ernte wurden inhaltsstoffliche Analysen und Backversuche durchgeführt. Eine externe Agentur hat einen Empfehlungsleitfaden für die Vermarktung erstellt, um das Potential des Binkel zur Herstellung hochwertiger und gut zu vermarktender Produkte zu definieren.

Auch wenn es aufgrund der schwierigen Witterungsverhältnisse im Anbaujahr 2021 noch einiger weiterer Untersuchungen bedarf, kann man aufgrund der präsentierten Ergebnisse festhalten, dass eine Rekultivierung des Binkel vor allem im Alpenraum einen großen Gewinn für Natur und Menschen bedeuten würde.


Tags:
binkelweizen anbau alpen biodiversität


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