Wanderausstellung im Rathaus mit Podiumsdiskussion in Memmingen
Begleitend zum Stopp der DFB-„Ehrenrunde“ mit dem FIFA WM-Pokal im Show-Truck auf dem Memminger Marktplatz zeigte der Fußballclub Memmingen (FCM) in Kooperation mit der Stadt Memmingen in der Rathaushalle die Wanderausstellung "Kicker, Kämpfer und Legenden – Juden im deutschen Fußball".
Teilnehmer einer Podiumsdiskussion zu diesem Thema waren Eberhard Schulz und Albert van Waveren von der Initiative "!NieWieder", der stellvertretende FCM-Vorsitzende und Organisator Thomas Reichart sowie Stadtarchivar Christoph Engelhard. Die Moderation übernahm Andreas Schales, Mitorganisator und Medienbeauftragter des FCM.
In Vertretung von Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger begrüßte Bürgermeisterin Margareta Böckh die Gäste im Rathaus. Sie dankte den Verantwortlichen des FC Memmingen für ihr Engagement bei der Organisation der großen Fan-Meile anlässlich des Stopps der DFB-„Ehrenrunde“ auf dem Marktplatz. Auch das Begleitprogramm in der Rathaushalle setze mit der Ausstellung der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau ein Zeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit im Fußball.
"Aus der Geschichte lernen heißt, sich gemeinsam gegen Rassismus, gegen jegliche Form der Diskriminierung, gegen Fremdenfeindlichkeit und gegen Antisemitismus zur Wehr zu setzen", sagte Eberhard Schulz. Die Ausstellung beleuchte einen Teil deutscher Fußballgeschichte. "Jüdische Fußballer, Trainer, Journalisten und Funktionäre haben den Fußball in Deutschland populär gemacht", erklärte Schulz und erinnerte zum Beispiel an den jüdischen Vereinspräsidenten des FC Bayern München Kurt Landauer sowie an die jüdischen Fußballspieler Julius Hirsch und Gottfried Fuchs. 1933 seien die Karrieren der jüdischen Sportler, Trainer und Funktionäre durch die Nationalsozialisten schlagartig beendet worden.
Stadtarchivar Engelhard sagte, die Veranstaltung sei ein Anstoß gewesen, im Stadtarchiv über jüdische Fußballer in den Reihen des FC Memmingen zu recherchieren. So ist auf Mannschaftsaufnahmen der Jahre 1910 und 1911 ein Torwart namens Laupheimer zu sehen. "Leider konnte bislang noch nicht geklärt werden, ob es sich bei dieser Person um David, Salo oder Julius Laupheimer handelt", so Engelhard. Die drei Brüder und Inhaber eines Textilgeschäftes in der Kramerstraße seien in der NS-Zeit 1942 von Memmingen aus ins Arbeitslager Piaski deportiert und ermordet worden. Auch der spätere Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Alfred Guggenheimer habe um 1919 in einer Reservemannschaft des FCM gespielt. 1938 habe Guggenheimer zusammen mit seiner Familie seine Geburtsstadt in Richtung USA verlassen, berichtete der Stadtarchivar. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg war der Chemiker Rudolf Kohn einer der erfolgreichsten Stürmer des Vereins – bis zu seinem Wegzug nach Berlin, von wo aus er 1941 in die USA emigrierte. In den Reihen des FC Vorstandes finde sich 1921 der Name Seligman. "Ob es sich dabei um Bernhard oder David Seligman handelt, konnte noch nicht geklärt werden", stellte Engelhard fest. Die Brüder betrieben eine Textil-Großhandlung am Rossmarkt und verstarben 1934 bzw. 1938 in Memmingen.
"Wir werden uns weiter mit der Geschichte unseres Vereins auseinandersetzen", sagte Reichart. Die Erinnerung an verfolgte Personen des FC Memmingen sei wichtig und setze ein weiteres Zeichen gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus. Hier beziehe der Fußballclub immer wieder klar Position.
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