Kaufbeuren: Falscher Polizeibeamter aufgeflogen
Am frühen Mittwochnachmittag wurde einem 70-jährigen Mann in Kaufbeuren von einem Anrufer suggeriert, dass zwei Einbrecher festgenommen worden seien und dass die Polizei von weiteren Einbrüchen in der näheren Umgebung ausgehe. Im Telefonat mit dem falschen Polizeibeamten wurde er aufgefordert, insgesamt 18.000 Euro bereitzuhalten. Dieses Geld sollte er den falschen Beamten übergeben, damit es in Sicherheit sei.
Der Senior durchschaute die Masche und informierte unverzüglich die Polizei, worauf die Kriminalpolizeistation Kaufbeuren die Ermittlungen übernahm.
Im Laufe des Nachmittags gelang dann die Festnahme des vermeintlichen Abholers. Zur geplanten Geldübergabe kam es aufgrund der vorherigen Festnahme jedoch nicht. Der 25-jährige Mann aus dem angrenzenden Baden-Württemberg wurde nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen am 14.11.2019 wieder auf freien Fuß gesetzt. Derzeit wird überprüft, ob er für weitere Taten in Frage kommt.
Zeitgleich mit diesem der Polizei gemeldeten Anruf teilten neun weitere Bürgerinnen und Bürger bei der Kaufbeurer Polizei mit, dass sie ebenfalls von dieser Masche betroffen waren. Auch sie erkannten alle die dahinter steckende Betrugsmasche und brachen den Kontakt zu den „Falschen Polizeibeamten“ ab.
Anders erging es einer betagten Seniorin aus Kempten. Die Frau wurde in den Abendstunden des Mittwochs ebenfalls Opfer der Callcenter-Betrüger. Sie erkannte die Vorgehensweise der Anrufer offenbar nicht und übergab nach einer Vielzahl von Anrufen über einen Zeitraum von mehr als drei Stunden insgesamt eine Summe von 40.000 Euro an der Haustüre an einen unbekannten Abholer. Von diesem Mann ist lediglich bekannt, dass er zwischen 20 und 30 Jahren alt war. Die Kriminalpolizeiinspektion Kempten hat die weiteren Ermittlungen übernommen.
Insgesamt registrierte die Polizei im Monat Oktober 454 Anzeigen und damit das bislang höchste Aufkommen im Jahr 2019. Auch im Vergleich zu 2018 ist bereits jetzt ein starker Anstieg des Phänomens zu beobachten. Bisher wurden vornehmlich Senioren um bereits mehr als 300.000 Euro betrogen, die durchschnittliche Schadenssumme beträgt pro Fall über 30.000 Euro.
Die Polizei rät in Anbetracht des anhaltenden Phänomens vor allem dazu, aktiv das Gespräch mit Bekannten und Verwandten sowie auch mit dem nachbarschaftlichen Umfeld zu suchen, die durch klassische Medien oder durch Online-Medien nicht erreicht werden und bisher von der Masche noch keine Kenntnis haben.
Durch dieses Phänomen wird nicht nur das Vertrauen in die Polizei missbraucht und oftmals alle Ersparnisse der Geschädigten erbeutet, sondern es können auch enorme psychische Folgen für die Betroffenen und deren Angehörige entstehen. Jedes Gespräch hilft!
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