Bäume auf Stelzen im Kürnacher Wald

Aufmerksame Waldbesucher im Kürnacher Wald können derzeit ein faszinierendes Naturphänomen beobachten: Bäume, die scheinbar auf Stelzen stehen. Staatsforsten-Chef Jann Oetting erklärt, dass es sich dabei um das Ergebnis der sogenannten "Rannenverjüngung" handelt, die ganz natürlich und ohne menschliches Zutun entsteht.

Im Revier Kürnach-Süd des Forstbetriebs Sonthofen haben sich einige Bäume mit einem Hohlraum am Stammfuß entwickelt, während ihre Wurzeln in den Boden ragen, was den Eindruck erweckt, als würden die Bäume schweben. Dieses Phänomen entsteht, wenn junge Baumkeimlinge auf vermoderndem Holz keimen und sich dort entwickeln. Der Konkurrenzdruck durch andere Pflanzen ist in jungen Jahren besonders groß, aber auf dem vermodernden Holz ist der Druck nahezu null.

Für die kleinen Bäume bedeutet dies eine ideale Kinderstube: Die im Holz gespeicherten Nährstoffe und das Wasser stehen ihnen direkt zur Verfügung, und die liegenden Stämme isolieren sie vor Bodenkälte im Frühjahr. Durch den Abbau des Holzes entsteht zudem Wärme, die wie in einem natürlichen Gewächshaus wirkt. Über die Jahre vermodern die Totholzstämme, bis nur noch die jungen Bäume mit rankenartig ausgeformten Stelzenwurzeln übrig bleiben.

Revierleiter Simon Lipp, zuständig für die Pflege des Staatswaldes in der südlichen Kürnach, betont die Schönheit und Effizienz dieses Systems der Natur. Das Phänomen der "Rannenverjüngung" ist nicht nur beeindruckend anzuschauen, sondern auch ein Beweis für die vielfältigen und genialen Mechanismen der Natur.