Schreibmappe und Federhalter Ludwigs II ausgestellt
Die Bayerische Schlösserverwaltung freut sich über eine neue Besucherattraktion auf Schloss Neuschwanstein. Die Schreibmappe und der Federhalter Ludwigs II. wurden jahrzehntelang nicht mehr an ihrem ursprünglichen Bestimmungsort, dem Schreibtisch des bayerischen Königs in seinem Arbeitszimmer im Schloss Neuschwanstein, präsentiert. Die wertvollen Gegenstände werden dort zum 176. Geburtstag Ludwigs II. (am 25. August), und daher schon wenige Tage zuvor ab Donnerstag (19. August) bis Ende Oktober ausgestellt.
Der rund 150 Jahre alte Federhalter ist vor der Präsentation im Restaurierungszentrum der Bayerischen Schlösserverwaltung gereinigt und restauriert worden. Die ursprüngliche Silberoberfläche war vollständig oxidiert. Nach der elektrochemischen Reduzierung der Oxide kam die Feuervergoldung wieder zum Vorschein. Auch der schwere, mit Halbedelsteinen besetzte Deckel der Schreibmappe wurde im Restaurierungszentrum bearbeitet. Der Schwan, der den Deckel ziert, hat ein neues Auge aus rotem böhmischen Rubinglas mit Diamantschliff bekommen.
Das Arbeitszimmer befindet sich in der Königswohnung im dritten Stock, in der Führungslinie direkt nach der Grotte. Dort ging Ludwig II. an seinem Schreibtisch einer der Hauptaufgaben eines Königs seiner Zeit nach: dem Unterzeichnen von Urkunden, Gesetzesvorlagen und Ernennungen. Daher wurde die Schreibmappe innen auch modern ausgestattet: mit zahlreichen Fächern aus saugfähiger Pappe, in denen die Tinte auf den unterzeichneten Schriftstücken trocknen konnte.
Alle Teile der Schreibgarnitur sind nach kirchlichen Vorbildern gestaltet. Der Briefbeschwerer ist an Reliquienschreinen orientiert, Tinten- und Streusandbehälter an Vasa Sacra, also zum Beispiel Hostienbehältern. Der Deckel der Schreibmappe zitiert Prachteinbände kirchlicher Handschriften wie Bibeln, Stundenbücher, Evangeliare, hier von Vorbildern des 11. und 12. Jahrhunderts. Das bekrönte Wappen in der Mitte verweist direkt auf Ludwig II.: unten das wittelsbachische Rautenwappen, darüber der Schwan als Wappentier der Grafen von Schwangau, als deren Nachfolger sich Ludwig II. als Bauherr von Neuschwanstein sah, darüber eine mittelalterliche Bügelkrone. Selbst der Federhalter erinnert mit seiner Schwurhand an den unmittelbaren Gottesbezug eines christlichen mittelalterlichen Herrschers. All das diente der Beschwörung des Königtums von Gottes Gnaden, hier im Kleinen – im Thronsaal im Großen.
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