Oberallgäu: Keine Integrationskurse trotz Nachfrage?
Die Integration im Landkreis Oberallgäu stößt auf neue Probleme. Teilweise kommen in der Region keine Integrationskurse zustande, obwohl die Nachfrage groß ist. Der Grund dafür: unflexible und bürokratische Vorgehen vor Ort. In einem Brief hat sich deshalb der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz an den Kemptener Bundestagsabgeordneten und Minister für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit, Dr. Gerd Müller gewendet.
Zum einen soll die Integration schneller funktionieren, zum anderen machen bürokratische Hürden einen Strich durch die Rechnung. Besonders im ländlichen Raum leiden die anerkannten Flüchtlinge unter diesen Umständen. So kommen immer wieder Deutsch- und Integrationskurse nicht zustande, obwohl die Nachfrage da ist.
In seinem Brief erklärt der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz:
Spezialangebote wie Abendkurse werden oft nur in Kempten angeboten. Nach längerer Zeit wurde nun wieder ein Abendintegrationskurs in Sonthofen angeboten, an dem sich auch viele Flüchtlinge aus Oberstaufen anmeldeten. Da aber der nächstgelegene Kursort für Oberstaufen das 16 km entfernte Immenstadt ist, wurde den Flüchtlingen die Fahrkostenerstattung nach Sonthofen (25 km Entfernung) nicht genehmigt. Konsequenz war, dass der Kurs nicht zustande kam.
In der Theorie müssen die Flüchtlinge also nach Immenstadt, um dort Kurse zu besuchen. In der 14.000 Einwohner-Stadt wurden jedoch noch nie Abendkurse angeboten und auch andere Integrationskurse sind eher selten.
Gemäß Aussage des zuständigen Regionalkoordinators müssen Flüchtlinge trotzdem zuerst versuchen in den nächstgelegenen Kursort einen Integrationskurs zu besuchen und können erst nach drei Monaten in einen weiter entfernten Kursort ausweichen.
Klotz sieht damit wertvolle Zeit in der Integration verloren, obwohl die Nachfrage ja da ist. Außerdem führe diese Vorgehensweise zu einer Benachteiligung der ländlichen Regionen. Das kurzfristige Ziel Fahrkosten zu minimieren, stehe dabei im starken Gegensatz zu einem gesamtheitlichen wirtschaftlichen Denke.
Da die Personen so erst später Deutsch lernen, können sie auch erst später anfangen zu arbeiten. So führt die zusätzliche Wartefrist zu einem längeren Alg-II-Bezug der betreffenden Personen.
Auch das Ehrenamt leide unter solchen Vorgehensweisen. Der Landrat sieht vor allem die Frustration und Demotivierung bei den engagierten Helfern, sowie die Minderung der Integrationsbereitschaft der Flüchtlinge.
Abschließend fordert Anton Klotz deshalb, dass man praktikable Lösungen entwickelt, um pragmatisch und zielorientiert Integrationsarbeit vor Ort leisten zu können. Dabei bezog sich der Oberallgäuer Landrat auf die Worte von Bundeskanzlerin Angela Merkel im September: dass man „jederzeit auch bereit sein müsse[n], praktikable Lösungen zu entwickeln“. Auf diese Worte müssen jetzt Taten folgen.
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