Leerstand in Sonthofen - keine Chance auf H&M, Zara & Co.
Das ehemalige C&A-Gebäude in Sonthofen wird ab dem kommenden Frühjahr wieder neu belebt. In den Facebook-Kommentaren zu unserem Bericht über das künftige Geschäft beschweren sich viele, dass die Einkaufslandschaft in Sonthofen zu eintönig sei und wollen Modeketten wie H&M oder wieder einen Hager in der Kreisstadt. Die Stadt hat jedoch keinen Einfluss darauf, an wen der Besitzer einer Immobilie vermietet und wer in der Stadt ein Geschäft eröffnet.
"Bei einem Leerstand, egal ob in der Innenstadt oder außerhalb, kann der Eigentümer kann seine freie Mietfläche oder Gewerbefläche vermieten an wen und wie er will, wie lange er will. Welche Geschäfte sich also in Sonthofen ansiedeln, darauf hat die Stadt überhaupt keinen Einfluss!", erklärt Andreas Maier, Wirtschaftsförderer der Stadt Sonthofen, im Gespräch mit AllgäuHIT.
Ob eine große Modekette wie H&M, New Yorker, Zara oder ähnliches in einer Stadt eine Filiale eröffnen hängt von mehreren Kriterien ab, erklärt Maier weiter: "Die großen Modeketten, die sogenannten Filialisten, haben knallharte Rahmenbedingungen an eine künftig Filiale." Da wäre zum einen das Einzugsgebiet, also auch die Einwohnerzahl des Ortes, in dem sich eine Kette niederlässt. "Da ist es so, dass wir für ungefähr 95 Prozent aller Filialisten in Deutschland zu wenig Einwohner haben. Das ist unverhandelbar!" Unverhandelbar ist auch der zweite Punkt - die Größe der Fläche. "Wir haben in Sonthofen historisch bedingt ziemlich kleine Mieteinheiten, ziemlich kleine Flächen, was den Einzelhandel angeht, 50 bis 100 oder 150 Quadratmeter sind bei uns die gängige Größe. Ein großer Filialist, eine Einzelhandelskette, braucht einfach deutlich größere Flächen!", so Maier weiter. Wenn diese beiden Kriterien bei einer Stadt nicht stimmen habe man keine Chance, dass sich ein Filialist ansiedelt.
Weiter kämpfen aktuell auch die großen Einzelhandelsketten mit denselben Problemen wie alle anderen, auch wie jede Privatperson. Erst Corona, dann Lieferschwierigkeiten bedingt durch den Krieg in der Ukraine, Inflation, steigende Energiekosten. "Alle großen Modeketten, alle Filialisten im Einzelhandel sind aktuell auch auf Schrumpfkurs und nicht auf Expansion aus!"
Aktuell so gut wie keine Chance auf große Modekette in Sonthofen
Ob die Chance besteht, dass sich jemals eine größere Modekette in Sonthofen niederlässt, kann Maier nicht beantworten. Bei den aktuellen Gegebenheiten und Rahmenbedingungen der Filialisten schließt er es jedoch aus. Die Rahmenbedingungen der Ketten ändern sich jedoch dynamisch, angepasst an die aktuelle weltpolitische Lage und die Situation im Einzelhandel. "Vor fünf Jahren hatte man noch ganz andere Parameter. Da waren die Einwohnerzahlen für einen Standort, an dem sie eine Filiale eröffnen, noch etwas niedriger, auch haben sie längerfristige Mietverträge abgeschlossen das hat sich heute gewandelt, sie schließen kurzfristige Verträge ab, die die Vermieter nicht mitmachen. Das kann sich auch wieder ändern, vielleicht gehen irgendwann solche Ketten auch wieder in Mittel- oder Kleinstädte."
Die Zeit der Warenhäuser ist vorbei - einen Hager wird es nicht mehr geben
Da wäre noch die Frage nach einem Warenhaus - einen Hager, wie ihn sich viele in Sonthofen zurückwünschen. "Die Zeit der Warenhäuser ist schlicht und einfach vorbei, aktuellstes Beispiel ist hier die Galeria Kaufhof, eine große Warenhauskette, die inzwischen zum dritten Mal Insolvenz angemeldet hat. Natürlich war der Hager toll, aber die Hoffnung, dass es sowas in Sonthofen jemals wieder gibt, kann glaube ich jeder begraben!", so Maier. Der Hager hat in Sonthofen vor rund 25 Jahren geschlossen. Aktuell, so der Wirtschaftsmanager weiter, gibt es auch niemanden, der in Sonthofen ein neues Geschäft oder auch einen neuen Gastro-Betrieb eröffnen will. Zu unsicher die wirtschaftliche Lage, zu groß der Fachkräftemangel.
Ein Überschuss an Schuhgeschäften und Optikern in Sonthofen? Das ist ein weiterer, oftmals geäußerter Kommentar in Bezug auf die Einkaufslandschaft in der Kreisstadt. Andreas Maier hat hier einen anderen Eindruck: "Ich finde nicht dass wir zu viele Schuhgeschäfte haben, ganz im Gegenteil, wir haben, was die Kaufkraft angeht, laut dem Einzelhandelsgutachten sogar noch Potential." Beim Thema Optiker verweist er auch auf den demographischen Wandel - die Gesellschaft wird immer älter, auch die Einwohner Sonthofens. "Da ist man doch froh, wenn man einen Optiker oder Hörgeräteakustiker vor Ort hat!" Und: im Vergleich zu anderen Städten hat Sonthofen nicht mehr Schuhgeräte oder Optiker. Der Markt ist dafür auf jeden Fall da.
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