Testen für Freiheiten: Lindau will Corona-Modellregion werden
Die Stadt Lindau will beim Kampf gegen die Corona-Pandemie neue Wege gehen. „Lindau will raus!“, sagt Oberbürgermeisterin Dr. Claudia Alfons. „Raus aus den hohen Inzidenzzahlen, raus aus der Perspektivlosigkeit, aber vor allem raus in die Biergärten und Parks, auf die Sportplätze und in die Geschäfte.“ Deshalb soll Lindau im Idealfall eine der bayerischen Musterregionen werden, die nach Tübinger Modell Schnelltests anbieten und so einen Gaststättenbesuch oder Einkaufsbummel ermöglichen.
Die Idee hatten Oberbürgermeisterin Alfons und Kulturamtsleiter Alexander Warmbrunn bereits vergangene Woche: Warum nicht in Lindau ein Testangebot auf die Beine stellen und so den Menschen mehr Freiräume ermöglichen?
„Ich habe dann am Montag Bundesminister Gerd Müller beim Gemeindetag angesprochen. Er hat uns sehr ermutigt, dies zu probieren“, so Alfons. Die neue bayerische Infektionsverordnung lässt ein solches Handeln der Kommunen zu. So müsste zwar die Stadt die Infrastruktur schaffen und zunächst die Schnelltests vorfinanzieren. Doch zumindest die Tests für die Lindauer Bürgerinnen und Bürger würden dann über die Krankenkassen bezahlt werden.
Bereits am Dienstagmorgen vor der Pressekonferenz des Ministerpräsidenten trat digital die städtische „Taskforce“ bestehend aus der Oberbürgermeisterin, Amts- und Abteilungsleiter, Bürgermeisterin Katrin Dorfmüller und die Stadträte Dr. Klaus Adams und Professor Uli Schöffel zusammen, um das Projekt voranzutreiben. Schöffel und Adams sind beide Ärzte. Adams leitet die Impfzentren des Landkreises.
Beide sind überzeugt: „Je mehr wir testen, umso schneller bekommen wir das Infektionsgeschehen in den Griff, und umso schneller gewinnen wir Freiheiten zurück.“ Am schnellsten ginge dies, wenn Lindau eine der von Ministerpräsident Markus Söder angekündigten Modellregionen wird.
Daran arbeitet Oberbürgermeisterin Claudia Alfons in enger Abstimmung mit Landrat Elmar Stegmann. So hat sie am Dienstag nach der Pressekonferenz der Bayerischen Staatsregierung sofort an Gesundheitsminister Klaus Holetschek geschrieben.
„Lindau kann raus“, ist sie überzeugt, „wenn wir es schaffen, Modellregion zu werden.“ Dafür sehen sie und Tanja Bohnert, Leiterin des Bürger- und Rechtsamts, die Voraussetzungen gegeben: Die Modellregionen sollen eine Inzidenz von über 100 aufweisen; nicht zu groß und nicht zu klein sein.
Lindau ist ein beliebtes Tourismusziel, jetzt zu Corona-Zeiten als inländisches Reiseziel umso mehr, wie das vergangene Jahr eindrücklich gezeigt hat. Dazu kommt die Insellage der Stadt mit ihren lediglich zwei Zugängen, die sich gut für den Aufbau eines Schnelltestsystems nach Tübinger Vorbild eignet.
Dieser Modellversuch würde auch die Durchführung der Gartenschau erleichtern, die ebenfalls auf der Insel gelegen ist und in die bekanntlich erhebliche Fördergelder des Freistaates geflossen sind. Auch der Betrieb der durch den Freistaat geförderten Inselhalle könnte davon profitieren. Durch die Verbindung zum Allgäu wäre Lindau ein geeignetes Modellprojekt für den Alpen- und Bodenseeraum sowie für grenznahen Regionen.
Doch während sich nun einige bayerische Städte mit ihren Zahlen und Fakten für das Tübinger Modell in Stellung bringen, hat Lindau noch ein weiteres Pfund: Warmbrunn hat über den Kurator Professor Roland Doschka bereits den Kontakt zu der erfolgreichen Modellstadt Tübingen und den dort maßgeblichen Akteuren, namentlich der Notärztin Dr. Lisa Federle, hergestellt. Sie hat Unterstützung und Beratung zugesichert, sodass Lindau wohl auch auf eine steile Lernkurve hoffen kann.
Und noch ein wichtiges Argument führt Alfons in Feld: Die breite Unterstützung, die Händler, Gewerbetreibende und die Industrie- und Handelskammer bereits signalisiert haben.
„Denn wir werden viel Unterstützung aus der Bevölkerung, von Hilfsorganisationen, Kirchengemeinden, Vereinen, Medien und Unternehmen brauchen“, appelliert Alfons und fasst dann zusammen: „Eigentlich von allen.“
Vielleicht kann es dann ja heißen: Lindau ist raus!
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