Klimawandelstudie für die Stadt Lindau
Der Klimawandel ist auch in Lindau bereits jetzt spür- und messbar. „Deswegen ist es wichtig herauszufinden, an welchen Stellen wir reagieren müssen und wo wir reagieren können“, sagt Klimaschutzexperte Hans-Jörg Barth von eza! in Kempten, der die Klimawandelstudie für Lindau im Auftrag des Stadtrates erstellt hat.
Für die Klimawandelstudie wurden verschiedene Szenarien entwickelt. Dabei werden die Klimadaten von jeweils drei Jahrzehnten miteinander verglichen. Demnach geht Barth bis 2050 im günstigsten Fall von einer mittleren Erwärmung von 1,6 Grad aus. Im schlimmsten Szenario steigt die mittlere Temperatur um über 4 Grad. Alle Klimamodelle gehen davon aus, dass die Sommer trockener werden. Sorge bereitet Barth vor allem, dass es mehr Starkregen, mehr Sturm- und Hochwasserereignisse geben wird. Damit einher gehe auch die Gefahr von Hangrutschungen. Prognostiziert werden zudem weniger Frosttage. Das hat vor allem Auswirkungen auf die Landwirtschaft, aber auch auf die Tierwelt.
Pflanzen und Ökosysteme können sich nicht so schnell verändern
„Bei einem Anstieg von 2 Grad verlieren wir 16 Prozent der Arten, bei plus 3,2 Grad verlieren wir 49 Prozent, also die Hälfte aller Insekten. Das hängt damit zusammen, dass sich Pflanzen und Ökosysteme nicht so schnell verändern können“, so Barth bei der Vorstellung der Studie am Mittwoch vor den Lindauer Stadträtinnen und Stadträten. „Wir bekommen neuen Arten aus subtropischen Bereichen, die heimische Arten verdrängen. Es kommen auch Arten, die man gar nicht haben möchte. Die zum Beispiel Krankheiten oder Allergene mitbringen und übertragen. Die neuen Arten können deshalb hier überleben, weil die Winter nicht mehr so kalt sein werden“, so Barth. Das werde sich vor allem auf die Gesundheit der Menschen, aber auch auf die Landwirtschaft auswirken.
Wie dem Klimawandel begegnen?
Somit müsse der Hochwasserschutz neu bewertet, Simulationen erstellt und Starkregenkonzepte erarbeitet werden. Der Baumbestand müsse häufiger kontrolliert und mehr Flächen bereitgestellt werden, damit Niederschläge im Boden versickern können. Weitere Empfehlungen der Klimawandelstudie sind: Versiegelte Flächen möglichst entsiegeln, das Stadtgrün ausbauen und den motorisierten Individualverkehr verringern. Weitergehende Maßnahmen, die in der Studie genannt sind, betreffen die Energie- und Wasserwirtschaft, Tourismus und Industrie, Forst und die Landwirtschaft, Städtebau und Verkehr, Naturschutz und Fischerei. Die ganze Studie ist online auf der städtischen Webseite verfügbar.
Oberbürgermeisterin Claudia Alfons hofft auf Verständnis bei Maßnahmen
„Wenn wir bereits heute wissen, womit wir in Zukunft rechnen müssen, wird zum einen das Thema greifbarer und zum anderen können wir dann bereits jetzt die richtigen Weichen stellen und erforderliche Anpassungsmaßnahmen umsetzen. In diesem Sinne hoffe ich, dass die Ergebnisse dieser Studie von vielen Lindauer Bürgerinnen und Bürgern wahrgenommen werden und dass das Verständnis für erforderliche Maßnahmen wächst“, sagt Oberbürgermeisterin Claudia Alfons.
Der Lindauer Klimabeirat wird sich in den nächsten Wochen und Monaten mit der Klimawandelstudie beschäftigen. Das Expertengremium berät den Stadtrat bei den weiteren Maßnahmen.
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