Bäume in Allgäuer Wäldern treiben immer früher aus
Aktuell ist an heimischen Bäumen und Sträuchern im Wald ein verfrühter Blatt- und Blütenaustrieb zu beobachten. Revierleiter Markus Pfleghardt pflegt den nördlichen Teil des Kürnacher Staatswalds und berichtet von Buchen und Lärchen, die kurz vor dem Blattaustrieb stehen. Normalerweise ist dies erst mindestens einen Monat später so weit.
Seine Beobachtungen decken sich mit den Ergebnissen verschiedener wissenschaftlicher Studien: „Schweizer Forscher belegten, dass der immer frühzeitigere Blüten- und Blattaustrieb mit der Erderwärmung korreliert. So hat sich der Austrieb der Blüten und Blätter in den letzten 37 Jahren in der Schweiz um bis zu 30 Tage nach vorne verschoben“, so Pfleghardt. Der immer frühere Blattaustrieb führt zu einer deutlich höheren Anfälligkeit in Bezug auf die Spätfröste. Förster Markus Pfleghardt weiter: „Beginnt ein Baum auszutreiben und fallen anschließend die Temperaturen für einige Zeit unter den Gefrierpunkt, kann dies bis zum Absterben der Bäume führen. Einige unserer Hauptbaumarten haben vor allem in ihrer Jugend eine hohe Spätfrostempfindlichkeit, wie z.B. Tanne oder Buche.“
Um dies zu verhindern, verjüngen die Bayerischen Staatsforsten ihre Wälder unter dem Schutz der Altbäume: Das Hauptaugenmerk liegt dabei bei der Schaffung eines klimastabilen und an den Standort angepassten Mischwaldes.
Im Bereich der Kürnach, die zu großen Teilen von den Bayerischen Staatsforsten bewirtschaftet wird, werden unter anderem Weißtannen, Buchen, Bergahorne und einzelne Douglasien gepflanzt. Baumarten, die bereits im Revier vorhanden sind, vermehren sich meist von selbst. Forstwirte kümmern sich um diese und regulieren deren Mischung durch Pflege- und Schutzmaßnahmen wie beispielsweise das Anbringen von Verbissschutz. Denn die neu gepflanzten Bäumchen haben neben den klimatischen Bedingungen im Wald noch ein anderes Problem: Gerade die jungen Triebe schmecken dem Gems-, Reh- und Rotwild besonders gut und werden deshalb von ihnen verbissen. Dies bedeutet dann vor allem für die Weißtanne, die als Hoffnungsträger im Waldumbau gilt, einen herben Rückschlag. Mindestens zwei Jahre benötigt diese, bis ein verbissener Haupttrieb nachwachsen kann. „Deshalb ist die Jagd so wichtig!“, ist sich Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting sicher.
Ein weiteres Schlüsselelement für alle jungen Pflanzen ist die Steuerung des Lichtes. Ist es zu dunkel, reicht das Licht nicht zum Keimen oder Anwachsen. Ist es zu hell, können die Sämlinge oder Pflanzen aufgrund der Hitze vertrocknen. Forstbetriebsleiter Oetting ist stolz auf seine Mitarbeiter: „Durch sorgfältige Planung und Entnahme alter Bäume können unsere Förster beste Bedingungen für die Waldverjüngung schaffen.“ Um die Mischung zu erhöhen, werden Pflanzen aus Baumschulen eingebracht. Dieses Frühjahr werden laut Revierleiter Markus Pfleghardt in den Kürnacher Revieren über 14.000 junge Mischbäume von den Staatsforsten gepflanzt.
„Dieses Jahr sind wir zwar besonders früh dran, aber wir müssen uns trotzdem beeilen. Denn die Pflanzen beginnen teilweise schon mit dem Austrieb. Das ist vier Wochen früher als die letzten Jahre. Und ausgetriebene Pflanzen wollen wir eigentlich nicht mehr verpflanzen. Sie sind extrem empfindlich und vertrocknen ganz leicht“, schildert Oetting den Grund für den Zeitdruck seiner Revierleiter und Waldarbeiter.
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