76-Jähriger reagiert gut - Schockanrufer in Weißenhorn festgenommen
„Falsche Polizeibeamte“ nahmen einen Senior aus Weißenhorn ins Visier. Mit Hilfe des 76-Jährigen gelang die Festnahme eines 24-Jährigen.
Bereits am Mittwochnachmittag kam es in einem Weißenhorner Teilort zu einem versuchten Anrufbetrug. Gegen 14:30 Uhr erhielt der 76-jährige Geschädigte einen Anruf von einer ihm unbekannten, männlichen Person. Der Anrufer gab sich fälschlicherweise als Polizeibeamter aus und täuschte gegenüber dem Geschädigten vor, dass dessen Tochter einen schweren Verkehrsunfall verursacht hätte. Eine Haftstrafe der Tochter könne nur durch die Bezahlung einer Kaution abgewendet werden. Der Geschädigte, der die Betrugsmasche sofort erkannte, erweckte bei seinem Gegenüber den Anschein, eine hohe Summe Bargeld zu Hause zu lagern und die geforderte Kaution auch bezahlen zu wollen.
Tatsächlich war es sein Ziel, den Anrufer bewusst in ein Gespräch zu verwickeln, um unbemerkt mit seinem Smartphone den Polizeinotruf zu verständigen, was ihm schlussendlich auch gelang. Während der Geschädigte, dank einer herausragenden schauspielerischen Leistung, den Anrufer weiterhin im Glauben ließ, allen Forderungen nachkommen zu wollen, entsandte die nichtsahnende Täterschaft etwa eine Stunde nach Gesprächsbeginn einen 24-jährigen Abholer, der die vereinbarte Geldsumme an der Wohnanschrift des Geschädigten in Empfang nehmen sollte. Im Rahmen der Übergabe gelang Kräften der Kriminalpolizeiinspektion Neu-Ulm die Festnahme. Der aus dem benachbarten Ausland stammende Täter wurde zwischenzeitlich identifiziert und auf Antrag der Staatsanwaltschaft Memmingen der Haftrichterin am Amtsgericht Memmingen vorgeführt, die aufgrund dringenden Tatverdachts die Untersuchungshaft anordnete. Der Mann wurde im Anschluss in eine Justizvollzugsanstalt gebracht.
Die weiteren Ermittlungen in dem Fall führt das zuständige Fachkommissariat der Neu-Ulmer Kriminalpolizei unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Memmingen.
Das Phänomen
Diese sogenannten „Schockanrufe“ setzen darauf, die Opfer zu unüberlegten Handlungen aufgrund des erzeugten Schockmoments zu bewegen. Durch geschickte Gesprächsführung der Täter werden die Opfer psychisch unter Druck gesetzt und so zu unreflektierten Geldzahlungen gedrängt. Den Geschädigten wird vorgetäuscht, dass sich Verwandter oder naher Bekannter in einer Notlage oder Gefahr befände, die nur durch finanzielle Hilfe der Opfer abgewendet werden kann.
Die Schadenssummen
Mit den aus Tätersicht erfolgreichsten Maschen verursachten Anrufbetrüger im Bereich Schwaben Süd/West im laufenden Jahr bereits über 2.000.000 Euro Beuteschaden. Die höchsten Summen erbeuteten die Täter mit dem Phänomen des Schockanrufs, darauf entfallen fast 1,4 Millionen Euro.
Die Polizei gibt nachfolgende Tipps:
- Polizisten, Staatsanwälte oder Richter werden Sie niemals um Geldbeträge oder Wertgegenstände bitten. Seien Sie bei solchen Forderungen also misstrauisch und beenden Sie das Telefonat.
- Geben Sie am Telefon keine Details zu Ihren finanziellen Verhältnissen preis.
- Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen. Legen Sie einfach auf.
- Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen.
- Rufen Sie beim geringsten Zweifel bei der Behörde an, von der die angebliche Amtsperson kommt. Suchen Sie die Telefonnummer der Behörde selbst heraus.
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