Wie kann die Zukunft der Mobilität im Allgäu aussehen und welche Rolle spielt dabei das autonome Fahren? Im Rahmen einer virtuellen Ideenwerkstatt diskutierte die FDP Oberallgäu diese Frage gemeinsam mit Experten und Interessierten. Das Thema fasziniere die Liberalen, wie der Kreisvorsitzende der Oberallgäuer Freien Demokraten und Kreisrat Michael Käser betonte: "Wir haben bereits vor zwei Jahren einen Antrag in den Oberallgäuer Kreistag eingebracht, in dem wir geforderter haben das Oberallgäu zur Modellregion für autonomen ÖPNV auf dem Land zu machen. Obwohl in dieser Hinsicht nicht viel passiert ist, lassen wir uns die Begeisterung für innovative Technik nicht nehmen. Sie ist der einzig sinnvolle Weg, unsere derzeitigen Probleme bei der Mobilität zu lösen. Dafür muss man auch visionär sowie zukunftsorientiert denken und handeln."
“Nicht ob, sondern wann ist die Frage”
Ein Experte auf diesem Gebiet ist Prof. Stefan Schneider. Er lehrt an der Hochschule Kempten und ist Stiftungsprofessor für die Lehrgebiete "Autonomes Fahren und Fahrerassistenzsysteme". Seiner Ansicht nach stellt sich nicht die Frage ob, „sondern wann autonomes Fahren auf unseren Straßen zum Standard wird“. Auch im Allgäu werde intensiv an der Automatisierung von Fahrzeugen geforscht. So wurde vor zwei Jahren eine Konzeptstudie zur Zukunft der Mobilität in geschützten Bergtälern (ZuMoBe) abgeschlossen, die unter anderem die technische Machbarkeit eines autonomen Shuttleservices im Hintersteiner Tal wissenschaftlich ergründen sollte. Zu einem darauf aufbauenden Testbetrieb, wie im Niederbayerischen Bad Birnbach sei es jedoch leider noch nicht gekommen. In der Allgäu-Metropole Kempten sei man dahingehend aber auf einem guten Weg: "Aktuell arbeiten wir an einem Projekt in Kooperation mit der Stadt, welches den Einsatz von selbst fahrende Kehrmaschinen im Feld vorsieht. Dabei können wir auf ein virtuelles 3D-Modell der Innenstadt zugreifen, welches für das autonome Fahren unerlässlich ist. Generell ist die Begeisterung für das autonome Fahren in vielen Kommunen sehr groß und trifft auf viel Zustimmung.", so Prof. Schneider.
"Einmal Mobilität zum Mitnehmen bitte!"
Einen anderen Aspekt eröffnete Sebastian Körber, der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag, in seinem Impulsvortrag. Nach seiner Aussage wird sich die Sicht auf die Mobilität binnen der nächsten Jahre drastisch ändern. "Mobilität ist einer der Megatrends unserer Gesellschaft. Der Mobilitätsbedarf wird nicht nur weltweit, sondern auch in Deutschland und besonders in Bayern in den nächsten Jahrzehnten kontinuierlich wachsen. Es lässt sich anhand der Verkehrsaufteilung in Bayern feststellen, dass räumliche Strukturen und Angebote der Verkehrsinfrastruktur entscheidend für die Wahl des Verkehrsmittels sind. Es zeichnet sich aber auch ein Trend in Richtung "Shared Mobility", also die gemeinschaftlich genutzte Mobilität, ab. Vor allem die junge Generation möchte sich seltener ein Auto, sondern Mobilität kaufen. Für uns Freie Demokraten ist es dennoch sehr wichtig, den Bürgerinnen und Bürgern eine größtmögliche Wahlfreiheit zu lassen und keinen "Kulturkrieg" gegen die individuelle Mobilität zu führen. Trotz der zunehmenden Digitalisierung des Verkehrs ist für uns ein hoher Schutz von Fahrgastdaten unabdingbar. Auch braucht es mehr Mut für Neues und Innovatives", so Körber.
Visionen für das Oberallgäu
Eine solche Innovation brachte Michael Käser im Laufe der Diskussion mit der Idee des "CountryCabs" ins Spiel. "Es handelt sich dabei um eine kreiselstabilisierte Einschienen-Kapseln, die autonom und elektrisch den Schienenverkehr im südlichen Oberallgäu zwischen Immenstadt und Oberstdorf - vor allem in den Zeiten, in denen keine Zug mehr fährt - revolutionieren könnte", so Käser. Der 28jährige sieht die Erfindung, die 2018 den deutschen Mobilitätspreis gewonnen hat, als eine mögliche Alternative zur viel diskutierten Regionalbahnidee. Prof. Schneider zeigte sich von der Erfindung durchaus angetan, sieht aber das Problem der Umsetzung im Mischverkehr mit dem herkömmlichen Bahnverkehr.
Auch wurde über das Projekt "Bayerncloud Tourismus" der Allgäu GmbH diskutiert. Gerade in der Hochsaison kommt es an Tourismus-Hotspots oftmals zu Problemen mit der Besucherlenkung und der Bereitstellung von Parkplätzen. In Zukunft soll den Gästen bereits vor Ankunft Informationen in Echtzeit darüber erhalten, ob es sich z.B. noch lohnt mit den Auto anzureisen. Hierzu soll in den nächsten Jahren eine offene und digitale Datenplattform im Allgäu als Pilotregion entstehen. "Ich sehe in solchen Anwendungen große Chancen, da diese einen echten Mehrwert - gerade in Urlaubsregionen - darstellen. Die Technik dafür ist schon vorhanden und muss nur noch genutzt werden", so Körber abschließend.