Hier fällt der Startschuss!“ war im übertragenen Sinne oft zu hören am Donnerstagmorgen in Biessenhofen. Und was für ein Startschuss es war. Mit voller Kraft hat die Warnstreikwelle gleich zu Beginn Nestlé in Biessenhofen getroffen. Die Friedenspflicht im Tarifkonflikt zwischen der Gewerkschaft Nahrung-GenussGaststätten (NGG) und dem Arbeitgeberverband der Bayerischen Ernährungswirtschaft e.V. (abe) hatte um 0:00 Uhr geendet.
Nachdem die NGG-Tarifkommission am 10. September das Angebot der Arbeitgeberseite von 1,5 % abgelehnt hatte, waren nun also Streiks möglich. Und in Biessenhofen machten die Beschäftigten von Anfang an klar, dass sie voll hinter ihrer Tarifkommission stehen. Geschlossen blieben sie vor den Toren des Werkes. Denn „1,5 % ist zu wenig für die Kolleginnen und Kollegen, die in systemrelevanten Jobs, mit Maske und anderen Erschwernissen im Betrieb dafür gesorgt haben, dass die Lebensmittelversorgung nie gefährdet war!“ betonte Barbara Fanderl, stellvertretende Betriebsratsvorsitze im Werk Biessenhofen beim Streik.
Auch die zahlreichen Solidaritätsbesuche aus anderen Betrieben der weiteren Umgebungen stießen ins gleiche Horn. In fast allen Betrieben der Branche hat die Produktion gebrummt und Kurzarbeit spielte praktisch keine Rolle. „Die Branche kann es sich leisten, den Beschäftigten eine ordentliche Tariferhöhung zu bezahlen!“ stellte Mustafa Öz, Verhandlungsführer der NGG deshalb auch klar. Die NGG hatte 6 %, mindestens aber 190 € mehr für alle Beschäftigten gefordert. Susanne Ferschl (MdB, DIE LINKE, Kaufbeuren) betonte außerdem in ihrer Solidaritätsbekundung, wie wichtig gute Tariferhöhungen in solchen Krisenzeiten sind, um die Nachfrage zu erhöhen und die Wirtschaft anzukurbeln.
Weitere Betriebe aus ganz Bayern werden wohl in den nächsten Tagen, bis zum 08. Oktober, dem Tag der zweiten Verhandlung mit Warnstreiks folgen.