Der Allgäuer Landtagsabgeordnete Thomas Gehring hat seinen Kollegen Uwe Kekeritz nach Immenstadt eigeladen. Kekeritz ist Sprecher für Entwicklungspolitik der Grünen und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. In einem Gespräch ging es um aktuelle Probleme in der Umsetzung der Entwicklungszusammenarbeit. Wir haben mit Uwe Kekeritz gesprochen.
Radio AllgäuHit: Herr Kekeritz, wie steht es denn aktuell um die Entwicklungsarbeit?
Uwe Kekeritz: Für mich ist viel entscheidender, dass in den Entwicklungsländern selbst, in den Ländern des globalen Südens, die Situation sich dramatisch verschlechtert hat, weil der regionale Handel zusammengebrochen ist, die internationalen Lieferungen sind ausgeblieben, es ist der Tourismus zu 100% ausgeblieben, die Rohstoffpreise sind in den Keller gegangen, dass hat alles katastrophale Auswirkungen auf die Länder und die meisten Menschen in den Ländern des globalen Südens die haben weniger Angst vor Corona sondern eher vor Hunger und vielleicht sogar vor dem Hungertod. Das ist nicht übertrieben, es werden zig tausend Menschen verhungern.
Radio AllgäuHit: Was wird denn unternommen um die Situation zu verbessern?
Uwe Kekeritz: Wir versuchen natürlich in erster Linie humanitäre Hilfe zu leisten, dort wo sich der Hunger tatsächlich ausbreitet, da verstärkt reinzugehen. Das andere ist natürlich auch, dass die Entwicklungszusammenarbeit weiter gehen muss, weil wir daran danken müssen, dass der Aufbau von Entwicklungsprozessen nicht einfach unterbrochen werden kann, sonst ist der ganze Vorlauf vernichtet und deswegen sollte das auch durchaus weiterlaufen was es im Bildungsbereich gibt, im medizinischen Bereich, im Infrastrukturaufbaubereich. Das muss unbedingt fortgesetzt werden und das ist natürlich auch aufgrund von Corona sehr viel schwerer als zuvor.
Radio AllgäuHit: Setzt denn die Bundesregierung weiterhin auf die Entwicklungsarbeit in anderen Ländern?
Uwe Kekeritz: Die Bundesrepublik Deutschland ist nach wie vor einer der größten Geber weltweit und hat die Bereitschaft zu investieren und Mittel zur Verfügung zu stellen nicht reduziert bisher. In der Vergangenheit mussten wir allerdings feststellen, dass Mittel auch für Trendsicherungen und Kontrolle der Migrationsströme verwendet worden sind. Die sind aus dem traditionellen Entwicklungsbereich abgezogen worden und sind jetzt im Prinzip im Sicherungsbereich gelandet und das ist natürlich, was die Entwicklung angeht und den Aufbau von Zukunftsperspektiven angeht, sehr schlecht.