Am 1. September startet in den meisten Unternehmen das neue Ausbildungsjahr. Bei der IHK Schwaben rechnet man damit, dass in den bis dahin verbleibenden vier Wochen noch einmal zahlreiche Ausbildungsverträge geschlossen werden. „Wegen der Corona-Krise war der Ausbildungsmarkt zwischenzeitlich komplett zum Erliegen gekommen“, berichtet IHK-Ausbildungsexperte Christian Munz. „Seit Mai spüren wir eine Erholung.“ Nach wie vor gibt es mehr gemeldete Stellen als Bewerber.
Im Vergleich zum Vorjahr kommt der Ausbildungsmarkt in diesem Jahr spät in Schwung. „Wir haben eine zeitliche Verzögerung von etwa sechs bis acht Wochen“, berichtet Munz. Bislang sind von den bayerisch-schwäbischen Unternehmen aus den Bereichen Handel, Produktion und Dienstleistungen bereits mehr als 6.000 neue Ausbildungsverhältnisse für September gemeldet worden. Damit sind trotz der coronabedingten wirtschaftlichen Einbrüche bereits 85 Prozent des Vorjahresniveaus erreicht.
Mehr offene Stellen als Bewerber
Bei der IHK Schwaben ist man zuversichtlich, dass diese Werte weiter deutlich ansteigen. So sind bei der Arbeitsagentur nach wie vor mehr offene Stellen als Bewerber gemeldet. Hier ist nur ein leichter Rückgang der registrierten Ausbildungsplätze zu verzeichnen. „Das belegt, dass das Matching in diesem Jahr langsamer vonstattengeht“, so Munz. Auch in der IHK-Lehrstellenbörse sind nach wie vor mehr als 500 freie Ausbildungsplätze in Bayerisch-Schwaben zu finden. „Die Chancen für Bewerber und Bewerberinnen stehen trotz Krise unverändert gut, auch wenn vielleicht etwas mehr Flexibilität erforderlich ist“, sagt Munz.
Verantwortung für den Fachkräftenachwuchs
Zur Einordnung: Aktuell sind mehr als 20.000 Unternehmen in der Region in Kurzarbeit. Noch im Mai – in der Hochphase der Krise – haben fast ein Drittel der IHK-Unternehmen aus Bayerisch-Schwaben angegeben, ihre Beschäftigtenzahl senken zu wollen. „Dass ein Großteil der Unternehmen in dieser Situation weiter ausbildet, zeigt den Stellenwert der dualen Ausbildung und macht deutlich, dass die Betriebe Verantwortung für den Fachkräftenachwuchs tragen“, so Munz.
Regional große Unterschiede
Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist in den drei Arbeitsagenturbezirken Augsburg, Donauwörth und Kempten ähnlich. Von Landkreis zu Landkreis gibt es allerdings große Unterschiede. Munz warnt davor, diese Werte überzubewerten. Da stetig neue Ausbildungsverhältnisse – gerade auch aus großen Betrieben – gemeldet werden, sei die Aussagekraft begrenzt. Außerdem ist noch vieles in Bewegung. Munz ist sicher, dass viele junge Leute jetzt im Endspurt noch aktiv werden. „In der Phase des Lockdowns standen bei den Schülern häufig andere Themen im Fokus.“ Hinzu kommt, dass Recruiting-Aktionen oder Berufsbildungsmessen wegen der Pandemie ausfallen mussten. Auch die wirtschaftliche Unsicherheit dürfte den einen oder anderen von einer Bewerbung abgehalten haben. „Nachdem sich die wirtschaftliche Stimmung langsam aufhellt und sich der Arbeitsmarkt weiter stabilisiert, wie die Juli-Zahlen der Arbeitsagentur zeigen, kehrt Vertrauen zurück“, ist sich Munz sicher.