Ulrike Müller betont die Bedeutung der weltweit unerreichten Lebensmittelstandards in der EU und tritt für deren Erhalt im internationalen Handel ein. Die EU-Agrarpolitikerin aus dem Allgäu besuchte am vergangenen Donnerstag, 28. Mai, die Firma Töpfer in Dietmannsried, ein führender Hersteller von Bio-Babynahrung und Naturkosmetik.
Unter Einhaltung der aktuell notwendigen Sicherheitsmaßnahmen gewährte Töpfer-Geschäftsführerin Susanna Gabler Einblicke in die Produktions- und Sicherheitsstandards, auch in Zeiten von Corona. Indra Baier-Müller, Landrätin im Oberallgäu, teilte mit, dass sich die Landkreise in der Region für einheitliche Regelungen direkt miteinander abstimmen würden.
Corona-Krise als Chance: Europäischen Agrar-und Ernährungssektor stärken
Für Ulrike Müller stellen die aktuellen Umwälzungen aufgrund der Corona-Pandemie eine Chance für eine nachhaltige Entwicklung in der EU dar: “Europas Agrar- und Nahrungsmittelwirtschaft kann gestärkt aus der COVID-Pandemie hervorgehen, davon bin ich überzeugt. Für eine solche Erholung und Kräftigung können und müssen wir jetzt die Weichen richtig stellen”, sagte Müller.
Dazu müsse die EU den Binnenmarkt stärken. Eine Abschottung der Mitgliedsstaaten sei kontraproduktiv, so Müller: “Wenn der EU-Binnenmarkt unter Druck steht, so liegt das nicht an der Leistungsfähigkeit unserer Landwirtschaft, sondern an mangelnder Zusammenarbeit der einzelnen Mitgliedstaaten. Abschottung ist keine Lösung, sondern leider ein Problem innerhalb Europas. Ich appelliere an alle Regierungen innerhalb der EU, sich auf die europäische Solidarität und unsere gemeinsamen Handelsinteressen zu besinnen!”
Farm-to-Fork-Strategie der EU-Kommission: 25 Prozent Bio sind zu viel
Müller und Gabler sind sich einig, dass die von der EU-Kommission anvisierten 25 Prozent Biolandbau kritisch zu sehen seien. Derzeit gebe es keinen Absatzmarkt für 25 Prozent Bio, und eine Überproduktion führe zu Preisverfall, sind sich die Milchbäuerin Müller und die Milchverarbeiterin Gabler einig. Beide teilen die Sorge, dass Produzenten nur aufgrund der Prämie auf Bio umstellen könnten, aber nicht “Bio mit Herz und Seele leben, wie wir es hier bei Töpfer tun”, so formulierte es Gabler.
Gesicherte Versorgung mit Nahrungsmitteln von höchster Qualität
Beim Verbraucherschutz und der Nahrungsmittelqualität hat die EU die höchsten Standards der Welt. Der Agrar- und Ernährungssektor erweist sich in der aktuellen Krise als zuverlässig und leistungsfähig. Müller betonte, dass internationale Handelsabkommen die Lebensmittelsicherheit auch künftig garantieren müssen: “Im Handel mit anderen Regionen, beispielsweise China oder MERCOSUR-Staaten, müssen wir diese Standards für die Zukunft gewährleisten. Wir tun gut daran, diese in allen Handelsabkommen und auch bei der Gestaltung unserer Zukunft nach Corona abzusichern. Unsere EU-Lebensmittelsicherheit muss als globaler Standard international etabliert und verankert werden”, forderte Müller.
Töpfer Babynahrung: Beste Sicherheitsstandards in der Praxis
Wie dies bei der Produktion von Babynahrung in die Praxis umgesetzt wird, erläuterte Töpfer-Geschäftsführerin Susanna Gabler: “Babynahrung ist ein hochsensibles Produkt. Wir gewährleisten in unserer Produktion die größtmögliche Sicherheit. Deshalb werden wir bei Töpfer die aktuellen Corona-Maßnahmen weiterhin aufrecht erhalten und bleiben im Krisenmodus.”
Bei Töpfer wird Babynahrung im Drei-Schicht-Betrieb auf einem so genannten Sprühturm hergestellt. “Die Mitarbeiter, die dort tätig sind, bleiben vom Rest der Belegschaft komplett getrennt. Für uns geht die Nahrungsmittelsicherheit über alles”, erklärte Gabler.
Deutsche Standards auch im Export
Töpfer exportiert etwa ein Drittel seiner Produktion in den deutschsprachigen Raum. Gabler wies darauf hin, dass die Firma die hohen deutschen und EU-Standards jedoch bei der Gesamtheit der Produktion gewährleiste, also auch für Produkte, die in andere Länder exportiert werden.
Landratsämter im Allgäu: Einheitliche Regelungen für die Region erwünscht
Was Information und Abstimmung im Zeichen von Corona angeht, zeigte Gabler sich sehr zufrieden über den guten Kontakt zu den Landratsämtern und den dortigen Gesundheitsämtern. Ihre Kritik richtet sich hingegen an die Gesetzgebung auf Bundesebene, die Spielraum für einzelne Landkreise lässt. So könnten innerhalb einer Region wie dem Allgäu unterschiedliche Regelungen greifen, was zu Unsicherheit führe. Indra Baier-Müller sicherte zu, dass sich diesbezüglich die Landräte im Allgäu abstimmen und bei kritischen Fragen für einheitliche Regelungen sorgen werden.