Unter dem Titel „Rezession. Kommt der Abschwung?“ lud die FDP Oberallgäu zum
Vortrag des Referenten Ingmar Niemann nach Immenstadt ein. Dieser sprach
dort über die wirtschaftlichen Aussichten in Deutschland und Europa.
Michael Käser, Landratskandidat der Freien Demokraten, führte zu Beginn der
Veranstaltung mit aktuellen Entwicklungen der deutschen Wirtschaft ins Thema
ein. Insbesondere der allgegenwärtigen Fachkräftemangel sowie der
Strukturwandel unserer Kernindustrie mache laut Käser der Wirtschaft zu
schaffen und wird auch im Allgäu nicht folgenlos bleiben. „Besonders unser
Tourismus ist abhängig von einer starken Wirtschaft. Die Leute sparen zuerst
an Dingen wie Urlaub, wenn die Kasse knapp wird. Aber auch unser Mittelstand
steht im Falle einer Wirtschaftsflaute vor großen Herausforderungen, die
sowohl Arbeitslosigkeit, als auch Einschnitte bei Sozialausgaben nach sich
ziehen können“, so Käser.
"Die Krise ist längst da", so führte Ingmar Niemann, der als Dozent an der
Hochschule Kempten, der TU München und der Wirtschaftshochschule in Budapest
tätig ist, in seinen Vortrag ein. „Der normale Konjunkturzyklus ist durch
eine verfehlte Niedrigzinspolitik unterdrückt worden, was zum stetigen
Aufschwung in den letzten zehn Jahren maßgeblich beitrug. In dieser Zeit
sind aber viele sogenannte „Zombie-Firmen“ entstanden, die sich nur noch
über billiges Geld über Wasser halten können. Die Folge daraus ist, dass nur
durch weitere Überschuldung das System am Laufen gehalten werden kann, was
eine schwere Rezession bis hin zu einem Systemcrash unvermeidbar macht“, so
Niemann. Er vermied konkrete Eintrittspunkte, wie sie von selbsternannten
Propheten verkündet werden.
Ein weiteres Problem sah der Dozent darin, dass in Deutschland zu wenig
Menschen Eigentum haben. „In Deutschland besitzt noch nicht einmal die
Hälfte der Bürger Wohneigentum, in Südeuropa sind es im Schnitt 80 - 90 %,
die in den eigenen vier Wänden wohnen. Dies wird zu einem riesigen sozialen
Problem im Abschwung“, so Niemann. Darüber hinaus werde viel zu wenig in
innovative Geschäftsfelder und qualitativ hochwertige Bildung investiert,
was der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auf mittlere Sicht enorm schadet
und wozu auch der vergleichsweise schwache Euro enorm beigetragen hat. Die
Elite wende Deutschland schon längst den Rücken zu oder sitze auf gepackten
Koffern.
Niemanns Empfehlung an die Politik fiel dementsprechend deutlich aus: „Wenn
wir nicht schnell das Ruder herumreißen, eine auf realen Werten basierende
Währung einführen und massiv in die Zukunft unseres Landes investieren, dann
verspielen wir die Zukunft des gesamten Kontinents und die guten
Perspektiven für zukünftige Generationen“, so der Referent abschließend.