Der Ostallgäuer Landtagsabgeordnete Bernhard Pohl (Freie Wähler) hatte Altlandrat und Bezirksrat Johann Fleschhut (Freie Wähler) sowie Bürgermeister Franz Erhart und den Nesselwanger Gerhard Korn zu einem Ortstermin an den Nesselwanger Bahnhof gebeten. Pohl wollte sich einen aktuellen Eindruck vom baulichen Zustand des Bahnhofs machen. Seit vielen Jahren kämpft er wie auch der Altlandrat und der Bürgermeister vergeblich darum, dass sich dort etwas tut. Die Politiker finden: Der Nesselwanger Bahnhof ist ein Schandfleck.
„Das größte Ärgernis ist der Zugang zum Bahnsteig. Bei einem Ortstermin vor vier Jahren mit Vertretern der Bahn hieß es, die stufenfreie Absenkung sei mit einem fünfstelligen Betrag zu erledigen. Die Bahn hat uns in Aussicht gestellt, zügig Abhilfe zu schaffen. Bis heute ist nichts geschehen. Im Gegenteil: Auf der Höhe des Zugangs zu den Gleisen ist das Fundament zerbröselt und wird seit Jahren durch eine Matte provisorisch abgedeckt, aus der zu allem Überfluss noch ein Nagel heraussteht. Der Gitterrost auf der Stufe kann von jedem mühelos herausgehoben werden und war bei unserem Besuch anfänglich gar nicht richtig eingerastet. Ein Wunder, dass hier noch nichts passiert ist!“, zürnt Pohl.
Auch Johann Fleschhut stellte fest, dass sich die Zustände in den vergangenen Jahren augenscheinlich noch einmal verschlechtert haben. Es sei unbegreiflich, warum die Bahn sich offenbar nicht in der Lage sieht, die Missstände zu beseitigen. Bürgermeister Erhart kann nicht verstehen, warum die Bahn plötzlich von Kosten in Höhe von einer Million Euro ausgeht. Man könne die Bahnsteigkante vom Wartehäuschen an kontinuierlich leicht absenken und habe auch kein Problem damit, dass eine Rampe nicht mehr als sechs Prozent Gefälle haben darf. Das sei definitiv mit einem geringen finanziellen Aufwand zu realisieren.
Die Politiker nahmen aber nicht nur an der fehlenden Barrierefreiheit deutlich Anstoß, sondern auch am optischen Erscheinungsbild des Bahnhofs. „Man sollte wirklich nicht glauben, dass es in Bayern solche Bahnhöfe gibt. Die Wartehalle ist geschlossen. Ein Aushang informiert die Reisenden darüber, dass sich das nächste WC im Zug befindet. Dieser Bahnhof passt eher in eine Dokumentation über die letzten Jahre der Sowjetunion als in einen renommierten bayerischen Wintersportort. Ein derartiges Gebäude ist für die Bahn eine Schande!“, findet Pohl deutliche Worte. Bürgermeister Erhart berichtet, die Gemeinde überlege seit langem, das Gebäude zu kaufen. Ursprünglich seien Verhandlungen für 2018 vorgesehen gewesen, nun habe die Bahn aber mitgeteilt, aufgrund der Vielzahl der Anfragen könne man erst 2020 auf das Thema zurückkommen. So könne man nicht mit den Kommunalpolitikern vor Ort umspringen. Er sei kurz davor, unter die Sache einen Haken zu machen.
Pohl und Fleschhut werden sich nun in Brandbriefen an den neuen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sowie Josef Zellmeier, Staatssekretär im neuen Ministerium für Bauen, Wohnen und Verkehr, sowie die Bahn wenden, damit diese unhaltbaren Zustände rasch der Vergangenheit angehören und auch Bewegung in mögliche Verkaufsverhandlungen kommt. Beide Politiker stellen fest, die Entscheidungsträger seien nun am Zug. Verbesserungen seien überfällig. (pm)