„Nach dem Klo und vor dem Essen, Hände waschen nicht vergessen.“ So mancher wird diesen Spruch noch aus seinen Kindertagen kennen. Dass die Ermahnung zur Sauberkeit mehr denn je seine Berechtigung hat, zeigte ein Vortrag von Dr. Ulrich Bäcker, Chefarzt der Inneren Abteilung an der Klinik Oberstdorf, auf dem 4. Allgäuer Hygienetag des Klinikverbunds Kempten-Oberallgäu. Denn die Zahl der stationären Aufnahmen bei einer Lebensmittelinfektion habe sich zwischen 2001 und 2011 mehr als verdoppelt. Rund 150 Teilnehmer aus dem gesamten Allgäu, aber auch aus Stuttgart oder Reutte (Tirol) informierten sich einen Nachmittag lang im Schloss Immenstadt über neue Entwicklungen zum Thema „Hygiene“.
Wie kann man sich vor Erkrankungen schützen, die durch Lebensmittel übertragen werden? Ulrich Bäcker, stellvertretender Vorsitzender der Hygienekommission im Klinikverbund, hatte jede Menge Tipps zusammengestellt. Zentrale Aussage: Immer wieder die Hände waschen, mit Seife unter fließendem Wasser. Nicht nur nach dem Toilettengang, sondern auch nach Kontakt mit Haustieren oder Gartenarbeiten.
Besonders wichtig sei die Handreinigung nach dem Kontakt mit „kritischen“ Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch, Milch und rohen Eiern. Generell aufpassen sollte man laut Bäcker bei allen Rohprodukten: Dazu gehören auch weiche Käsesorten, Rohwurst, Räucherlachs und unbehandeltes Obst oder Gemüse. Unbehandelt gelte als gesund, heiße aber auch, dass kein Prozess der Keimreduktion stattgefunden habe. Waschen ist da Pflicht.
Bei der Zubereitung von Speisen sollte man möglichst Besteck statt der Händen nehmen, für Fleisch und Gemüse getrennte Bretter (lieber Kunststoff statt Holz) verwenden und für eine ausreichende Erhitzung der Zutaten sorgen. Reste gehören möglichst rasch und abgedeckt in den Kühlschrank, der maximal sieben Grad (besser: unter fünf) haben und nicht zu voll gepackt werden sollte. Bäckers Fazit: Wer im Haushalt auf Hygiene achtet, kann das Risiko für Lebensmittelinfektionen deutlich senken.
Weitere Themen waren die richtige Auswahl von Flächendesinfektionsmitteln, die Gefahrenanalyse u.a. bei der Verarbeitung von Lebensmitteln sowie die Einhaltung von Hygienestandards bei baulichen Maßnahmen in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen. Am einfachsten sei da der Neubau, so Dr. Peter Keith, Regionalleiter Hygiene der „Sana“-Region Oberschwaben-Allgäu. Schwieriger zu handhaben seien Maßnahmen bei einem Umbau oder einem Umbau im Bestand. Da gelte es zum Beispiel, den Patienten während der Bauphase vor Lärm und vor allem Staub zu schützen und einen Notfallplan für Wasser-, Luft- und Elektrosysteme zu erstellen. Nach Beendigung der Bauarbeiten sollten neben einer speziellen Endreinigung auch Umgebungsuntersuchungen, Luftkeimmessungen und Wasseruntersuchungen in Betracht gezogen werden. (PM)
* im Bild Dr. Ulrich Bäcker, Chefarzt der Inneren Medizin an der Klinik Oberstdorf und stellvertretender Vorsitzender der Hygienekommission im Klinikverbund