Wenn Krankheitskeime resistent gegen Antibiotika sind, ist dies nicht nur eine Herausforderung für Kliniken. „Auch Pflegeeinrichtungen müssen sich mit multiresistenten Erregern auseinandersetzen“, verdeutlichte Privatdozent Dr. Claudio Kupfahl vor über 100 Teilnehmer beim Allgäuer Hygienetag in Immenstadt. Wichtigste präventive Maßnahme sei die Händehygiene für Personal und Bewohner, betonte der Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektions-Epidemiologie. Werde diese eingehalten, seien Übertragungen in Heimen relativ selten. Unter Regie des Gesundheitsamtes Oberallgäu habe sich für alle Beteiligten der Gesundheitsversorgung in der Region das „MRE-Netzwerk“ etabliert. Dieses, so Kupfahl, biete strukturierte Leitlinien und einheitliche Handlungsempfehlungen im Umgang mit multiresistenten Erregern (MRE).
Andreas Ruland, Geschäftsführer des veranstaltenden Klinikverbundes Kempten-Oberallgäu, hieß die Tagungsteilnehmer - darunter niedergelassene Ärzte sowie Praxis- und Pflegepersonal - im Stadtschloss Immenstadt willkommen. Dem Thema Hygiene räume der Klinikverbund Kempten-Oberallgäu besondere Priorität ein. So ergänzen zwei in der Krankenhaushygiene speziell ausgebildete Ärzte die Abteilung für Hygiene und Infektiologie. Weiter gehören dem Team sieben Hygienefachkräfte an. Dr. Matthias Sauter, Ärztlicher Leiter der Abteilung, gab einen Überblick über die sogenannte Postexpositionsprophylaxe (PEP). So bezeichnet man medizinische Maßnahmen nach einem möglichen Kontakt mit Erregern einer Infektionserkrankung, um einen Ausbruch zu verhindern oder den Verlauf zu mildern.
Dr. Ludwig Walters vom Gesundheitsamt Oberallgäu beleuchtete das Thema Asyl aus Sicht der Behörde. Jüngste Migrationsbewegungen hätten das Oberallgäu mit annähernd in Vergessenheit geratenen Erkrankungen konfrontiert. Die hohe Zahl geflüchteter Menschen habe das Gesundheitsamt im vergangenen Jahr vor erhebliche – nicht zuletzt auch hygienische – Herausforderungen gestellt. Zum Thema Impfungen des Personals in medizinischen Einrichtungen informierte Privatdozent Dr. Ulrich Seybold vom Klinikum der Universität München.
Die Hygienefachkräfte Forian Leier und Zoltán Szabó beleuchteten die Schnittstelle zwischen Hygiene und Infektiologie und präsentierten dazu zwei interessante Fallbeispiele aus der Praxis. Dr. Herbert Müller und Dr. Ulrich Bäcker, die Vorsitzenden der Hygienekommission im Klinikverbund, freuten sich über das große Interesse am Hygienetag mit Teilnehmern aus allen Bereichen der Gesundheitsversorgung