Trotz lauem Sommerabend haben über 80 Gäste im Rokokosaal des Landratsamtes die Vorstellung der neuen Landkreispublikation gefeiert. Knapp zwei Jahre hatte der Lindauer Karl Schweizer in zeitintensiver Recherche insgesamt 36 Schicksale aus der NS-Zeit aus nahezu allen Gemeinden des Landkreises zusammengetragen und aufbereitet.
So die Geschichte von Resi Ackermann aus Wasserburg, die aufgrund ihrer Liebe zu einem serbischen Zwangsarbeiter 1945 zu einem Jahr und vier Monaten Zwangsarbeit verurteilt wurde. Ihr Schicksal wurde stellvertretend für alle 36 Schicksale des Gedenkwegs an dem Abend von Fridolin Altweck vorgetragen. Die Publikation hat den Titel „Verfolgung, Flucht und Widerstand im Landkreis Lindau 1933 – 1945“ und kann im örtlichen Buchhandel gegen eine Schutzgebühr von 5 Euro erstanden werden.
„Karl Schweizer hat es geschafft, viele kleine Informationen zu einem Ganzen zusammenzufügen. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er diese mühevolle Arbeit auf sich genommen hat“, lobte Landrat Elmar Stegmann den ehrenamtlichen Einsatz des Autors. Dieser war unterwegs in Archiven, auf Flohmärkten, hat Nachlässe durchforstet und sich mit Zeitzeugen und Heimatpflegern unterhalten. Gefragt nach seiner Motivation antwortet Schweizer: „In einer Zeit, in der rechtsradikale Tendenzen zunehmen, ist ein wichtiges Mittel die Aufklärung. Hier möchte ich meinen Beitrag leisten.“ Deshalb erhalten auch alle etwa 2.000 Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 bis 12 an den weiterführenden Schulen im Landkreis die Publikation kostenlos. Diesen Wunsch des Autors konnte der Landkreis dank einer Spende der Stiftung Erinnerung in Höhe von 3.500 Euro umsetzen. Die Bücher werden derzeit an die einzelnen Schulen ausgeliefert. Die weiteren 2.000 Exemplare des Buches können über den örtlichen Buchhandel für eine Schutzgebühr in Höhe von 5 Euro gekauft werden.