Die Bayerischen Jugendämter meldeten im Jahr 2015 insgesamt 15.334 Gefährdungseinschätzungen, das heißt Fälle, in denen geprüft wurde, ob das Wohl von Kindern bzw. Jugendlichen in Gefahr war. Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Statistik lag in 2.668 Fällen eine akute und in 3.073 eine latente Kindeswohlgefährdung vor. Im Allgäu waren ebenfalls Fälle dabei. Insgesamt wurden 513 Verfahren durchgeführt. 17 Prozent davon (89) waren akut. Knapp 15 Prozent (75) wurden als latent eingestuft worden.
Die Statistik wird in vier Teile unterschieden: akute Kindeswohlgefährdung, latente Kindeswohlgefährdung, keine Gefährdung aber Hilfebedarf, keine Gefährdung und kein Hilfebedarf. Die meisten Kinder, die 2015 vom Jugendamt beobachtet wurden liegen in der letzten Kategorie. 176 Kinder leben demnach außer Gefahr. Bei nur drei Kindern weniger (173) besteht Hilfebedarf, jedoch auch keine konkrete Gefahr. Von den 513 beobachteten Kindern waren aber auch 89 akut gefährdet. 75 waren 2015 latent gefährdet.
Wann muss das Jugendamt eine Gefährdung melden?
Eine Gefährdungseinschätzung nach § 8a Absatz 1 SGB VIII ist vom Jugendamt immer dann abzugeben, wenn dem Jugendamt wichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung des Wohls eines Kindes oder Jugendlichen bekannt werden, es sich daraufhin einen unmittelbaren Eindruck von dem Minderjährigen und seiner persönlichen Umgebung verschafft hat (z.B. durch Hausbesuche oder Einbestellung der Eltern ins Jugendamt) und das Gefährdungsrisiko anschließend im Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte eingeschätzt wurde.
Oberallgäu als größter Landkreis am stärksten betroffen
Besonders im Oberallgäu wurden viele Gefährdungen von den Jungendämtern 2015 mitgeteilt. Insgesamt 78 Jungen und 81 Mädchen (gesamt: 159 Kinder) wurden dabei gemeldet. Davon waren 41 einer akuten Gefährdung des Kindeswohls ausgesetzt. Bei 14 wurde die Gefahr als latent eingestuft. Fast doppelt so viele waren aber auch keiner Kindeswohlgefährdung ausgesetzt. 41 Kinder benötigten Hilfebedarf. 63 Kinder waren komplett frei von Gefährdungen.
Lindau und Ostallgäu weisen durchschnittlich die besten Zahlen auf
In den Landkreisen Lindau und Ostallgäu scheinen die Kinder am besten vor den Gefährdungen geschützt zu sein. In beiden Kreisen wurden insgesamt nur 58 Kinder als gefährdet gemeldet. Das ist nur wenig mehr als ein Drittel der Kinder im Oberallgäu. Besonders gute Zahlen zeigen Lindau und das Ostallgäu auch bei den akuten und latenten Gefahren. Nur von zehn Kindern war das Kindeswohl akut gefährdet. Bei den latenten Gefährdungen waren es elf. Das Kindeswohl des übriggebliebenen Teils von 37 war laut den Meldungen nicht gefährdet. Nur bei 27 davon herrschte Hilfebedarf.