Im Allgäu wollen Privatpersonen sich offenbar in so genannten "Bürgerwehren" organisieren. Sicherheit und Ordnung sollen so wiederhergestellt werden, meinen die Befürworter. Dabei gibt es keinerlei Sicherheitsbedenken in unserer Region, so die Allgäuer Polizei auf Nachfrage von Radio AllgäuHIT. Die Beamten beobachtet das Treiben, das sich vor allem in sozialen Netzwerken wie Facebook abspielt genau.
Im Dienststellengebiet sind solche Seiten bislang für den Raum Memmingen, Sonthofen und das schwäbische Krumbach gestellt worden. Jetzt gibt es auch eine ähnliche Seite für das Ostallgäu. Im Mittelpunkt hier: Marktoberdorf. In der ostallgäuer Kreisstadt hatte es bereits Probleme wegen eines Brandanschlags auf ein zukünftiges Asylbewerberheim gegeben. Die Reaktion in der Bevölkerung: Ein Friedensmarsch durch die Stadt.
Die Facebook-Seiten der selbsternannten „Bürgerwehren“ haben Zulauf. Fast 800 Likes gibt es für die Memminger Gruppierung, die von einem jungen Mann erstellt worden ist. Aber es gibt auch Gegenbewegungen. So gibt es für Memmingen und Sonthofen die so genannte „Burgerwehr“, hierbei dreht sich alles ums Essen: Mehr Kässpatzen, statt Fastfood-Burger ist die Devise und soll die „Bürgerwehr“-Seiten auf den Arm nehmen.
Bei der Allgäuer Polizei kann man über die selbsternannten Hilfssheriffs weit weniger lachen. Die Gruppierungen seien im Blickfeld der Polizei, teilte ein Pressesprecher Radio AllgäuHIT auf Anfrage mit. Für die Herstellung der Sicherheit sei der Staat und damit die Polizei zuständig. Hans Willbold von der Allgäuer Polizei sagte uns: „Wir beobachten diese Bürgerwehr-Gruppen sehr kritisch. Bislang handelt es sich aber nur im Gespräche oder Gesprächsgruppen im Internet. Ein Auftreten von entsprechenden Personen in den Straßen unserer Region, hat es nach unseren Erkenntnissen bislang nicht gegeben“.
Wer sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetze, könne sich aber der so genannten „Sicherheitswacht“ anschließen, einer polizei-ähnlichen und offiziellen Gruppe, die tatsächlich für Sicherheit und Ordnung in manchen Allgäuer Städten sorgen. Eine Sicherheitswacht gibt es beispielsweise in Buchloe, Kaufbeuren, Kempten, Memmingen und Mindelheim.
Aufgaben der Sicherheitswacht
Die Angehörigen der Sicherheitswacht sollen vor allem dem Vandalismus und der Straßenkriminalität entgegenwirken. Sie sind zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs und verbessern schon durch ihre Präsenz die Sicherheitslage und das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger.
Bei verdächtigen Vorkommnissen informiert die Sicherheitswacht über das Handsprechfunkgerät die nächste Polizeistreife. Selbst eingreifen wird sie nur im Ausnahmefall, zum Beispiel, wenn dies zur Hilfe von Bürgern dringend geboten ist. Die Angehörigen der Sicherheitswacht führen aus Gründen der Eigensicherung ein Reizstoffsprühgerät mit sich.
Wie erkenne ich die Sicherheitswacht?
Die Angehörigen der Sicherheitswacht tragen keine Uniform. Um von hilfesuchenden Bürgern gezielt angesprochen werden zu können, tragen sie an der Brust ein Kennschild "Sicherheitswacht" und eine hellgrüne Ärmelschlaufe bzw. einen blauen Blouson, jeweils mit der Aufschrift "Sicherheitswacht". Auf Verlangen müssen sie sich namentlich ausweisen, wenn der Zweck der Maßnahme dadurch nicht gefährdet wird.
Die Sicherheitswacht und eine so selbsternannte Bürgerwehr dürfe man aber keinesfalls verwechseln. Die Sicherheitswacht ist keine Hilfspolizei. Sie kann und soll die Arbeit der Polizei nicht ersetzen, sondern ergänzen. Bei der Sicherheitswacht seien nur Personen tätig, die strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten sind. Die Bürgerwehr dagegen ist ein unkontrollierter Zusammenschluss von Bürgern, die glauben, selbst für Recht und Ordnung sorgen zu müssen.
Mehr Informationen zur Sicherheitswacht finden Sie hier.