Wie fühlt es sich für junge Menschen an, in der Haut eines alten und gebrechlichen Menschen zu stecken? Diesen interessanten Perspektivenwechsel erlebten fünf neue Auszubildende der AllgäuPflege gGmbH an ihrem ersten Arbeitstag. Im Spital Sonthofen schlüpften sie in einen Alterssimulationsanzug. Was zunächst eine heitere Angelegenheit war, gab den künftigen Altenpflegerinnen dann doch zu denken. „Es ist schon seltsam, wenn man die typischen Einschränkungen älterer Menschen in der Realität erlebt“, meinte etwa Sabrina Berchtold.
Zwar hat die Fachabiturientin im Vorfeld ihrer Ausbildung bereits ein halbjähriges Praktikum bei der AllgäuPflege absolviert. Das spannende Experiment habe jedoch ihre Sensibilität für den Umgang mit älteren Menschen weiter vertieft. „Jetzt kann ich mich noch leichter in die Situation von älteren Menschen hineinversetzen und verstehe auch besser ihre Verhaltensweisen“, schilderte die 18-Jährige den „Aha“-Effekt.
Angetan mit schwerer Weste, Spezialbrille, Kopfhörer und Handschuhen erfuhren die künftigen Pflegefachkräfte, wie mühsam das Leben mit altersbedingten Einschränkungen ist. Dazu gehören die Eintrübung der Augenlinsen, Schwerhörigkeit, Gelenkversteifung, Kraftverlust sowie nachlassende Greif- und Koordinationsvermögen. Der altersbedingte Gang und das veränderte Greifvermögen wurden realistisch nachgebildet, ebenso das verstärkt auftretende Zittern der Hände. „Frustrierend“ empfanden die Frauen, dass sie kaum mehr in der Lage waren, eine Kaffeetasse zu halten, Knöpfe zu schließen oder Schnürsenkel zu binden.
Im Vorfeld des Experimentes hießen AllgäuPflege-Geschäftsführer Ulrich Gräf und Verena Fedtke vom Zentralen Qualitätsmanagement den Pflegenachwuchs herzlich willkommen. Die künftigen Altenpflegerinnen und Altenpflegehelferinnen werden im Spital Sonthofen, der Seniorenresidenz Blaichach beziehungsweise im Spital Immenstadt tätig sein. „Sie haben sich für einen schönen und anstrengenden Beruf entschieden, in dem man von den betagten Menschen aber auch sehr viel zurückbekommt“, unterstrich Gräf. Sabrina Berchtold, die ihre Motivation für den Pflegeberuf während des Praktikums bekommen hat, konnte dies nur unterstreichen. (pm)