Kempten/Allgäu, 30.12.2014. Schon als Kind hat Stefan Theierl die Atmosphäre in Krankenhäusern geliebt. Heute widmet sich der Gesundheits- und Krankenpfleger der sensiblen Hospizarbeit auf der Palliativstation des Kemptener Klinikums. Bereits viele Menschen hat der 36-Jährige in der letzten Phase ihres Lebens einfühlsam begleitet.
Oftmals erlebte er behandlungsbedürftige Zustände bei Sterbenden, die auf Arzneimittel nicht mehr reagiert haben. „In dieser Situation waren mir ätherische Öle stets die größte Unterstützung“, berichtet der Kemptener, „selbst schlimmste Situationen haben sich damit binnen weniger Minuten reguliert.“ Seine vielfältigen Erfahrungen hat der Krankenpfleger, Heilpraktiker und Aromatherapeut in seinem soeben erschienenen Erstlingswerk „Aromapflege - Palliative Care für Einsteiger“ zusammengefasst.
Sterbende aktiv begleiten
Das Buch (Hospiz-Verlag/193 Seiten) wendet sich an alle Menschen, die Sterbende aktiv begleiten möchten. Es zeigt wissenswerte Grundlagen und Anwendungen für die tägliche Praxis auf. Aus seiner langjährigen Tätigkeit weiß der Autor Erstaunliches zu berichten. Dank der Aromatherapie seien etwa bei einem Patienten innerhalb weniger Tage die akuten Symptome einer Gürtelrose abgeklungen. Der Mann habe ohne Schmerzen sterben können. Bei anderen Bettlägerigen sah Theierl blaue Flecken auf der Haut förmlich dahinschmelzen.
Aromagruppe am Klinikum
Um die Lebensqualität von Palliativpatienten zu erhöhen, beschäftigt sich am Klinikum Kempten eine eigene Aromagruppe mit dem Thema. Zahlreiche Rezepturen stehen dort für Menschen in der letzten Lebensphase bereit. Zu Theierls Lieblingsessenzen zählen Rosenöl und Neroli: „Diese Öle besänftigen Todeskämpfe und Todesangst, bei denen manchmal sogar angstlösende Medikamente versagen. Die natürlichen Substanzen gehen tief ins Unterbewusstsein und schaffen Vertrauen und Angstfreiheit.“ Da ätherische Öle ganzheitlich auf Körper, Geist und Seele wirken, biete die Aromapflege neben der medizinischen Behandlung vielfältige Möglichkeiten, hilfreich einzugreifen. Die Patienten sprächen sehr gut auf die Waschungen, Einreibungen oder Raumbeduftung an. Theierl: „Die Düfte verwandeln die Krankenhaus-Atmosphäre und die Patienten bekommen das Gefühl einer intensiven Zuwendung.“ Nicht zuletzt sei diese Art der begleitenden Pflege auch ein wichtiges Hilfsmittel für Angehörige, die oft hilflos neben dem Bett stehen. Das Pflegeteam leite sie gerne etwa zu einer wohltuenden Handmassage an.
Zweiter Band bereits in Arbeit
„Das Aroma von Holunderblüten im Frühjahr war der erste Duft, der mich einst vom Sockel gerissen hat“, erinnert sich der gebürtige Marktoberdorfer an seine Kindheit. Das Thema „Riechen“ ließ den bekennenden Duftmenschen nicht mehr los. Während seiner Pflegeausbildung studierte Theierl zwei Semester „Aromatherapie“ an der TU München. Es folgte die Ausbildung zum Heilpraktiker. Neben seinen beruflichen Tätigkeiten auf der Palliativstation und als Hypnosetherapeut bildet der 36-Jährige Privatpersonen, Ärzte und Pfleger zu palliativen Aromaexperten aus. Gemeinsam mit Chemieprofessor
Dr. Dietrich Wabner von der Technischen Universität München arbeitet der engagierte 36-Jährige zudem bereits an seinem zweiten Buch. Stefan Theierl: „Das wird ein dicker Wälzer mit einer großen Rezeptursammlung für den klinischen Bereich.“ (cis)
Info
Das Buch „Aromapflege – Palliative Care für Einsteiger“ (193 Seiten) ist im Hospiz-Verlag erschienen und kann über den örtlichen Buchhandel bezogen werden.
ISBN 978-3-941251-79-3.