EU-Staaten Sprach-Materialien für Migranten zum Thema „Gesundheit“ entwickelt, die unter anderem bei „Exilio“ oder auch bei Kolping zum Einsatz kommen. Ende Oktober wird das auf zwei Jahre angelegte EU-Projekt „Take Care“ abgeschlossen – die Bilanz ist positiv.
Von Ulrich Stock
Gesundheit ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Menschen, um im täglichen Leben zu funktionieren. Wer sich krank fühlt, geht zum Arzt und wird medizinisch versorgt. Migranten jedoch, welche die deutsche Sprache nur unzureichend beherrschen, haben meistens große Verständigungsprobleme, wenn sie medizinische Hilfe benötigen. Auf der anderen Seite haben aber auch jene Personen, die professionell im Gesundheitswesen tätig sind, ähnliche Probleme. Denn um einem Patienten helfen zu können, ist es unumgänglich, einander zu verstehen. Um derartige Sprachbarrieren überbrücken zu können, wurde vor rund zwei Jahren das Projekt „Take Care“ ins Leben gerufen.
Sprachliches „Survival-Kit“
Insgesamt acht EU-Länder hatten sich an dem Projekt beteiligt, das mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert wurde. Neben Deutschland waren dies Bulgarien, die Niederlande, Litauen, Portugal, Rumänien, Spanien und Zypern. „Ziel war es, den Migranten zu helfen, Sprachkenntnisse im Bereich Gesundheit zu erwerben, die Kommunikation zwischen Professionellen und Patienten zu verbessern und über das Gesundheitssystem im jeweiligen neuen Heimatland zu informieren“, erklärt Martina Stock, die für den deutschen Partner, das Lindauer Sprachinstitut „dialoge“, das Projekt begleitet hat.
Am Anfang hatten die Projektpartner in den jeweiligen Ländern Fragebögen an Migranten und Professionelle im Bereich Gesundheitswesen verteilt, um herauszufinden, wo es konkret an der sprachlichen Verständigung fehlt. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse und im gegenseitigen Erfahrungsaustausch – dafür gab es mehrere Partnertreffen (unter anderem auch in Lindau) – wurden nach und nach die Materialien zum Sprachführer „Gesundheit“ entwickelt. Dabei handelt es sich um ein sprachliches „Survival-Kit“ mit Basissprache zum Thema Gesundheit und Informationen über das Gesundheitssystem in den Partnerländern.
„Große Verständnishilfe“
„Der Sprachführer für Migranten zum Thema Gesundheit kann sowohl in Sprachkursen für Migranten benutzt werden als auch als Selbstlernmaterial“, erläutert Stock. Er richtet sich an Migrantenorganisationen, Bildungseinrichtungen und Gesundheitsanbieter. Sie sind die „Hauptkanäle, um verschiedene Migrantengemeinden in den acht Partnerländern zu erreichen, Gesundheitsfürsorge für Migranten zugänglicher zu machen und ihre Integration in die Gesellschaft zu verbessern“.
Wie bei den anderen Projektpartnern wurden die einzelnen Lernmaterialien (siehe Kasten) auch in Lindau zunächst in Training-Workshops mit Sprachlehrern für Migranten und mit Krankenschwestern erprobt. Dann folgten spezielle Sprachkurse beim hiesigen Verein „Exilio“, einer Hilfsorganisation für Migranten und Flüchtlinge, sowie bei der Kolping-Bildungsstätte Lindau. Dort zeigt man sich geradezu begeistert vom Sprachführer „Das Unterrichtsmaterial von ,Take Care‘ ist sehr zu empfehlen, besonders in seiner großen Anschaulichkeit – für die Teilnehmer waren die Zeichnungen, aber auch der Aufbau des Buches eine große Verständnishilfe“, betont Margitta Hubmer von Kolping. Ihr sei am Ende des Unterrichts „das gesamte mitgebrachte Lernmaterial förmlich aus den Händen gerissen“ worden.
Zusätzliche Folder für Flüchtlinge
Aufgrund der steigenden Flüchtlingszahlen hat „dialoge“ inzwischen zusätzliches Material entwickelt: Kleine handliche Folder mit zirka 350 Vokabeln zum Thema Gesundheit – und zwar in den Sprachkombinationen Englisch-Deutsch, Französisch-Deutsch, Spanisch-Deutsch und Arabisch-Deutsch. Dabei handelt es sich um sogenannte „Mittlersprachen“ für Menschen, die beispielsweise aus Syrien oder dem Irak nach Deutschland kommen. Die Folder können – auch in größeren Stückzahlen – beim Lindauer Sprachinstitut „dialoge“ kostenlos bezogen werden (Telefon: 08382-944600 bzw. E-Mail: info@dialoge.com).
Sprach-Materialien zum Thema „Gesundheit“ (Kasten)