Der Ausstieg aus der Prostitution ist für Frauen im Allgäu besonders schwer. Spezielle Hilfen und Beratungsangebote gibt es keine. Die nächstgelegenen Anlaufstellen befinden sich in Augsburg und München. Das ergab eine Schriftliche Anfrage der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden im Landtag und Europaabgeordneten der FREIEN WÄHLER, Ulrike Müller an das Bayerische Innenministerium.
„Das Prostitutionsgesetz von 2002, das immer noch nicht durch ein neues, den Schutz vor Zwangsprostitution und Ausbeutung in den Vordergrund stellende, ersetzt wurde, öffnet dem Menschenhandel Tür und Tor. Früher hatten die Frauen wenigstens bei der vorgeschriebenen regelmäßigen Untersuchung Gelegenheit, sich einem Mitarbeiter des Gesundheitsamts anzu-vertrauen. In den vergangenen Jahren war auch das durch den Wegfall der Pflichtuntersuchungen nicht mehr möglich“, sagt Müller und betont: „Umso wichtiger ist es, auch bei einer anstehenden Novellierung des Bundesgesetzes, flächendeckende Angebote mit niederschwelligen Beratungs-möglichkeiten zu schaffen, sodass jede Frau die Chance hat, auszusteigen – auch oder gerade wenn sie sich in einer Zwangslage befindet.“
Der Hinweis des Bayerischen Innenministeriums, dass Betroffene auch allgemeine Beratungen der Sozialverbände wie die der Caritas aufsuchen könnten, sei keine praktikable Lösung. Neben dem Idealfall, eine aufsuchende Sozialarbeit zu installieren, könnte sich Müller auch eine geschützte Anlaufstelle im Allgäu vorstellen: „Diese Frauen brauchen gezielte Angebote, denn die Hemmschwelle, eine kirchliche oder nicht-spezifische Stelle aufzusuchen, ist für diesen Personenkreis zu groß. Hier sollten wir dem Vorbild anderer Städte folgen, die damit in den vergangenen Jahren gut gefahren sind.“