Das Gesundheitsamt im Landratsamt Oberallgäu beobachtet seit einigen Wochen anhaltend das gehäufte Auftreten von Windpockenfällen im nördlichen Landkreis und der Stadt Kempten. Windpocken gelten als äußerst ansteckend, was gerade in Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen ein erhebliches Problem darstellt. Die Behörde weist aus diesem Grund immer wieder auf die Risiken, vor allem aber auf die Möglichkeit der Vorbeugung durch Impfung hin.
Seit 2004 empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut die Impfung aller Kleinkinder beginnend im Alter von 11 bis 14 Monaten. Dies hat zu einem starken Rückgang der Windpockenerkrankungen geführt. „Durch eine breite Durchimpfung der Bevölkerung entsteht eine sogenannte Herdenimmunität, welche wiederum bestimmte Gruppen wie Schwangere schützen hilft“, sagt Dr. Walters, stellv. Leiter des Gesundheitsamts. Wesentliches Ziel sei es, die hohe Krankheitslast zu mindern und damit gleichzeitig auftretende Komplikationen und Krankenhauseinweisungen durch Windpocken zu reduzieren.
Dr. Walters merkt allerdings an, dass es durch die deutlich seltener gewordenen Windpocken-Epidemien mehr ungeschützte Personen geben könne, die dann mit höherem Lebensalter erkranken könnten, womit das Komplikationsrisiko steige. Durch eine weitere Verbesserung der Impfquoten auf über 90 Prozent für die erste und über 80 Prozent für die zweite Impfung ließe sich dieses Problem minimieren. Ebenfalls erreicht werden soll durch die Impfungen eine Senkung der Zahl an Gürtelrosen. Bei einer Gürtelrose handelt es sich um die Reaktivierung der im Kindesalter erworbenen Windpocken-Infektion.
Das Gesundheitsamt rät, sich beim Haus- oder Kinderarzt hinsichtlich der Windpocken-, aber auch allgemein der Schutzimpfungen zu informieren und sich und die Kinder impfen zu lassen.
Windpocken und Gürtelrose
Das verursachende Virus gehört zur Familie der Herpesviren und kann in zwei klinischen Formen auftreten, als klassische Windpocken (Varizellen) und als Gürtelrose (Herpes zoster) bei Reaktivierung des zeitlebens im Körper verbleibenden Wildvirus. Windpocken sind weltweit verbreitet und unter den sogenannten Kinderkrankheiten am häufigsten. Die Gürtelrose tritt gehäuft bei älteren Menschen jenseits des fünften Lebensjahrzehntes auf. Insgesamt erkranken geschätzt etwa 20% der Bevölkerung einmal im Leben daran.
Die Ansteckungsfähigkeit beginnt 1–2 Tage vor Auftreten der typischen Papeln und Bläschen und endet 5–7 Tage nach Auftreten der letzten Hauterscheinungen. Patienten mit Gürtelrose sind bis zur Verkrustung der Bläschen ansteckungsfähig (Schmierinfektionen). Die Bedeutung der Windpocken ergibt sich vor allem aus den möglichen Komplikationen, wie bakterielle Superinfektion der Hauterscheinungen, Lungenentzündung und Beteiligung des Zentralnervensystems. Besondere Risiken und schwere Verläufe finden sich bei Infektionen mit Windpocken bei Schwangeren.