Das Allgäu kommt aus dem Verkehrsschatten beim Bahnverkehr nicht heraus. Zu diesem Ergebnis kommt der SPD- Landtagsabgeordnete Dr. Paul Wengert aufgrund von Informationen aus dem Bayerischen Wirtschaftsministerium, wonach das Allgäu-Netz für die Zeit ab 2017 nicht mehr zwingend mit Neigetechnik ausgeschrieben wird. Die Ertüchtigung des Allgäuer Streckennetzes für den Einsatz von Neigezügen für fast neun Millionen Euro, davon 6,8 Millionen aus Bundesmitteln nach der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung zwischen dem Freistaat und dem Bund wären somit rausgeschmissene Steuermittel, so Wengert. Wegen der unsicheren Zukunft der Neigetechnik hatte sich Wengert an das Wirtschaftsministerium und an die Bayerische Eisenbahngesellschaft gewandt.
Offensichtlich tun sich die Konkurrenzunternehmen der DB Regio mit der Neigetechnik schwer. Daher soll letztere nur noch optional ausgeschrieben werden, d.h. die Unternehmen können alternativ Neigetechnik anbieten, müssen dies aber nicht zwingend tun. „Da Neigetechnik teurer kommt, wird natürlich ein günstigeres Angebot ohne Neigetechnik zum Zug kommen“, ist sich Dr. Wengert sicher. Die durch den Wegfall der Neigetechnik bedingte Reisezeitverlängerung soll nach Auskunft des Wirtschaftsministeriums, das in Bayern auch für den Bahnverkehr zuständig ist, durch „Mehrleistungen“ ausgeglichen werden, also zusätzliche Züge und barrierefreie Neufahrzeuge. Das hält Wengert für unbefriedigend; denn wer eine längere Reisezeit hat, dem helfe auch ein weiterer Zug nichts, „deswegen kommt er nicht schneller ans Ziel“. Und dass auch im Allgäu endlich modernes und barrierefreies Zugmaterial eingesetzt wird, sei mehr als überfällig, erklärt der Abgeordnete, selbst regelmäßiger Bahnbenutzer. „Was andernorts in Deutschland eine Selbstverständlichkeit ist, soll uns nun als Ausgleich für die wegfallende Neigetechnik verkauft werden“, so sein Fazit.
Wenig Positives abgewinnen kann der Landtagsabgeordnete der Antwort des Geschäftsführers der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) , Fritz Czeschka, wonach überlegt werde, „die Neigetechnik in Varianten zuzulassen, gegebenenfalls auch die vorhandenen Gebrauchtfahrzeuge“. Wenn das vorhandene Bugdet für eine vernünftige Bedienung des Allgäus nicht ausreiche, dann müsse es eben erhöht werden, fordert Wengert, „statt uns mit Hilfslösungen abzuspeisen“.