Donnerstagmittag, etwa 30 Grad draußen, drinnen noch viel mehr und Schüler des Gymnasiums in Immenstadt liegen nicht etwa am Badesee, sondern beschäftigen sich mit Politik. Ein so genanntes "Barcamp" verschafft den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus verschiedenen Klassen ungewohnte Einblicke. Gleichzeitig sollen sie bestimmen, was ein Politiker alles haben muss, den sie wählen würden. Organisiert hat den Workshop der Allgäuer Bundestagsabgeordnete Stephan Thomae (FDP).
Als die Schüler ihre Ergebnisse vortragen und sich schnell rauskristallisiert, dass diese gerne einen lockeren Kandidaten hätten, reagiert er sofort: Lächelnd zieht Thomae die Krawatte aus und knöpft sein Hemd auf - seine im Auto liegende Jeans will er aber zwecks nicht vorhandener Umkleidemöglichkeit dann aber nicht anziehen. Dabei könnte ihm bei manchem, was die Jugendlichen vortragen, das Lächeln im Gesicht gefrieren: Das derzeitige Durchschnittsalter der Politiker im Bundestag mit über 40 Jahren sei zu hoch, heißt es da. Damit könnten sich die Damen und Herren nicht mehr in die Lage der Jugendlichen versetzen und andererseits erhalten sie von den Nachwuchswählern eben auch deswegen nicht unbedingt deren Stimme.
Politiker müssen mehr Profil zeigen, sagt Schüler Tobias Ehmke. Ihm fällt da gleich Karl-Theodor zu Guttenberg ein. Der hätte sich auch hingestellt und seine Meinung gesagt, auch wenn diese vielleicht nicht jedem gefallen habe. Er ist bereits 18, ist politikinteressiert und darf wählen, doch wen oder was, dass kann er noch nicht genau sagen: "Ich weiß noch nicht, was ich wählen werde. Ich mache das vom Parteiprogramm abhängig und vielleicht auch ein stückweit vom Kandidaten. Ein Wahlplakat vor der Haustür, wird mich aber nicht beeinflussen."
Ein mögliches Wahlrecht ab 16 Jahren kommt ebenfalls zur Sprache. Hier könnten sich die Schülerinnen und Schüler vorstellen, dass bis zum 18.Lebensjahr nur auf regionaler Ebene mitgewählt werden könnte, schließlich kennen sich die meisten Jungwähler vor Ort aus. Themen auf nationaler und internationaler Ebene könnten Jungwähler leicht überfordern.
Alles in allem hat sich das Barcamp ausgezahlt. Die jungen Leute haben sich intensiv mit einigen Themenfeldern befasst, dass sie sonst eher überhaupt nicht berührt hätte. Bei einer Abstimmung in den Workshops hat sich nur jeder Vierte gemeldet, als es darum ging, wer bei der nächsten Wahl auch tatsächlich eine Stimme abgeben will (vorausgesetzt er dürfte wählen). Aktiv in die Politik einsteigen wollte nur etwa jeder Zehnte. Immerhin, ohne das Barcamp wären es vielleicht noch weniger...