Sulzschneid: Der Wald erwacht
Nachdem der Winter am Wochenende hoffentlich zum letzten Mal seine kalte Schulter gezeigt hat, scheint es so zu sein, dass allmählich der Frühling Einkehr hält. Während im Wald Huflattich, Seidelbast und Schlüsselblumen noch zögern, blühen auf großen Flächen wieder die Märzenbecher. Diese schönen Glöckchen sind in freier Natur inzwischen relativ selten geworden und stehen als gefährdete Art auf der roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten.
„Großes Schneeglöckchen“, erklärt Revierleiter Jürgen Sander, der den Staatswald im Sulzschneider Wald pflegt, „so heißt der Märzenbecher in manchen Gegenden. Er gehört zu den Frühlingsgeophyten, die unter Laubbäumen die Zeitspanne ausnützen, wo die Bäume noch unbelaubt sind und den Waldboden noch nicht abdunkeln. Nach der Samenreife ziehen sich diese Pflanzen wieder in die Knollen in die Erde zurück, um dann im nächsten Frühjahr vor dem Austreiben der Bäume wieder zu erscheinen.“ Die Pflanzen brauchen feuchte Böden und kommen natürlich in Flussauen, Feuchtwiesen und feuchten Laubwäldern vor. Im Sulzschneider Staatswald gibt es großflächige Vorkommen im Bereich der „Schmutter“, wo sich, meist unter Erlenbeständen, ein herrliches Bild zeigt. Für viele der jetzt „wachwerdenden“ Insekten bieten diese Blüten, neben den Baumweiden, die ersten wichtigen Nahrungsquellen. Angesichts des starken Rückgangs bei vielen Insektenarten erhalten diese frühen Nahrungsquellen immer größere Bedeutung.
Wenn dann die Frühjahrsgeophyten verwelkt sind, geht es bei den Bayerischen Staatsforsten aber weiter. Mit dem Programm „Der Wald blüht auf“ werden im Staatswald vermehrt Flächen geschaffen, auf denen bewusst Zeichen für die Biodiversität der Bienen und anderer Insekten gesetzt werden. So wurden schon im Herbst vergangene Jahres im Sulzschneider Wald zwei besonnte Flächen für die Kultivierung mehrjähriger Blühpflanzen vorbereitet, die jetzt im Frühjahr mit regionalem Saatgut angesät werden. Sonthofens Forstbetriebsleiter Jann Oetting, in dessen Verantwortungsbereich der Sulzschneider Wald fällt, weist darauf hin, dass das Blühflächen-Programm vom Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten gefördert und fachlich begleitet wird. „Für fachliche Hinweise sind wir immer offen, damit wir einen möglichst großen Anwuchserfolg erreichen“, so Sonthofens Staatsforsten-Chef.
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