Warum fahren die denn da mit dem Auto durch den Wald?
Für sehr viele Menschen ist Wald vorrangig ein Ort der Erholung, der Ruhe, des Naturgenusses und der landschaftlichen Idylle. „Das ist gut so! Die Erholungsfunktion der Wälder gehört neben der Naturschutzfunktion und der Holzlieferfunktion zu den wichtigsten Aufgaben, die unser wunderschöner Wald leistet“, so Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting. „Unsere Wälder sind zu einem äußerst beliebten Erholungs- und Rückzugsort geworden. Allerdings haben wir Förster manchmal den Eindruck, dass es für einige Waldbesucher nur schwer nachvollziehbar ist, dass dort tatsächlich intensiv gearbeitet werden muss.“
Der Forstbetrieb Sonthofen umfasst ca. 18.000 Hektar Staatswald und schlägt jährlich ca. 100.000 Festmeter Holz ein. 24 Waldarbeiter, dazu viele Unternehmer für Holzbringung, Seilarbeiten und andere Maßnahmen sowie acht Revierleiter verrichten in ebenso vielen Revieren ihre Arbeit. In der Leitung und Verwaltung sind in Sonthofen noch einmal neun Personen zu finden. Dazu wird ein Großteil der Staatsjagden von fünf Berufsjägern gemanagt.
Nochmal Forstbetriebsleiter Jann Oetting: „Begonnen bei der Wiege der Wälder, der Pflanzung und Pflege der Naturverjüngung, ergänzt durch weitere Pflege- und Schutzaufgaben bis letztendlich hin zur Holzernte, sind all diese Arbeiten eingebettet in einem System des integrativen Naturschutzes auf ganzer Fläche. Dazu kommt die sensible und arbeitstechnisch hochaufwändige Sanierung und Erhaltung der Gebirgswälder, damit deren Schutzfunktion auch in Zukunft gewährleistet bleibt.“
Revierleiter Markus König, der den Staatswald im Wirlinger Wald pflegt, weist bei dieser Gelegenheit auf folgendes hin: „Ich arbeite sehr gerne im Wald. Aber manchmal werde ich auch nachdenklich, wenn meine Fahrten durch den Wald fast einem Spießrutenlauf gleichkommen. Ich muss dann in zornige Gesichter schauen oder es werden schon von weitem drohend Wanderstöcke geschwungen. Dabei ist jedes unserer Fahrzeuge mit einem Schild ausgestattet, oft haben unsere Autos auch zusätzlich eine unmissverständliche Beschriftung drauf.“
Manchmal muss Förster König den Waldbesuchern erklären, dass die Wege, die immerhin dreieinhalb Meter breit, schwerlastfähig und sehr aufwändig im Unterhalt sind, nicht nur für Spaziergänger angelegt wurden. Auch das Kennzeichen „R-SF“ sorgt öfters für Verwirrung:
„Es handelt sich nicht um die feindliche Übernahme das Allgäus durch die Oberpfalz, sondern die Zentrale der Bayerischen Staatsforsten hat Ihren Sitz in Regensburg und deshalb sind alle Dienstfahrzeuge dort zugelassen. Und SF steht schlicht und einfach für Staatsforsten“, so Markus König.
Wenn es wie jetzt sehr trocken ist, ist die Staubentwicklung eine leider unvermeidbare Folge der Fahrbewegung. „Selbst stehen bleiben, um Einzelpersonen oder Gruppen vorbei zu lassen, ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Es gibt Tage, an denen würden wir nur stehen, weil so viele Waldbesucher unterwegs sind. Einfacher und sicherer ist es übrigens, wenn sich Gruppen - meist nach längerem Hin und Her dazu entschließen könnten, auf eine Straßenseite zu wechseln. Denn wenn links und rechts jemand steht, wird es viel enger!“
Häufig wird Förster Markus König gefragt, warum er auf dem Waldweg fährt. „Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Ich darf bzw. muss es, weil ich im Wald arbeite“ und er ergänzt
„Genauso verhält es sich auch mit den ungeliebten und leider manchmal nicht beachteten Absperrungen: Auch hier ist es so. Diejenigen, die dort arbeiten, müssen natürlich dort hinein und andere dürfen das nicht. Ich glaube nicht, dass jemand in ein brennendes Haus läuft, weil die Feuerwehrleute ja auch drin sind. Im Wald gibt es ganz ähnliche Szenarien, von denen große Gefahren ausgehen, deshalb sperren wir ab.“
Der Revierleiter beobachtet, dass die Besucherzahlen im Wald seit der Covid-19-Epedemie deutlich angestiegen sind. Und viele Menschen müssen sich dort erst zurechtfinden lernen. Nochmal Markus König: „Genießen Sie den Wald mit all seinen Facetten, die er zu bieten hat. Bitte akzeptieren und respektieren Sie dabei die Menschen, die wie z.B. ich darin arbeiten dürfen und müssen. Mein Dank geht an alle, die dies als eine Selbstverständlichkeit sehen.“
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