Schutzwald im Oberallgäu in guten Händen
Die Bayerischen Staatsforsten bewirtschaften im Landkreis Oberallgäu zwischen Oberstaufen im Westen und Bad Hindelang im Osten ca. 13.000 ha Gebirgswald im Eigentum des Freistaat Bayerns. Fast die Hälfte davon, rund 6.000 ha, sind Schutzwald.
Was unterscheidet den Schutzwald vom normalen Wald? „Dauerhaft als Schutzwald ausgewiesen ist Wald in den Hochlagen ab 1.500 Meter Höhe und in exponierten Kammlagen. Des weiteren Wald auf Standorten, die stark erosionsgefährdet sind oder zur Verkarstung neigen. Auch Wald, der vor Lawinen, Steinschlägen, Erdrutschungen, Hochwasser und ähnlichen Naturgefahren schützt, ist Schutzwald. Und von Objektschutzwald spricht man, wenn Siedlungen, Straßen oder Bahnlinien direkt darunterliegen“, erklärt Jann Oetting, Staatsforsten-Chef in Sonthofen. Damit dieser Wald seine Schutzfunktionen erfüllen kann, muss er stabil sein. Optimal sind ungleichaltrige, strukturierte Bergmischwälder aus Fichte, Tanne, Buche und Bergahorn. Der Nadelholzanteil sollte bei 50 bis 60 Prozent liegen.
Rainer Ruf, der als Revierförster den östlichen Teil dieser Wälder betreut, verdeutlicht: „Die Witterung der letzten Wochen hat den Schutzwald wieder mal auf eine harte Probe gestellt: Zunächst massive Schneefälle in kürzester Zeit mit starken Windverfrachtungen. Und dann Tauwetter mit Starkregen bis in die Hochlagen. Der Wald puffert einerseits die Abflussmenge des Oberflächenwassers ab und sorgt mit seinem Kronendach für eine Strukturierung der Schneedecke. Das verhindert Lawinen, weil der Schneedeckenaufbau unregelmäßiger ist.“ Andererseits machen die starken Schnee- und Regenfälle im Wechsel dem Schutzwald zu schaffen: Aufgrund des Nassschnees und der bis auf den Grund stark durchfeuchteten Schneedecke kommt es sogar in den Waldbeständen zu Schneegleiten und Bildung von Waldlawinen. Dieses Phänomen hat in den letzten Jahren zugenommen. Diese Waldlawinen lösen sich oft unverhofft und sind deshalb schwer einzuschätzen. Das kann dann, wie in letzter Zeit, zu Straßensperrungen in Gebirgstälern über mehrere Tage führen.
Der Forstbetrieb Sonthofen setzt alles daran, die staatlichen Schutzwälder im südlichen Oberallgäu zu erhalten und zu stabilisieren. So wurden in den letzten Jahren nach Schneebruch und Windwurf größere Mengen an gebrochenen und geworfenen Fichten in unzugänglichen Schutzwaldlagen aufgearbeitet und mit dem Hubschrauber ins Tal gebracht oder vor Ort von Hand entrindet und belassen. Nur so kann dem Borkenkäfer Brutraum entzogen und eine Massenvermehrung verhindert werden.
Zur Stabilisierung des Schutzwaldes werden in den Fichten-dominierten Beständen junge Mischbaumarten gepflanzt - vor allem Weißtannen. Durch eine konsequente Jagd mit angepassten Wildbeständen sollen diese Pflanzungen auch aufwachsen können. Die Jagd kommt auch der natürlichen Ansamung von Tanne, Buche und Bergahorn zu Gute. In Jungwuchsbeständen wird durch Pflegeeingriffe die richtige Mischung zwischen Nadel- und Laubbäumen herausgearbeitet. In den älteren Wäldern wird durchforstet oder vorsichtig aufgelichtet, damit ein stabilerer Wald entsteht und sich junge Bäume ansamen können. „Für diese besonderen Aufwendungen im Schutzwald werden die Bayerischen Staatsforsten finanziell von der Forstverwaltung im Rahmen der Schutzwaldpflege und Schutzwaldsanierung unterstützt. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen vom Amt in Immenstadt läuft hier sehr gut. Darüber sind wir sehr dankbar und auch überzeugt, dass das Geld gut investiert ist!“, freut sich Forstbetriebsleiter Oetting.
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