Rettenberg und Burgberg wollen in den Naturpark Nagelfluhkette
Die Gemeinde Rettenberg möchte gemeinsam mit der Gemeinde Burgberg dem Naturpark Nagelfluhkette beitreten. Beide Gemeinderäte haben diesem Antrag am Montag zugestimmt. Der länderübergreifende Zusammenschluss Naturpark Nagelfluhkette zieht sich von Vorarlberg über Oberstaufen, Blaichach, die Hörnerdörfer bis Balderschwang.
Beim Naturpark Nagelfluhkette steht das Ziel, naturnahen Tourismus in Einklang mit der alp- und Landwirtschaft gemeinsam zu betreiben. Besucherlenkung ist nur eines der Ziele. AllgäuHIT hat mit dem Rettenberger Bürgermeister Nikolaus Weißinger gesprochen, warum die Gemeinde dem Naturpark beitreten möchte.
Herr Weißinger - liegt Rettenberg denn eigentlich im Bereich der Nagelfluhkette?
"Im Naturparkgebiet selber liegen wir natürlich noch nicht, aber wir grenzen direkt daran an. Der Rottachberg ist eigentlich die Fortführung der Nagelfluhkette. Das Illertal durchschneidet ja die Kette etwa auf Höhe Immenstädter Horn und Mittag, und dann geht es eigentlich weiter, was für sehr viele wahrscheinlich neu ist. Der Grünten besteht zwar zu einem großen Teil aus Kalkfels, da haben wir ja auch die Steinbrüche in Kranzegg, allerdings geht dann die Nagelfluhrippe bei Kranzegg quer rüber, in Adelharz komplett hoch - erhebliche Teile des Grüntens bestehen tatsächlich aus Nagelfluh. Für mich war das immer schon ein Traum, dass wir in den Naturpark Nagelfluhkette aufgenommen werden. Wir sind von der Kulturlandschaft her ähnlich aufgebaut, haben eine gute Landwirtschaft, fantastische Natur. Da der Rottachberg, der ja im Mittelalter "Roter Berg - Rütenberg" hieß aus Nagelfluh besteht sind wir nach Meinung des Gemeinderates prädestiniert, dazu zu gehören."
Warum will Rettenberg zum Naturpark gehören, was sind die Vorteile?
"Ich will unbedingt in den Naturpark mit rein, weil es von Anfang an ein Erfolgsmodell ist. Zum einen, weil dieser Naturpark grenzübergreifend ist, er geht ja bis nach Vorarlberg, in den Bregenzer Wald, hinein. Allgäuer Gemeinden mit ähnlicher alpiner Struktur wie in Rettenberg sind dabei. Was ich fantastisch finde, dass der Naturpark einen pfiffigen Ansatz hatte, über viel Beratung und Information die Menschen zu sensibilisieren, was ist Alpwirtschaft, was ist Land- und Forstwirtschaft, wie sind die Zusammenhänge und die Abläufe. Was mir auch sehr gut gefällt ist, dass im Naturpark versucht wird, die Natur zu schützen, aber in einem guten Miteinander mit Landwirtschaft, dass diese unterstützt wird. Wichtig ist auch immer die Besucherlenkung, man hat das ja 2020 und 2021 gesehen, da war es schon ziemlich eng bei uns. Der Naturpark macht das auch in einer ausgesprochen professionellen Art und Weise, droht nicht immer mit erhobenem Zeigefinger, sondern nimmt die Menschen gezielt an die Hand und möchten sie sensibilisieren. Das gefällt mir sehr gut, weil wir ja landschaftlich dieselben Herausforderungen haben. Besonders toll ist es natürlich auch, dass es über die Staatsgrenze hinaus geht, wir können von den Vorarlbergern viel lernen, die vielleicht von uns auch so manches."
Warum stellen Rettenberg und Burgberg den Antrag gemeinsam?
"Antragsteller war ursprünglich die Gemeinde Rettenberg, in weiteren Gesprächen wurde dann ziemlich schnell klar dass es gut wäre, wenn die Gemeinden Burgberg und Rettenberg einen gemeinsamen Antrag stellen würden. Ich habe mich dann mit dem Burgberger Bürgermeister André Eckardt kurzgeschlossen und mit ihm gleich einen glühenden Verfechter für den Naturpark gefunden. Wir haben dann in unseren Gemeinderäten für den Antrag geworben, und diesen Montag haben nun beide Gemeinderäte einen Grundsatzbeschluss gefällt, sich für die Aufnahme in den Naturpark Nagelfluhkette zu bewerben. Jetzt werden wir den Weg gemeinsam mit der Geschäftsführung und der zuständigen Fachbehörde beschreiten in den nächsten Monaten um, falls es irgendwie möglich ist, noch in diesem Jahr mit aufgenommen zu werden. Es hat natürlich bereits sehr intensive Vorgespräche gegeben, wir hatten gute Unterstützung besonders der Bürgermeisterkollegen aus Oberstaufen, Immenstadt und Balderschwang. Der Vorstand des Naturparks hat unserem Antrag schon vorab einstimmig zugestimmt, auch bei der Gemeindeversammlung Anfang Januar, bei der alle Gemeinden auch aus Vorarlberg dabei waren, gab es einen einstimmigen Beschluss, uns aufzunehmen. Da habe ich mich schon wahnsinnig gefreut."
Wie geht es denn jetzt weiter?
"Aktuell wird die Gebietskarte vorbereitet, welche Bereiche von Rettenberg und Burgberg mit in den Naturpark aufgenommen werden sollen. Da gibt es bestimmte Voraussetzungen, Landschaftsschutzgebiet und ähnliches. Das wird in Abstimmung mit uns vom Naturpark Nagelfluhkette aufbereitet. Parallel wird mit der Regierung von Schwaben geklärt, wie die Antragstellung laufen muss. Wenn diese Vorgespräche durch sind und klar ist, welche Anträge wir stellen müssen, werden wir nochmal eine Gemeinderatssitzung machen, weil die Gebietskulisse abgesegnet werden muss. Vielleicht auch gemeinsam mit Burgberg, das ist noch nicht klar. Und ich hoffe wie gesagt, dass wir bis Jahresende Mitglied im Naturpark Nagelfluhkette sind. Das würde auch hervorragend zu unserer neuen Ausrichtung des naturverträglichen Tourismus passen."
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