Letzte Chance für den Allgäuer Sportler Marco Maier
Am Samstag, 20. Januar, fällt der Startschuss für den Oberrieder Weltcup im Para Skilanglauf und Biathlon. Es ist ein Heimspiel für die Athleten des Nordic Paraski Teams Deutschland und dementsprechend hoch ist ihre Anspannung. Für einen gilt das umso mehr: Marco Maier vom SK Nesselwang. Der 18-jährige Allgäuer tritt kurz vor dem Weltcup der Klassifizierungs-Kommission des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) gegenüber. Dann entscheidet sich, ob seine Karriere zu Ende ist, bevor sie richtig begonnen hat.
Durch eine angeborene Symbrachydaktylie fehlen Maier an drei Fingern der linken Hand vordere Glieder. Als er sich im Dezember 2014 erstmals den Regelhütern des IPC stellte, stellten die seine Startberechtigung zweifelsfrei fest. Bei einer erneuten Überprüfung im Dezember 2016 kamen sie plötzlich zu einer anderen Entscheidung – zur allgemeinen Überraschung aller sportlicher und medizinischer Verantwortlichen der deutschen Para Ski Nordisch Nationalmannschaft. Unmittelbar vor Beginn des Weltcups im finnischen Vuokatti entzogen sie dem Nachwuchstalent seine Starterlaubnis.
Die IPC-Klassifizierer begründeten das damit, dass Maier theoretisch in der Lage wäre, mithilfe einer Schleife seine Behinderung der linken Hand auszugleichen und einen Skistock zu benutzen – laut Regeln ein Ausschusskriterium. „Aus unserer Sicht ist diese Auffassung falsch“, sagt Dr. Lars Meiworm. Der Offenburger Orthopäde, Teamarzt des deutschen Teams, initiierte ein medizinisches Gutachten der Freiburger Uniklinik, demzufolge Maiers linke Hand signifikant schwächer durchblutet ist als die rechte.
In Oberried bekommt der Fachabiturient der Max-Weber-Schule in Freiburg und Bewohner des dortigen Sportinternats nun die Chance auf eine Neubeurteilung. Es ist die letzte. Kommen die Klassifizierer erneut zum selben Urteil wie vor einem Jahr, ist Maier endgültig raus. „Es ist schwer zu prognostizieren, wie die Sache ausgehen wird“, sagt Dr. Meiworm, der seine Argumente vor der Kommission erläutern wird.
Maier selbst kann nur bangen. „Von dieser Entscheidung hängt alles ab“, sagt er. Hängengelassen hat er sich nicht – im Gegenteil. Der Bundestrainer Ralf Rombach lobt seine Einstellung. „Marco trainiert, als ob nichts gewesen wäre.“ Sechs bis sieben Einheiten pro Woche schuftete Maier fürs Comeback. Vor Vuokatti 2016 fühlte er sich fit wie nie – und wurde ausgebremst. „Jetzt will ich noch stärker zurückkommen.“ (ben)
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