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Bund Naturschutz tobt über geplantes Wasserkraftwerk an der Eisenbreche im Ostrachtal
(Bildquelle: Bund Naturschutz / eisenbreche.de)
 
Oberallgäu - Bad Hindelang
Mittwoch, 19. März 2014

Bund Naturschutz tobt über geplantes Wasserkraftwerk

Ein geplantes Wasserkraftwerk an der Eisenbreche im Ostrachtal bei Bad Hindelang wertet der Bund Naturschutz als Angriff auf das Naturschutzgebiet der Allgäuer Hochalpen. "Ein Wasserkraftwerk am Naturdenkmal Eisenbreche würde einen der wenigen intakten Natur- und Landschaftsräume in Bayern zerstören. Hier hat der Naturschutz eindeutig Vorrang vor der Energieerzeugung", so Prof. Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender den BUND Naturschutz in Bayern e.V. "An der behördlichen Entscheidung zum Wasserkraftwerk Eisenbreche im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen wird ersichtlich, ob die ökologischen Leitplanken der Energiewende eingehalten werden."

"Bei allem Respekt für den Ausbau der Erneuerbaren Energien im Allgäu, gibt es überzeugende Argumente gegen das Vorhaben an der Eisenbreche im Ostrachtal. Bei diesem einzigartigen Naturdenkmal und Geotop müssen die ökologischen vor den ökonomischen Interessen stehen. Der verantwortliche Umgang mit Natur und Heimat verbietet an dieser Stelle eine Wasserkraftanlage", so Prof. Dr. Hans Frei, ehem. Bezirksheimatpfleger von Schwaben und Beirat des Landesvereins für Heimatpflege.

Ein Wasserkraftwerk an der Eisenbreche war schon in den 50er Jahren in der Diskussion. Prof. Otto Kraus, Bayerns erster amtlicher Naturschützer bezeichnete den Erhalt der Eisenbreche bereits damals als einen der großen Naturschutzerfolge der 50er Jahre. Danach wurde die Eisenbreche als Naturdenkmal geschützt. Später wurde das Gebiet als Naturschutzgebiet, als europäisches Fauna-Flora-Habitat-Gebiet und als europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Mehr Naturschutzstatus geht nicht. Nachdem 2001 schon mal der Antrag für ein Wasserkraftwerk von der Regierung von Schwaben abgelehnt wurde, haben die  Elektrizitätswerke Bad Hindelang nun erneut einen Vorstoß für ein Wasserkraftwerk an dieser Stelle gewagt. Inzwischen liegt die Zuständigkeit beim Landratsamt Oberallgäu, wovon sich die Antragsteller höhere Chancen für eine Genehmigung versprechen.

Geplant ist eine 5m hohe Staumauer,  eine ca. 1,25km lange, verrohrte Ausleitung und ein Kraftwerkshaus. Betroffen von der Ausleitung sind sowohl die Umlagerungsstrecken im Bereich des Erzberghofs als auch die spektakuläre Wildwasserklamm, die „Eisenbreche“ an sich. "Durch den Aufstau der Ostrach vor dem Staudamm und die Ausleitung von oftmals mehr als 50 % des Wassers aus der Ostrach werden geschützte Arten und Biotope stark beeinträchtigt. Dabei stehen natürliche und naturnahe Fließgewässer in den Alpen und dem Alpenvorland ganz oben auf der Roten Liste der gefährdeten Lebensräume", so Julia Wehnert, Geschäftsführerin der BN-Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu.

Zusätzlich ist aber auch eine massive landschaftsästhetische Beeinträchtigung einer der letzten Abschnitte intakter Landschaft zu erwarten. Technische Bauwerke wie Staudamm und Kraftwerkshaus tun hier einerseits ihre Wirkung. Vor allem aber wird der Ostrach und der Eisenbreche das Wasser entzogen. Ein alpiner Wildbach lebt aber von seinem tosenden Wasser. Verschwindet dieses zu großen Teilen in unterirdischen Rohren, ist auch der Natureindruck eines Wildbaches dahin. "Der erwünschte gute Zweck zerstört in diesem Fall wertvollste Allgäuer Naturlandschaft", kommentiert Karl Stiefenhofer, Vorsitzender des Heimatbundes Allgäu die Planungen.

Die Erhaltung und Wiederherstellung der Gebirgsbäche in den Allgäuer Hochalpen als alpine Flüsse sind ein wesentliches Element im Verbund alpiner Schutzgebiete. Dies beinhaltet den Erhalt an klaren, unverbauten  Fließgewässern mit reich strukturiertem Gewässerbett und einer natürlichen Dynamik ohne künstliche Abstürze.

"Unsere Flüsse haben schon genug gelitten. Die wenigen verbliebenen frei fließenden Gewässerstrecken sind wichtige Biotopverbundsysteme und ein bedeutendes bayerisches Naturerbe, das zu schützen ist. Es kann nicht hingenommen werden, dass die letzten verbliebenen unberührten Bereiche, wie die im Fall des geplanten Wasserkraftwerkes Eisenbreche zur Energiegewinnung geopfert werden. Wir brauchen Tabuzonen, in denen der Naturschutz Vorrang vor allen anderen Interessen hat. Eine derartige Erschließung in einem Naturschutzgebiet wird vom LBV strikt abgelehnt", so Brigitte Kraft, Leiterin der LBV Bezirksgeschäftsstelle und Mitglied im Naturschutzbeirat der Regierung von Schwaben und des Landkreises Oberallgäu.

Der Bund Naturschutz kämpft seit Jahrzehnten für eine Energiewende mit ökologischen Leitplanken. Die großen Potenziale liegen bei der Energieeinsparung und dem Ausbau von Solar- und Windenergie. Die bayerischen Flüsse und Bäche haben aber Ihre Schuldigkeit zur Erzeugung erneuerbarer Energien bereits getan. Ca. 90% des bayerischen Wasserkraftpotenzials sind bereits genutzt. Der von der bayerischen Staatsregierung angedachte Ausbau der Wasserkraft von 15 auf 17% des bayerischen Stromverbrauchs könnte nur dann realisiert werden, wenn die letzten freifließenden Flüsse auch noch der Wasserkraft geopfert werden. Die Ostrach im Bereich der Eisenbreche gehört zu diesen letzten natürlichen Wildbachabschnitten.


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wasserkraftwerk eisenbreche allgäu ostrachtal


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