Missbrauch der Zivilschutzsirenen in Kempten
Jeder hat wohl schon einmal Sirenen gehört, wenn die Feuerwehr alarmiert wird: ein dreimal auf- und abschwellender Ton. Die Zivilschutzsirenen hört man glücklicherweise so gut wie nie: mit einem langanhaltenden Sirenenton wird die Bevölkerungen bei Katastrophen oder Unglücksfällen gewarnt. In Kempten kam es in den vergangenen sechs Wochen zwei Mal zum Missbrauch der Zivilschutzsirene.
„Dieser Missbrauch ist absolut kein Spaß. Die Bevölkerung soll nur alarmiert werden, wenn es zu einem Unglücksfall oder zur Beeinträchtigung des öffentlichen Lebens kommt!“, sagte Michael Fackler vom Amt für Brand- und Katastrophenschutz in Kempten.
In der Stadt Kempten gibt es ein Netz aus 21 Sirenen. Sie dienen der Alarmierung der Freiwilligen Feuerwehr und der Warnung der Bevölkerung. Im Ernstfall werden die Sirenen von der Integrierten Leitungsstelle (ILS) Allgäu oder dem Katastrophenschutzdienst ausgelöst. Damit wird die Bevölkerung dazu angehalten, Radio oder Fernseher einzuschalten sowie sich in den Online-Medien oder auf der Seite von Stadt oder Landkreis darüber zu informieren, wie sie sich schützen kann.
Zum Missbrauch der Sirenen kam es in Kempten in den vergangenen Wochen zwei Mal. Am Sonntag, 5. September um 17.43 Uhr sowie am Samstag, 2. Oktober zwischen 10.11 und 10.19 Uhr gingen in Kempten insgesamt 11 der 21 Sirenen los, ein langgezogener Ton, also Zivilschutzalarm. Ausgelöst hatten weder die ILS noch der Katastrophenschutzdienst. Menschliches Versagen sowie ein technischer Defekt sind ebenfalls auszuschließen, berichteten Vertreter der Stadt bei einer Pressekonferenz.
Viele Menschen in Kempten waren irritiert und verängstigt, bei der Polizei häuften sich nach den Sirenen die Anfragen, was denn los sei, was denn passiert sei.
Kurzfristig wurde nun mit mechanischen Mitteln sichergestellt, dass ein Missbrauch der Warnsirenen nicht mehr möglich ist. Auf lange Sicht – und geplant lange vor besagten Vorfällen, wird die Stadt ihr System auf digitale Alarmierung umstellen. Dadurch wird künftig ein Missbrauch ausgeschlossen. Die digitale Alarmierung ist in weiten Teilen sehr ausfallsicher und funktioniert auch bei Stromausfall. Feuerwehren, Technisches Hilfswerk und die Rettungsorganisationen haben bereits vor einigen Jahren auf Digitalfunk umgestellt.
Die Stadt Kempten hat den Vorfall angezeigt. Der Missbrauch von Notrufen sowie die Beeinträchtigung von Unfallverhütungs- und Nothilfemitteln kann mit einer Gefängnisstrafe von bis zu zwei Jahren bestraft werden. Das selbe Strafmaß ist gemäß des Telekommunikationsgesetzes vorgesehen.
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