Krankenhausreform als Rettung für den Klinikverbund Allgäu?
Anlässlich der bevorstehenden Krankenhausreform besuchte die Landtagsabgeordnete Christina Haubrich gemeinsam mit dem Bundestagsabgeordneten Johannes Wagner das Klinikum Kempten des Klinikverbunds Allgäu, um sich vor Ort ein Bild der aktuellen Lage zu machen. Im Mittelpunkt der Gespräche mit Vertreter*innen der Klinikleitung und lokalen Mandatsträger*innen standen die Fachkräftegewinnung und die geplante Krankenhausreform.
Die geplante Krankenhausreform werde den wirtschaftlichen Druck auf die Klinikbetreiber verringern. Bereits heute schreiben neun von zehn Krankenhäusern in Bayern rote Zahlen. „Wir müssen weg von einer allein auf Fallpauschalen basierenden Finanzierung und brauchen zusätzlich eine vernünftige Krankenhausplanung. Das ist eigentlich Ländersache. Weil das aber nicht funktioniert, stehen wir jetzt vor einer extrem angespannten Situation“, so Haubrich, gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im bayerischen Landtag.
„Für uns ist es wichtig, dass eine wohnortnahe Versorgung auf höchster Qualität sichergestellt bleiben muss. Was zählt ist eine nachhaltig finanzierte und gute Grund- und Regelversorgung vor Ort. Für einen planbaren, komplexen Eingriff eine etwas längere Fahrt in Kauf zu nehmen, ist völlig in Ordnung“, erklärt Haubrich.
„Der demografische Wandel stellt unser Gesundheitssystem bereits heute vor große Herausforderungen. Hoher wirtschaftlicher Druck und der Mangel an Fachkräften macht den Kliniken zu schaffen“, so Wagner, der selbst Arzt ist und die Grünen im Gesundheitsausschuss des Bundestages vertritt. Die geplante Krankenhausreform der Bundesregierung ist dringend nötig. „Wenn wir jetzt nicht entschlossen handeln und die Krankenhausstrukturen reformieren, laufen wir Gefahr, dass in Zukunft aufgrund von Personalmangel nicht nur einzelne Betten ungenutzt bleiben, sondern ganze Stationen oder gar Krankenhäuser geschlossen werden müssen“, mahnt Wagner.
Der Klinikverbund Allgäu sei mit seinen sechs Standorten bereits sehr differenziert aufgestellt. „Im Hinblick auf den zunehmenden Fachkräftemangel in der Pflege bemühen wir uns als Klinikverbund bereits seit 2015 sehr erfolgreich um internationale Pflegekräfte. So konnten in den letzten beiden Jahren mehr als 100 Pflegekräfte aus dem Ausland für die Standorte des Klinikverbundes Allgäu akquiriert werden“, so Markus Treffler, Geschäftsführer im Klinikverbund Allgäu.
Seit Jahrzehnten wird über eine Strukturreform der Krankenhauslandschaft in Deutschland diskutiert. Leider falle der Staatsregierung nicht mehr ein, als mit dem Finger auf den Bund zu zeigen und sich notwendigen Änderungen zu verweigern, so die grünen Abgeordneten. Gleichzeitig versäume die CSU es, die Krankenhäuser in Bayern mit ausreichenden Investitionsmitteln auszustatten, und endlich eine nachhaltige Krankenhausplanung vorzulegen. Diese notwendige gesellschaftliche Debatte um eine gute Finanzierung des Gesundheitssystems dürfe nicht zu einem Wahlkampf-Thema verkommen.
Ein weiteres wichtiges Projekt des Klinikverbundes Allgäu ist die Schaffung eines sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) in Zusammenarbeit mit den Kliniken Ostallgäu Kaufbeuren und der Lebenshilfe Ostallgäu. Rein rechnerisch gibt es in Schwaben einen Bedarf von vier Zentren, de facto existieren aber nur zwei. Lange Wartezeiten und weite Fahrtwege haben unabsehbare Auswirkungen für die Kinder und sind für die Betroffenen nicht zumutbar. In einem SPZ werden chronisch erkrankte Kinder durch ein interdisziplinäres und multiprofessionelles Team behandelt und gefördert. Ziel ist die Gründung eines SPZ am Standort Marktoberdorf unter gemeinsamer Trägerschaft. Nur so können stark belastete Familien mit behinderten und schwer erkrankten Kindern durch eine kompetente, wohnortnahe medizinische Betreuung entlastet werden. Die Politik ist gefordert, sich für eine entsprechende Zulassung einzusetzen.
„Eine kontinuierliche Versorgung der Kinder muss gewährleistet sein. Die sozialpädiatrischen Zentren leisten kindheitslange Betreuung bis ins Jugendalter. Sie sind eine Schnittstelle zwischen klinischer Pädiatrie, pädiatrischer Rehabilitation und öffentlichem Gesundheitsdienst und ermöglichen eine Vernetzung mit nichtärztlichen Diensten in großem Umfang vor Ort“, ergänzt Haubrich.
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