Kempten: Menschen am Rand der Gesellschaft im Fokus
In Kempten gibt es viele Menschen, die an oder unterhalb der Armutsgrenze leben, einige von ihnen sind wohnungs- oder obdachlos. Meist wird ihr Schicksal kaum wahrgenommen. Amelie Lang, die Leiterin der Wärmestube des BRK in Kempten, holt einige dieser Mitbürgerinnen und Mitbürger nun ins Licht.
Mit Unterstützung von renommierten Künstlern und zahlreichen Ehrenamtlichen entstand im Lauf von Monaten das Magazin „Über den Tellerrand“. In dem hochwertigen, 140 Seiten starken Werk geben die betroffenen Menschen in berührend offenen Interviews sowie mit Collagen und Fotos seltene und sehr persönliche Einblicke in ihre Lebenswege und Lebenswelten.
Das Theater in Kempten stellt die bewegenden Geschichten am Freitag, 23, September, ab 19 Uhr im Rahmen einer musikalisch begleiteten Lesung vor. Das Magazin „Über den Tellerrand“ habe schon lange Zeit als Idee bestanden, erzählt Amelie Lang. Sie leitet seit einigen Jahren die Wärmestube mit Übernachtungsstelle des BRK Oberallgäu in Kempten. „Unser Gedanke und Wunsch dabei war, die Gäste der Einrichtung und auch die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sichtbar zu machen und zu würdigen.“ Dank der Förderung der Margaretha- und Josephinen-Stiftung, des Kulturamtes Kempten sowie weiterer Unterstützer konnte aus der Idee nun ein reales Projekt werden.
Im Rahmen von Workshops und Fotosessions entstanden berührende Interviews, Collagen und eindrucksvolle fotografische Portraits - auch deren Entstehungsprozesse werden in dem Magazin geschildert - die die besonderen Lebenswege, einschneidenden Ereignisse und aktuellen Lebenssituationen der mitwirkendenden, meist sehr selbstreflektierten Menschen respektvoll und wertschätzend beleuchten. Umrahmt werden die Schilderungen und Darstellungen von Interviews mit Helfern der Wärmestube, die erläutern, wie sie ihr Engagement in der Einrichtung persönlich erleben.
Ebenso kommen Peter Kaiser, Sozialpädagoge im Bezirksklinikum Kempten, wie auch ein Mitarbeitender der Straffälligenhilfe Allgäu zu Wort. In weiteren Beiträgen werden die Themen „Wohnungslos und suchtkrank – hat jemand Schuld?“ und „Wohnraum für alle“ behandelt. Ein sozialer Stadtplan für Bedürftige Wohnungs- und Obdachlose fasst die entsprechenden Unterstützungsangebote in Kempten zusammen.
Mit „Über den Tellerrand“ ist Amelie Lang und dem engagierten Team aus Mitwirkenden ein gleichermaßen informatives wie emotionales und sehr persönliches Magazin gelungen. „Niemals sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Mittel zum Zweck sein“, betont Amelie Lang. „Vielmehr sollte das Projekt den Menschen, die aus dem Schatten traten und sich mutig zeigten, etwas geben - in Form von Erfahrungen, positiven Erlebnissen, Bestärkung, Stolz auf das geschaffene, Respekt und einer Entlohnung. Wir hoffen, die Lobby der Teilnehmer mit dem Projekt zu stärken und durch mehr Sichtbarkeit einen Beitrag zur Verbesserung der Situation dieser Zielgruppe zu bewirken.“
Am Freitag, 23. September wird „Über den Tellerrand“ ab 19 Uhr im Theater in Kempten (T:K) vorgestellt. Das Ensemble des T:K präsentiert die Texte in einer musikalisch begleiteten Lesung. Portraits des Fotografen Martin Erd werden eingeblendet und im Foyer großformatig ausgestellt. Die musikalische Leitung des Abends hat der Kemptener Pianist Murat Parlak. Karten gibt es im Stadttheater an Vorstellungstagen, in der Berchtold Reiselounge (Residenzplatz 25), online im Webshop des T:K sowie telefonisch unter 0831/870 23 23 (Mo-Fr, 8-20 Uhr). Die Zeitschrift „Über den Tellerrand“ kann auch im Infoshop des BRK erworben werden
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