Altes Gemäuer am Glasmacherweg freigelegt
Das frühere Forstamt Kürnach kaufte bereits in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Flächen rund um den Bauernhof. 1960 kehrten die letzten Bewohner des Gehöftes „Daumiller/Kling“ der Alpfläche Wolfsberg den Rücken. Später teilte das Anwesen das Schicksal zahlreicher anderer Kleinbauernhöfe in der Adelegg: Es wurde mit Fichte aufgeforstet. Übriggeblieben ist eine sog. „Wüstung“, wie solche aufgelassene Hofstellen und ehemaligen Siedlungen bezeichnet werden.
„In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Wald die frühere Hofstelle schon fast wieder zurückgeholt“, berichtet Revierleiter Hans Mayr, der das Gebiet am Wolfsberg für die Bayerischen Staatsforsten in Sonthofen betreut. Ein spannender, geschichtsträchtiger Ort, der nicht so einfach untergehen sollte! Erzählt er doch von der Besiedlung der ehemaligen Glasmacherregion des Fürststiftes Kempten vor gut 300 Jahren. Damals wurden Arbeitskräfte und Versorgungsgüter für die Glashütten im Tal benötigt. Die Menschen durften kleine Höfe bewirtschaften und sie durften nur kleine Flächen roden. Denn der Wald lieferte den wertvollen Rohstoff Holz bzw. die Holzkohle und Pottasche für die Glaserei. Dann kam das Ende der Glasmacherkunst vor etwa 120 Jahren und damit auch der schleichende Niedergang für die abgelegenen, unrentablen Höfe.
Auf alten Karten aus dem 19. Jahrhundert sind sie noch vorhanden. Heute sind sie bis auf wenige alle wieder zu Wald geworden. Wer genauer hinschaut, entdeckt hin und wieder noch Spuren von Menschen, die sich über Generationen hinweg eine bescheidene Existenz im Wald aufgebaut hatten: Sei es eine einfache Erdgrube mit ein paar Ziegeln oder ein unscheinbares Stück Mauerfundament mitten im Wald. Die auffälligsten Zeugen einer alten Hofstelle sind alte Hoflinden, die als markante Baumgestalten noch heute den neuen Wald auflockern. Manche von ihnen mögen mehr als 200 Jahre alt sein. Die Hofstelle „Daumiller/Kling“ gehört wohl zu den am besten
erhalten gebliebenen Wüstungen in der Adelegg. Deutlich heben sich noch die Fundamente des Stalles und des Wohngebäudes voneinander ab. Selbst der geflieste Dielenboden ist jetzt wieder erkennbar.
In den vergangenen Jahren hat Förster Hans Mayr den Wald um die „Wüstung“ zurückgenommen und dort für mehr Sonne für die Hoflinde gesorgt. Ein prächtiger Holunder – wohl auch noch aus der „guten alten Zeit“ und sogar Johannisbeeren aus dem Bauerngarten sind erhalten geblieben. „Der Charme vom Dornröschenschloss wird schließlich in ein paar Jahren perfekt, wenn die Heckenrosen erblühen“, schwärmt Förster Mayr. Im Rahmen des Blühflächenprogramms der Bayerischen Staatsforsten hat er diese in etwas Abstand um das stille Gemäuer pflanzen lassen. Das Blühflächenprogramm wird vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gefördert. Für die Insekten des Waldes bestimmt auch ein Treffpunkt zum Weitersagen…
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