Aiwanger: Allgäu in Energiefragen Vorzeigemodell
Die geplante Nord-Süd- Stromtrasse quer durch Deutschland will der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler Hubert Aiwanger verhindern. Heute will er dazu im Landtag richtig Dampf machen. Im exklusiven AllgäuHIT-Interview bezeichnete er das Allgäu als Modellregion in Energiefragen, nicht nur für den Freistaat, sondern für ganz Deutschland.
Ein milder Dienstagabend in der bayerischen Landeshauptstadt München und die Landtagsfraktion der Freien Wähler hatte ins Orlando von Bayerns wohl bekanntestem Koch Alfons Schuhbeck geladen. Medienvertreter aus ganz Bayern waren gekommen. Nach einer kurzen Einleitung übernahm der Vorsitzende Hubert Aiwanger das Wort. Er wolle keine langen Reden schwingen, die gehören seiner Meinung nach in den Landtag, aber dennoch auf einzelne Eckpfeiler der Freien Wähler hinweisen, so die offizielle Eröffnung des Abends.
Schnell klang das entschiedene "Nein" zur geplanten Nord-Süd- Stromtrasse durch, dass sich die Wählergruppierung auf die Fahne beschrieben hat. Heute will Aiwanger der Regierung die Pistole auf die Brust setzen, soweit dies gegen einen Alleinmachthaber möglich ist, was den Freien Wählern durchaus bewusst ist. Dennoch lassen sie sich dadurch nicht einschüchtern, stellt der Vorsitzende fest. Einen regelrechten Aufstand wolle er anzetteln.
Hubert Aiwanger, Bundes- und Landeschef der Freien Wähler gegenüber Radio AllgäuHIT: "Wir fordern von der CSU eine politische Lösung, die so aussieht, dass Bayern auch ohne Stromtrassen die Energieversorgung geregelt bekommt. Das heißt: Wir brauchen erneuerbare Energien, wir brauchen die dezentrale Energiewende. Aber diese Trassen müssen verhindert werden, weil diese Bayern abhängig macht vom Stromimport aus Norddeutschland. Das müssen wir verhindern."
Doch auf der anderen Seite geisterten bereits Schreckensmeldungen durch die Medien. Verhinderte Stromtrassen bedeuten für Bayern höhere Strompreise. Eine zweigeteilte Bundesrepublik wird bereits von den Pessimisten herbeizitiert. Der Strommarkt müsse geteilt werden - Günstiger Strom in Norddeutschland und entsprechend teurerer in Süddeutschland wäre die Folge. Aiwanger hält davon nichts:
"Für mich ist das nur eine Drohkulisse, um die Leute weichzuklopfen. Ich bin überzeugt, dass diese Trassen so teuer sind - Auch diese muss ein Stromkunde am Ende bezahlen - Dass dieses Investment in diese Trassen die Strompreise mehr hochtreibt als wenn wir regional mit Gaskraftwerken die Versorgung in Bayern selber in die Hand nehmen. Wir sind der Überzeugung, Bayern muss in die Gaskraftwerkstechnik über den Freistaat selber einsteigen. Dann sparen wir uns diese milliardenschweren Trassen, der Strom würde damit eher billiger als teurer. Die Trassen sind in meinen Augen eher Preistreiber als Preissenker".
Für Hubert Aiwanger ist vor allem das Allgäu ein Vorzeigemodell für ganz Bayern und Deutschland. Vor allem das Oberallgäu. Hier sollen bis 2022 70 Prozent des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen aus dem Landkreis stammen:
"An dieser Region kann sich ganz Bayern, ganz Deutschland eine Scheibe von abschneiden. Jetzt ist hier nur noch die Speicherfrage zu klären. Da sind wir als Freie Wähler Befürworter der Power-to-Gas- Technik - also die Methanisierung des Stromüberschusses, den Strom in Gas umzuwandeln, in Wasserstoff oder in Methan oder in beiden Schritten in dieser Form und damit den Strom speicherfähig zu machen. Wenn wir das hinbekommen - dazu ist die Technik heute da - dann ist kein Windrad ein Windrad zu viel, dann ist jede Photovoltaikanlage sinnvoll und dann können wir unseren Strom mit Windkraft und Sonne zu hundert Prozent abdecken."
Dem schon am Bodensee ins Gespräch gekommenen Fracking erteilt Hubert Aiwanger im AllgäuHIT- Interview eine klare Absage. Vor allem die Gefahren für das Grundwasser sprechen dagegen. Es sei nicht beherrschbar, wenn Gestein mit hohem Druck gesprengt würde. Dass möglicherweise Schadstoffe in das Trinkwasser eindringen muss unbedingt verhindert werden.
Der Radio-Programmbeitrag zum Nachhören:
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