70 Jahre Kaufbeurer Stadtteil Neugablonz
70 Jahre Stadtteil Neugablonz in Kaufbeuren – für Bayerns Innen- und Bauminister Joachim Herrmann eine Erfolgsgeschichte und ein hervorragendes Beispiel für die besondere Aufbauleistung der heimatvertriebenen Sudetendeutschen nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Herrmann sprach beim heutigen Bürgerfest in Kaufbeuren, am bayerischen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation, vom großartigen Engagement der Heimatvertriebenen und von einer wichtigen kulturellen Bereicherung für Deutschland. "Auch der großen Tatkraft unserer Sudetendeutschen haben wir das Wirtschaftswunder und den gelungenen Wiederaufbau Deutschlands zu verdanken", betonte der Minister. "Das verdient großen Dank und besondere Anerkennung. Unsere Sudetendeutschen sind ein echter Gewinn für Bayern." Mit ihrem unerschütterlichen Willen, ihrer Leistungsbereitschaft und ihrer mitmenschlichen Solidarität sei es den Sudetendeutschen auch in Neugablonz gelungen, die gemeinsame Zukunft mit Herz und Hand zu gestalten. Hier haben die Sudetendeutschen beispielsweise ihre Schmuck- und Glasindustrie wieder aufgebaut, bis heute ein wichtiger Wirtschaftszweig für die Region.
Mit Blick auf die Charta der Heimatvertriebenen aus dem Jahre 1950 ging Herrmann auch auf die Versöhnungsbereitschaft und die großartige Vision von einem Europa des Miteinanders und des Friedens zu einer Zeit ein, "in der die schmerzlichen Wunden noch offen lagen." Es waren insbesondere auch deutsche Heimatvertriebene, die laut Herrmann die Chance ergriffen haben, Kontakte in ihre alte Heimat zu knüpfen. "Sie sind wichtige Brückenbauer für die Völkerverständigung und Impulsgeber für das Miteinander in einem gemeinsamen Europa", erklärte der Minister. "Der Dialog und die persönlichen Kontakte verbinden die Herzen der Menschen." Die unmittelbare Begegnung von Mensch zu Mensch sei auch heutzutage noch besonders wertvoll für die dauerhafte Aussöhnung und das friedliche Miteinander der Völker.
Wie Herrmann weiter erläuterte, "war und ist der Freistaat Bayern ein verlässlicher Partner der Vertriebenen in Bayern". Bereits 1954 habe er die Schirmherrschaft über die Sudentendeutschen übernommen und erklärte sie zum vierten Stamm Bayerns. Ausfluss sei beispielsweise die maßgebliche Beteiligung am Bau des Sudetendeutschen Hauses in München. "Gleich nebenan errichten wir nun das Sudetendeutsche Museum als staatliche Hochbaumaßnahme", kündigte Herrmann an. Am 16. September 2016 werde die Grundsteinlegung sein. "Der Freistaat wird hier rund 20 Millionen Euro, der Bund bis zu zehn Millionen Euro investieren", so der Minister.
Im Januar 1946 erreichten die ersten heimatvertriebenen Sudetendeutschen aus Nordböhmen Kaufbeuren. Insgesamt kamen damals etwa 18.000 sudetendeutsche Heimatvertriebene nach Kaufbeuren. Im ehemaligen Barackenlager der Dynamit AG wurde der Grundstein für die große Vertriebenensiedlung gelegt. Mithilfe der Wohnraumförderung des Freistaats Bayern schufen die Heimatvertriebenen Wohnungen in dem neuen Stadtteil, der erst im Jahr 1952 den Namen Kaufbeuren-Neugablonz bekam. In den letzten Jahren hat der Freistaat nach den Worten Herrmanns unter anderem das Gablonzer Siedlungswerk Kaufbeuren eG bei der Modernisierung von Mietwohnungen am Rehgrund kräftig finanziell aus dem Bayerischen Modernisierungsprogramm unterstützt. Mit Mitteln der Städtebauförderung konnte in Neugablonz beispielsweise der Platz am Neuen Markt barrierefrei gemacht werden.
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