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Sendung: Guten Abend Allgäu
 
 
Glückliche Gesichter nach der erfolgreichen OP
(Bildquelle: Klinikum Kaufbeuren)
 
Kaufbeuren
Mittwoch, 28. September 2016

Ein Lebensretter, der unter die Haut geht

Obwohl Oliver Mai erst 49 Jahre alt ist und sein Leben lang viel Sport getrieben hat, war der Inhaber eines Fitness-Centers bis zur Implantation eines subkutanen ICD-Systems vor wenigen Wochen höchst gefährdet, einen plötzlichen Herztod zu erleiden. „Dass ich schwer herzkrank bin, wusste ich bis vor vier Monaten noch gar nicht“, erzählt Mai. Zwar habe er beobachtet, dass ihm sein tägliches Sportpensum in den letzten Jahren zunehmend schwerer gefallen war und ihn immer schneller in Atemnot gebracht hatte, doch hatte dies der Sportbegeisterte seinem Alter zugeschrieben.

Als er dann vor wenigen Monaten an einer Bronchitis erkrankt war, ging plötzlich gar nichts mehr. Zu seiner sehr seltenen angeborenen Herzmuskelerkrankung, einer sog. Non-Compaction-Kardiomyopathie, von der Mai bis dato nichts wusste, gesellte sich eine schwere akute Herzmuskelentzündung. „In den letzten drei Tagen der Bronchitis ging es rapide bergab“, erzählt Mai. Als sich Mai beim niedergelassenen Kardiologen Dr. Klaus Seitz mit schwerer Atemnot und hochgradigem Leistungsabfall vorstellt, weist ihn dieser sofort ins Klinikum Kaufbeuren ein. Dort kommt Mai auf die Intensivstation. „Seine Herzleistung lag bei nur noch 10 Prozent!“ erläutert Chefarzt PD Dr. Marcus Koller. Sowohl im Kernspin als auch in der Echokardiografie fanden sich typische Veränderungen, die auf eine genetisch bedingte Non-Compaction-Kardiomyopathie Hinweis gaben. Zu dieser Vermutung passte auch, dass sowohl Mais Vater mit 36 Jahren als auch seine Tante mit nur 24 Jahren am plötzlichen Herztod verstorben waren.

Mai befand sich zum Zeitpunkt der Diagnosestellung in einem akut lebensgefährlichen Zustand. „Bei einem Herzkathetereingriff stellten wir darüber hinaus Verengungen an den Herzkranzgefäßen fest, die wir mit der Implantation von Stents versorgt haben, um die Durchblutung des Herzmuskels zu verbessern. Außerdem wurde eine Herzinsuffizienztherapie mit noch sehr neuen Medikamenten begonnen, welche die Auswurfleistung des Herzens verbessern sollten“, erläutert Koller. Nichtsdestotrotz sei der Zustand zu diesem Zeitpunkt so bedenklich gewesen, dass man auch eine Herztransplantation in Erwägung ziehen musste. „Das war schon ein Schock“, erzählt Mai rückblickend. Dennoch habe er sich nicht entmutigen lassen und war sich sicher, das alles zu schaffen.

Doch dann kam der große Durchbruch: Unter den ergriffenen Maßnahmen besserte sich Mais Zustand zusehends, sodass er schließlich mit einer Defibrillations-Weste, die er Tag und Nacht tragen musste, und genauen Verhaltens-Anweisungen sogar nach Hause entlassen werden konnte. „Trotz Besserung meines Gesamtzustandes war die Gefahr durch Kammerflimmern einen plötzlichen Herztod zu erleiden sehr groß“, erzählt Mai. Deshalb empfahl Koller die dauerhafte Versorgung mit einem Defibrillator. „Da Herr Mai so viel Sport treibt und dies auch weiterhin tun möchte, bauten wir erstmals im Klinikum Kaufbeuren ein sog. Subkutanes ICD-System ein“, so der Kardiologe. „Der Unterschied zu einem herkömmlichen Defi liegt zum einen darin, dass keine Elektrode mehr direkt ins Herz führt, das Herz also von einer Implantation völlig unberührt bleibt und es daher zu weniger Komplikationen kommt“, erläutert der Spezialist. Außerdem liege der Defi seitlich unter dem Arm an der Brustwand, sodass auch der Verlauf der Elektroden ein anderer sei. Dies sei insbesondere bei Patienten, die viel Sport treiben, von enormem Vorteil, da die Gefahr eines Elektrodenabrisses äußerst gering sei. Allerdings sagt Koller auch: “Da dieses ICD-System noch sehr neu ist, ist es auch sehr teuer“, so der Leiter des Kaufbeurer Herzzentrums. Bei einem derzeitigen Preis von 13.000 Euro müsse es schon eine genaue Indikationsstellung dafür geben, wie bei Patient Oliver Mai.

Nach überstandenem Eingriff geht es Mai richtig gut: „Ich fühle mich wie vor meiner Erkrankung“, so Mai glücklich über den unerwartet positiven Verlauf bei einer zunächst doch ziemlich düsteren Prognose. Eines ist Mai dabei noch sehr wichtig, mitzuteilen: „Ich habe ganz bewusst das Klinikum Kaufbeuren für meine Behandlung gewählt“, so Mai. Er habe sich zu jedem Zeitpunkt sehr gut aufgehoben gefühlt. Dr. Koller habe ihn über seine Erkrankung wie auch jeden einzelnen Behandlungsschritt ausführlich aufgeklärt. Und die Zusammenarbeit mit der kardiologischen Praxis Dr. Seitz sei vorbildlich gewesen. „Ich hatte vollstes Vertrauen“, so Mai, für den die schwere Erkrankung eine Wende im Leben bedeutet: „Man stellt die Weichen neu“, so Mai nachdenklich. Sein neues Motto: „Carpe diem!“ Es kann so schnell alles anders sein.

Das subkutane ICD-System

Die implantierbaren Komponenten des minimalinvasiven ICD-Systems werden unter der Oberfläche der Haut über dem Brustkorb implantiert.

Das Aggregat ist ein batteriebetriebenes, computergesteuertes, metallumanteltes Gerät. Es wird meist auf der linken Seite der Brustwand implantiert. Für das Aggregat sind verschiedene Einstellungen und Parameter passend zur jeweiligen Erkrankung mittels kabelloser Kommunikation mit einem externen Programmiergerät programmierbar. Wenn das Aggregat einen ungewöhnlich schnellen Herzrhythmus erkennt (Kammertachykardie oder Kammerflimmern), wird ein Schock abgegeben, um das Herz zu seinem normalen Rhythmus zurückzuführen.

Da das subkutane ICD-System eine Therapie ohne im Herzen platzierte Elektroden bietet, verhindert es einige Komplikationen, die in Zusammenhang mit sog. Transvenösen Elektroden stehen. Außerdem ist während des Implantationsvorgangs keine Röntgenstrahlung erforderlich.


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Lebensretter Behandlung Erfolgreich Defibrillator



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