Wasserstoff hat im Allgäu und am Bodensee eine große Zukunft
Ein Jahr lang haben zehn Gebietskörperschaften und mehr als 120 Netzwerkpartner aus Wirtschaft und Gesellschaft an der Wasserstoffzukunft im Allgäu und dem Bodenseeraum gearbeitet. Nun wurde der Abschlussbericht mit den Ergebnissen des vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr geförderten Verbundprojektes veröffentlicht und kann fortan von allen Interessierten auf der Webseite des Landkreises Lindau (Bodensee) kostenlos heruntergeladen werden.
„Auf 57 Seiten kann jeder nachlesen, welches Potential für die Wasserstofferzeugung und -abnahme in der Region steckt“, erklärt Landrat Elmar Stegmann, der die Ergebnisse gemeinsam mit den anderen Projektpartnern bereits auf einer Abschlussveranstaltung in Kaufbeuren vorgestellt hatte. „Zwölf intensive Monate“ seien es gewesen – so beschreibt Philipp Irber, Mobilitätsmanager im Landkreis Lindau (Bodensee), das nun abgeschlossene Wasserstoff-Projekt HyAllgäu*- Bodensee, bei dem der Landkreis die Federführung inne hatte.
„Die Anzahl der durchgeführten Einzelgespräche mit den regionalen Akteuren lässt sich gar nicht mehr an den Händen unserer Projektpartner abzählen und davon gab es reichlich“, so Philipp Irber: Neben dem Landkreis Lindau (Bodensee) wirkten die Landkreise Ostallgäu und Unterallgäu im Projekt mit, außerdem die Städte Kaufbeuren, Memmingen, Lindau (Bodensee), Konstanz und die Gemeinde Fuchstal. Der Landkreis Oberallgäu und die Stadt Kempten waren obendrein als assoziierte Partner beteiligt.
Die Inhalte der Studie in drei Sätzen zusammenfassen? „Schier aussichtslos“ sei das, schmunzelt Irber, „zu vielfältig ist das Spektrum von der Erzeugung, über die Speicherung, den Transport bis hin zur Anwendung des Wasserstoffs in der Mobilität.“ Allein im letzten Punkt, dem Wasserstoffeinsatz in der Mobilität, standen mit dem ÖPNV, regionalen Speditionen und der Bodenseeschifffahrt verschiedene Branchen im Fokus.
„Insgesamt gibt es trotz der schwierigen Lage am Strommarkt, die auch die Preise für grünen Wasserstoff nach oben treiben, ein großes Interesse regionaler Akteure für den nachhaltigen Energieträger“, erklärt der Mobilitätsmanager. In einem Basisszenario, das allein die umsetzungsnahen Einzelprojekte betrachtet, ergebe sich im Projektgebiet demnach eine Wasserstoff-Nachfrage von jährlich 900 Tonnen bis zum Jahr 2030. Für das optimistischere Progressivszenario fielen sogar über 3.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr an. Um diesem Bedarf nachzukommen und eine hohe regionale Wertschöpfungstiefe zu erzielen, muss der grüne Wasserstoff lokal erzeugt werden.
Dazu wurden in HyAllgäu*- Bodensee zwei potentielle Erzeugungsanlagen einer techno-ökonomischen Analyse unterzogen, also untersucht, wie diese möglichst wirtschaftlich errichtet werden können. „Daraus ergibt sich ein Wasserstoff-Erzeugungspreis, der sich dann, beispielsweise durch Transportkosten und die Abgabe an den Wasserstoff-Tankstellen, noch verändern kann“, sagt Philipp Irber.
Stichwort Transport: Bis zu zehn Wasserstoff-Trailer (Sattelzüge) würden bis 2030 benötigt, um alle im Basisszenario eingebundenen Akteure auf Erzeuger- und Abnehmerseite miteinander zu vernetzen. Essentiell wichtig sei dafür auch die Errichtung von Wasserstoff-Tankstellen an sinnvollen Knotenpunkten.
Neben der Wasserstoff-Tankstelle in Memmingen, die bereits 2023 in Betrieb gehen wird, sind dafür in HyAllgäu*-Bodensee vier weitere mögliche Tankstellen-Standorte identifiziert worden. Wichtig sei nun, das entstandene regionale Wasserstoff-Netzwerk fortzuführen und zu vertiefen, ist sich Philipp Irber sicher. Denn der Projektabschluss stellt gleichzeitig den Startschuss für die Umsetzung konkreter Teilprojekte dar.
Hier geht der Landkreis Lindau (Bodensee) voran, indem er zum Betriebsstart der neuen Regionalbuslinien ab Dezember 2023 im Westallgäu vier Wasserstoff-Brennstoffzellenbusse einsetzen wird. Dass dies in Zukunft nicht die einzige umgesetzte Maßnahme bleiben muss, das verraten exakt 57 Seiten im Abschlussbericht des Wasserstoff-Projektes.
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