Apfelernte am Bodensee in vollem Gange
Die Apfelernte hat in diesem Jahr schwierig begonnen, die Blüte kam spät Anfang Mai, der Sommer war auch schwierig da kaum Sonnentage, viel Regen und die Gefahr von Pilzbefall. Der Herbst ist derzeit optimal, da kühle Nächte und warme Tage, gute Voraussetzungen also für Aroma und ein gutes Zucker-Säure-Verhältniss. Keine Rekordernte, aber eine gute Durchschnittsernte wird bis Ende Oktober erwartet, so Obstbauer Martin Nüberlin aus Lindau.
70 Prozent der Obstflächen im Bodenseeanbaugebiet liegen unter Hagelnetzen, damit die Äpfel wohlbehalten und perfekt geformt wachsen können, der Handel will schließlich makellose Ware. also heißt es, schützen wo es nur geht. Hagelnetze sind teuer sind - pro Hektar entstehen pro Jahr Kosten in Höhe von rund 25.000 Euro.
Besonders gefragt sind die Sorten Elstar, Gala, Jonagold und Rubinette. Für Allergiker gibt es seit einiger Zeit die Apfelsorte „Santana“. Warum diese Sorte auch für Allergiker genießbar ist , weiß man derzeit noch nicht genau, vermutlich spielt die Eiweißzusammensetzung eine Rolle. Elstar passt gut ins Bodenseegebiet, die Apfelsorte mag das Bodenseeklima; südlich der Alpen gibt es keinen Elstar.
Bodenseeobst ist auch ein Wirtschaftsfaktor
Bodenseeäpfel sind ein Renner, optimales Klima und das richtige Zucker-Säure-Verhältnis sind dafür entscheidend. Südlich der Alpen ist der Apfel zwar auch schön, aber das Aroma hat nicht dieses Zucker-Säure-Verhältnis wie am Bodensee, so Martin Nüberlin.
Bodenseeobst ist auch ein Wirtschaftsfaktor bemerkt Martin Nüberlin: obwohl die Gesamternte am Bodensee im Verhältnis zur europäischen Gesamternte nur 2 Prozent, ca. 250 Tonnen, ausmacht. In Deutschland werden rund 1 Million Tonnen Obst produziert, in Polen 5 Millionen Tonnen und in ganz Europa sind es etwa 12 Millionen Tonnen.
Zugute kommen den Bodenseeobstbauern das Klima und die hervorragende Qualität der Früchte. Der Ruf, so Nüberlin, ist sehr gut. Auch das kontrollierte Pflanzenschutzsystem sei entscheidend für Akzeptanz des Obstes vom Bodensee. Im Gegensatz zu anderen Ländern wird das Obst aus Deutschland auch streng kontrolliert. Zugute kommt auch der Umweltgedanke auf Grund kurzer Wege, da wundert es Nüberlin, dass beim Discounter Äpfel aus Neuseeland angeboten werden.
Qualität durch integrierten Anbau
Bei der Qualität seiner Äpfel setzt Martin Nüberlin auf den sogenannten integrierten Anbau was bedeutet, dass auf Nützlinge und Schädlinge geachtet und erst dann eingegriffen wird, wenn es erforderlich ist. Es kommen nur geprüfte und zugelassene Mittel zum Einsatz. Der Obstbauer reagiert nur dann, wenn es absolut notwendig ist. Prophylaktisch arbeitet er lediglich bei den Pilzkrankheiten, da bereits vor der Blüte sauber und effektiv gearbeitet werden muss um einen ruhigen Sommer zu haben.
So gilt auch für Martin Nüberlin der Spruch der Engländer, der da lautet „An apple a day keeps the doctor away“, denn der Apfel ist die Apotheke der Natur, mit vielen wertvollen Inhaltsstoffen.
Eine große Familie mit Saisonkräften
Der Hof von Martin Nüberlin existiert seit dem 13. Jahrhundert. Es gab einmal insgesamt sieben Höfe die auf den Namen Nüberlin lauteten. An der Stelle, an der heute sein Hof steht, gab es auch schon damals einen Martin Nüberlin. Anfangs war gar nicht so klar, dass die Kinder in die Fußstapfen des Vaters treten. Voller Stolz sagt er aber heute, dass sie es nach Gesprächen dann mit Überzeugung getan haben und seitdem den Hof und das Unternehmen eigenständig, gemeinsam mit dem Vater im Rahmen einer GbR weiterführen.
Menschlichkeit war und ist ihm immer wichtig, gegenüber jedem und besonders gegenüber seinen Saisonkräften, derzeit elf und einer davon kommt schon seit 33 Jahren zu ihm, gehört fast schon zur Familie. Jetzt nach Corona ist die Situation wieder etwas einfacher, in Hochzeiten hatte er 15 Saisonkräfte. Lange schon vor Corona geplant, entsteht derzeit auf dem Hofanwesen eine Unterkunft für die Saisonkräfte mit hohem Investitionsvolumen. "Das sind mir die Menschen, die zu mir kommen wert", sagt er. So zahlt Nüberlin den Mindestlohn, die Unterkunft ist kostenlos und an jedem Samstag gibt es ein gemeinsames Mittagessen mit allen Saisonkräften und der ganzen Familie.
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